Auch Daimler will führender Elektroauto-Hersteller werden

"Electric first" gibt der Autohersteller als Strategiedevise für die kommenden Jahre aus. dafür wird einiges in dem Konzern umorganisiert und investiert.

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Auch Daimler will führender Elektroauto-Hersteller werden

Von "Anspruchsluxus" über "Forschrittsluxus" bis "Leistungsluxus" : Daimler will mit recht eng beieinander stehenden Buchstaben sein volles Luxuspotenzial entfalten.

(Bild: Daimler)

Lesezeit: 3 Min.
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Daimler soll nach den Worten seines Vorstands in den kommenden Jahren zum weltweit führenden Elektroauto-Hersteller werden. Er strebe "die führende Position" bei Elektroantrieben und Fahrzeug-Software an, teilte der Konzern am Dienstag in einer digitalen Investorenkonferenz in Stuttgart mit.

Damit könnte es auf dem Weltmarktgipfel eng werden, denn schon vor vier Jahren warf Volkswagen im Rennen auf die Marktspitze seinen Hut in den Ring. Ford kam Volkswagen mit diesem Anspruch zuvor, während sich Renault damit bescheiden würde, nur in Europa die Nase vorn zu haben.

Daimler belässt es nicht mit großen Wörtern , im Rahmen seiner Strategie "Electric First" kündigte das Unternehmen vier neue Elektrofahrzeuge an, die auf der kommenden Electric Vehicle Architecture (EVA) basieren sollen. Die Luxuslimousine EQS soll das erste Modell auf dieser neuen eigenständigen Plattform sein und mit einer Reichweite von mehr als 700 km (WLTP) 2021 auf den Markt kommen. Auf den WQS sollen der EQE, der EQS-SUV und der EQE-SUV folgen. Auch sollen AMG, Maybach und G elektrifiziert werden.

Auf Basis der zweiten neukonzipierten elektrischen Fahrzeugplattform, der Mercedes-Benz Modular Architecture (MMA) für Fahrzeuge im Kompakt- und Mittelklasse-Segment, sollen ab 2025 weitere Modelle Daimlers Elektrofahrzeug-Angebot komplettieren.

Mercedes-Benz EQV Concept (14 Bilder)

(Bild: Daimler)

Mercedes-Benz will insgesamt "noch mehr Ressourcen für Produktentwicklung und Expertise in Elektroantriebe umschichten und in neue Technologien sowie Konzepte zur Erhöhung der Reichweite und Effizienz investieren", heißt es in einer Mitteilung. In der Batterietechnik wartet das Unternehmen mit eigener Forschung und Entwicklung auf sowie mit strategischen Kooperationen mit Partnern wie CATL, Farasis und Sila Nano. Neue Materialien und Produktionsprozesse sollen die Reichweite erhöhen und Ladezeit sowie Kosten reduzieren.

EQXX heißt Mercedes-Benz' Programm für die kommende Entwicklung von Elektrofahrzeugen. Dafür hat das Unternehmen seine Entwicklungsabteilung nach eigenen Angaben beauftragt, "die Grenzen bei Reichweite und Effizienz mit einem funktionsübergreifenden und multidisziplinären Team in Stuttgart zu erweitern". Die Ergebnisse des Programms sollen schnell in Serienfahrzeugen verwendet werden.

Im Bereich der Fahrzeug-Software setzt Mercedes-Benz auf das proprietäre Betriebssystem MB.OS. Dieses wird unternehmensintern entwickelt und soll 2024 auf den Markt kommen. "Die Entwicklung eigener Software ermöglicht häufigere und regelmäßigere Updates", argumentiert Daimler. Die Software werde für alle skalierbaren Plattformen entwickelt, womit die künftigen Entwicklungskosten unter Kontrolle bleiben sollen.

Zugleich will das Unternehmen die Fixkosten bei Mercedes-Benz – etwa durch Einsparungen am Personal – im Vergleich zu 2019 um 20 Prozent drücken. Obendrein sollen bis zum Jahr 2025 auch die Forschungs- und Entwicklungsausgaben deutlich sinken.

Im zweiten Quartal hatte Daimler rund zwei Milliarden Euro Verlust eingefahren. Standortübergreifend war zuletzt der Abbau von 10.000 bis 15.000 der weltweit rund 300.000 Daimler-Stellen kolportiert worden. Medien hatten sogar von bis zu 30.000 Stellen berichtet. Die Zahlen kommentierte der Autobauer bisher nicht.

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Die neue Strategie solle dazu führen, das Unternehmen technisch und finanziell zu neuer Stärke zu führen, teilte der Konzern mit. Man strebe bis 2025 bei Mercedes-Benz eine Umsatzrendite "im mittleren bis hohen einstelligen Prozent-Bereich" an. Die Umsatzrendite ist Maßstab für die Profitabilität eines Unternehmens; je höher die Prozentzahl ist, desto mehr Gewinn holt das Unternehmen aus jedem Euro Umsatz heraus.

(anw)