Apple-Mitarbeiter kritisieren eigenen Konzern auf Slack

Der geheimnisumwitterte US-Konzern hielt interne Konflikte bislang zumeist unter der Decke. Die Homeoffice-Kommunikation via Slack scheint das zu ändern.

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(Bild: Shutterstock/AlexandraPopova)

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Ein Kommunikationsdienst, der bei Apple im Rahmen der Pandemie breit eingeführt wurde, sorgt mittlerweile dafür, dass interne Kritik stärker gebündelt wird. Auf Slack äußern sich die Angestellten des Konzerns klarer und direkter als je zuvor, berichtet der Fachdienst The Information. Für Apple, wo seit Jahrzehnten Geheimhaltung großgeschrieben wird, eröffnet dies eine Ära neuer Offenheit – zumindest bislang noch. Teilweise dringen die internen Diskussionen nun auch nach außen, ebenfalls ein Novum bei dem Konzern – was dem Management nicht schmecken soll.

Dies betraf in jüngster Zeit sowohl Proteste gegen eine zunächst harsche Homeoffice-Regel des Konzerns als auch Kritik am umstrittenen lokalen Kinderporno-Scanner für das iPhone oder Argumente gegen eine aktuelle Personalentscheidung des Unternehmens. All dies habe seinen Ausgang auf Slack genommen oder sei dort intensiv diskutiert worden, hieß es. Slack sei zu einem "virtuellen Marktplatz" der Firma geworden. Vor dem Beginn des Umzugs ins Homeoffice sei es aufgrund der Geheimhaltungskultur für Angestellte nur schwer möglich gewesen, sich untereinander zu organisieren, schreibt The Information. Apple ist zudem bekannt dafür, dass Teams untereinander kaum kommunizieren, teilweise sind sie sogar extra abgeschottet und wissen bei wichtigen Projekten nicht, was andere Gruppen in der Firma gerade tun – nur, damit nichts nach außen dringt.

Ein ehemaliger Manager im Procurement-Bereich teilte The Information mit, selbst Apples internes Telefonbuch sei so schwierig zu nutzen, dass es fast unmöglich gewesen sei, herauszufinden, wer für bestimmte Tätigkeiten in bestimmten Regionen verantwortlich war. Slack soll 2019 erstmals in einzelnen Teams eingeführt worden sein – wie bei anderen IT-Konzernen ebenfalls. Mit Aufkommen der Corona-Krise sei der Dienst breit angenommen worden. Das ist interessant, weil Apple mit iMessage bereits einen eigenen, Ende-zu-Ende-verschlüsselten Kommunikationsdienst besitzt.

Inzwischen soll es laut dem Bericht bereits 3000 interne Apple-Slack-Kanäle geben mit zum Teil jeweils mehr als 10.000 Mitgliedern. Damit können sich Nutzer untereinander viel leichter vernetzen und gemeinsame Ziele erreichen. Es gibt Kanäle zu Hilfethemen, aber auch zu Investments oder religiösen Fragen. Ein populärer Kanal kümmert sich um Argumente fürs Homeoffice, ein weiterer um Probleme von Frauen bei Apple. "Die Menschen arbeiten jetzt komplett aus der Ferne – was früher rund um den Wasserspender besprochen wurde, ist nun offener geworden, weil sich die digitale Umgebung sicherer und weniger persönlich anfühlt", so ein Apple-Mitarbeiter.

Zuletzt hatte sich bei dem Konzern eine eigene "#metoo"-artige Bewegung gegen Frauenfeindlichkeit und Rassismus gebildet – sicherlich auch dank Slack. Ob Apple die interne Kommunikation wieder reduziert, bleibt abzuwarten. Das Unternehmen strebt nun eine Rückkehr ins Büro im kommenden Jahr an.

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(bsc)