Apple Self Service Repair: Selbst reparieren lohnt sich kaum

Apples lange erwartetes Reparaturprogramm für Endkunden kann teurer sein als der Komponentenaustausch beim Hersteller. Das zeigt die Berechnung eines YouTubers.

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(Bild: Apple)

Lesezeit: 3 Min.

Noch ist das sogenannte Self-Service-Repair-Programm (SSRP) von Apple nur für bestimmte Geräte sowie auch nur in den Vereinigten Staaten von Amerika verfügbar. Damit wird es erstmals auch für Amateure möglich, zentrale Komponenten des iPhone – und später auch von Apple-Silicon-Macs – durch Original-Ersatzteile auszutauschen und dabei auch Spezialwerkzeuge zu verwenden, die bislang nur autorisierten Werkstätten des Konzerns zugänglich waren.

Doch lohnt sich die Eigenreparatur überhaupt? Ein YouTuber machte nun die Probe aufs Exempel und kommt zu dem Schluss: Leider in den seltensten Fällen. Denn Apple setzt erstaunlich hohe Preise an.

Der kanadische Tech-Video-Produzent Linus Sebastian, bekannt von "Linus Tech Tips", besorgte sich für den Selbsttest für die Apple-Reparatur beim Endkunden notwendige Hardware. Dazu gehörten das zum Preis von 49 US-Dollar für sieben Tage mietbare Repair Tool Kit sowie die notwendigen Komponenten für einen Displaytausch eines iPhone 12 Pro Max. Das Ergebnis: Er bezahlte 340 Dollar, allerdings nur, wenn er die ausgetauschten Komponenten auch an Apple zurückgeschickte. Ansonsten fielen 375 Dollar an.

Vergleicht man dies mit den Kosten, die bei Apple selbst anfallen, zeigt sich in Sebastians sehenswertem Video, dass der Austausch eher als Hobby zu betrachten ist denn als lohnenswerte Selbstreparatur. In den US verlangt Apple für den Austausch eines Bildschirms mit Originalersatzteilen für das besagte Modell nämlich selbst nur 330 Dollar. Und das inkludiert wiederum die Arbeitskosten, die beim SSRP in diesem Fall gar nicht einberechnet wurden. Setzt man einen Stundensatz ähnlich dem von Apple (rund 20 Dollar) bei sich selbst an, kommt man auf Kosten, die deutlich oberhalb von 400 Dollar liegen. Bei alldem stellt man sich die Frage, ob nicht der Kauf eines neuen iPhone SE 3 die Alternative ist.

Das sind allerdings nicht die einzigen Probleme des SSRP. Ein zentrales weiteres liegt darin begründet, dass Apple vergleichsweise langsame Reaktionszeiten hat. So muss man mehrere Tage auf die Zustellung der Ersatzteile warten und zudem gegebenenfalls mehrere Tage auf das Absenden des Repair Tool Kit, will man es nicht selbst erwerben, was etwa für besagte Display-Reparatur rund 700 Dollar kosten soll. Ein Apple Store kann gegebenfalls deutlich schneller helfen.

Zudem hat Apple ein engmaschiges Kontrollsystem für die Selbstreparatur implementiert. Dazu gehört, dass man die Seriennummer seines Geräts angeben muss, wenn man Ersatzteile bestellte, zudem ist es notwendig, die neuen Komponenten per Software freizuschalten. Noch weiß niemand, wie oft Apple die Nachbestellung von Ersatzteilen erlaubt; durch den Zwang der Eingabe der Seriennummer kann ein Amateur-Reparateur sich auch keine Originalteile aufs Lager legen, wenn er mehreren Freunden helfen möchte. Immerhin lobenswert: Apple macht jetzt iPhone-Reparaturhandbücher für alle Nutzer zugänglich.

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(bsc)