Betriebsratswahlen bei Tesla: IG Metall stärkste Kraft

Bei den Betriebsratswahlen im Werk Grünheide hat die IG Metall fast 40 Prozent der Stimmen erhalten. Die Werksleitung lehnt Gewerkschaften und Tarife ab.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 99 Kommentare lesen
Tilgurg,,Netherlands,-,September,25,,2016:,Tesla,Motors,Assembly,Plant

(Bild: Nadezda Murmakova/Shutterstock)

Lesezeit: 3 Min.

Bei den in der vergangenen Woche zu Ende gegangenen Betriebsratswahlen in der Tesla-Gigafactory in Grünheide hat die Liste der IG Metall die meisten Stimmen erhalten. 39,4 Prozent der rund 12.500 Beschäftigten stimmten für die Liste der Gewerkschaft. Sie rechnet damit, 16 der 39 Sitze im neuen Betriebsrat zu besetzen.

Der vorgezogenen Neuwahl waren heftige Auseinandersetzungen mit der Werksleitung und der bisherigen Betriebsratsvorsitzenden Michaela Schmitz vorausgegangen. Schmitz war noch vor der Eröffnung des Werks vor zwei Jahren aus den Führungsreihen gewählt worden. Sie hatte sich ebenso wie die Werksleitung gegen Gewerkschaften und einen Tarifvertrag ausgesprochen.

"Was wir nicht brauchen, ist eine Gewerkschaft", zitiert sie das Handelsblatt aus einer Rede vor der Belegschaft Mitte März. Es gebe viele Beschäftigte, die bereit seien, 50 oder 60 Stunden pro Woche zu arbeiten, so die bisherige Betriebsratsvorsitzende.

Ein halbes Jahr zuvor hatte die Werksleitung die Motivation der Beschäftigten noch anders eingeschätzt: Auf einer Betriebsversammlung Anfang Juli schimpfte Andre Thierig aus der Werksleitung laut Handelsblatt über "Langschläfer und Simulanten". Deren Krankenstand liege "deutlich über dem Branchendurchschnitt". Dagegen werde sich der Konzern wehren, kündigte er an.

Auch Konzernchef Elon Musk hatte sich bei seinem Besuch in Grünheide gegen Gewerkschaften positioniert. Wie die MOZ berichtet, wurden im Werk Buttons mit der Aufschrift "Giga ja, Gewerkschaft nein" verteilt.

Die IG Metall bezeichnet die derzeitigen Arbeitsbedingungen als "unzumutbar". Sie fordert eine Verlängerung der Taktzeiten von derzeit 45 Sekunden, längere Pausen und ein Ende der "Unterbesetzung". Ein besonderer Dorn im Auge ist den Beschäftigten die Urlaubsregelung. Danach kann das Werk die Beschäftigten bis zu zehn Tage im Jahr in Zwangsurlaub schicken, wenn die Produktion stockt.

Das kann nicht nur bei Stromausfällen passieren: Am 5. März setzten militante Teslagegner einen Strommast in der Nähe des Werks in Brand und sorgten für einen achttägigen Produktionsstillstand. Als im Januar wegen Huthi-Angriffen auf Frachtschiffe im Roten Meer der Nachschub stockte, setzte Tesla die Produktion sogar für fast zwei Wochen aus.

Es bleibt abzuwarten, wie viel Einfluss die IG Metall als stärkste Fraktion im Betriebsrat künftig auf die Arbeitsbedingungen nehmen kann. Zumindest kann sie die Beschäftigten künftig offener informieren. Denn Betriebsratsmitglieder sind besser vor Repressalien geschützt.

Aber nicht nur in Grünheide gibt es einen Arbeitskampf gegen Tesla. In Schweden organisierte die Metallarbeitergewerkschaft IF Metall Ende Oktober einen Streik. Am 20. Dezember blockierten norwegische Gewerkschafter die Auslieferung von Tesla-Fahrzeugen. Laut dem griechischen Online-Portal Xekinima unterstützten insgesamt 13 Gewerkschaften in Schweden, Norwegen und Dänemark den Streik der IF Metall. Hintergründe erklärt ein umfangreiches Dossier auf der deutschsprachigen Plattform Labournet.

(hag)