Aktionsplan KI: Künstliche Intelligenz soll öfter deutsch werden

Wirtschaftliche Erfolge im KI-Bereich sind nach Ansicht der Bundesregierung rar gesät. Das will das Forschungsministerium mit einem Aktionsplan ändern.

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Business-Team arbeitet mit künstlicher Intelligenz am Computer. Eher eine abstrakte Darstellung.

(Bild: Vasin Lee/Shutterstock.com)

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Das Bundesforschungsministerium (BMBF) hat nun seinen Aktionsplan Künstliche Intelligenz vorgelegt. Seit August dieses Jahres ist bekannt, dass Ministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) 1,6 Milliarden Euro aufwenden will, um das deutsche KI-Ökosystem voranzubringen. Jetzt hat sie vorgestellt, wie das im Detail, wie ein "Alleinstellungsmerkmal einer KI Made in Germany" aussehen soll.

Deutschland habe – abgesehen von einigen "bemerkenswerten Ausnahmen" wie Aleph Alpha, Celonis oder DeepL – bisher kaum mit wirtschaftlichen Erfolgen im KI-Bereich von sich reden gemacht, heißt es in dem Aktionsplan. "Gerade bei der Umsetzung unserer exzellenten KI-Forschung in neue Produkte, Dienste, Geschäftsmodelle, Arbeitsprozesse und Start-ups besteht erheblicher Handlungsbedarf." Einen solchen sieht das BMF auf den Feldern Forschung und Infrastruktur, Anwendung und Transfer von KI und den gesellschaftlichen Grundlagen. Auf diesen liefen im Rahmen der seit 2018 bestehenden KI-Strategie der Bundesregierung bereits 50 Projekte, nun sollen mindestens 20 weitere Initiativen hinzukommen.

Deutschland lande zwar regelmäßig in der Zahl der Publikationen zur KI-Forschung unter den besten sechs Nationen, Länder wie die USA, China oder Indien wiesen aber eine deutlich größere Dynamik auf. Mithilfe einer neuen Förderrichtlinie zu Machine-Learning-Modellen und einer strategischen Ausrichtung will das BMBF erreichen, dass Deutschland in Sachen Künstlicher Intelligenz europaweit vorn steht. Dabei berücksichtigt das BMBF, dass sich die KI-Forschung zunehmend in die Privatwirtschaft verschiebe. Im Bereich der großen generativen KI-Modelle habe Deutschland mit Luminous (Aleph Alpha) und Stable Diffusion zwar wettbewerbsfähige Angebote hervorgebracht, insgesamt dominierten hier aber die USA.

Neben der Förderung der Forschung und der Kompentenzen seien Daten und Rechenleistung zentrale KI-Triebkräfte, betont das BMBF (PDF). Daher müsse die KI-Infrastruktur ausgebaut werden. Beispielsweise sollen im Rahmen von EuroHPC das Gauss Centre for Supercomputing und Nationales Hochleistungsrechnen sowie europäische Kooperationen weiter gestärkt werden. Am Forschungszentrum Jülich im Jahr 2024, danach auch am LRZ München und am HLRS Stuttgart sollen Hochleistungsrechner der Exascale-Klasse in Betrieb gehen.

Da mit 15 Prozent der deutschen Unternehmen nach Ansicht des BMBF zu wenige KI nutzen, will das Ministerium kleine und mittlere Unternehmen geziehlt beraten und fördern. Deutschland habe zwar eine rege KI-Start-up-Szene, mit 245 zwischen 2013 und 2022 gegründeten Unternehmen liege das Land aber weltweit nur auf Platz 9, bei KI-Patenten im vorderen Mittelfeld. Daher plant das BMBF, die Spitzenforschung, beispielsweise zu KI-basierter Robotik, weiter zu stärken.

Auch für das Gesundheitswesen sieht das BMBF viel Potenzial. Beispielsweise unterstützten KI-Analyse in der Krebsforschung Ärzte dabei, die besten Behandlungsansätze einzuschätzen. Hier wie auch auf anderen Feldern hänge die Stärke der KI von der Datenbasis ab. Daher setzt das BMBF auch einen Schwerpunkt auf neue Ansätze der Datensammlung und -analyse. Aber auch ganz allgemein könne KI helfen, zum Beispiel könne sie dazu beitragen, 134 der 169 Unterziele der UN-Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Zu den möglichen Auswirkungen der KI auf den Bildungsbereich liegen nach Ansicht des BMBF noch zu wenige Studien vor. Die Forschung dazu soll daher ausgeweitet werden, um so nicht nur KI als Lerninhalt und Instrument für die Schule nutzen zu können, sondern auch die Risiken einschätzen zu können. Neben der eigentlich Nutzung der KI betreffe dies auch Aspekte wie Datenschutz, Kontrolle und Transparenz.

Als Erfolgsbedingungen für eine breitete Entwicklung der KI in Deutschland und Europa sieht das BMBF den "europäischen und internationalen Schulterschluss". Auch müsse der gesellschaftliche Dialog und die multidisziplinäre Forschung vorangetrieben und als Grundlage all dessen eine Regulierung installiert werden, die agil und innovationsfreundlich sei.

(anw)