Multifunktionsdrucker: Canon und HP scannen nur mit Tinte im Tank

Eingeschränkt arbeitende "Multifunktionsgeräte" beschäftigen zunehmend die US-Gerichte. Canon konnte eine Sammelklage abwenden, für HP sieht es schlechter aus.

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(Bild: ANDRANIK HAKOBYAN/Shutterstock.com)

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Hersteller von All-In-One-Druckern bewerben ihre Apparate gern damit, dass diese nicht nur Texte oder Bilder zu Papier bringen, sondern auch scannen, kopieren und gegebenenfalls faxen können. Doch teils funktionieren die sogenannten Multifunktionsgeräte nur, wenn die Tintenpatrone nicht leer ist. Sonst verweigern sie etwa das Scannen. Mit diesen Voreinstellungen verärgern die Produzenten Verbraucher, was in den USA zu ersten juristischen Auseinandersetzungen vor Gericht geführt hat. Die Ergebnisse sind bislang unterschiedlich.

So sah sich Canon 2022 mit einer einschlägigen Klage konfrontiert. David Leacraft aus Queens behauptete vor dem Bundesgericht für den östlichen Bezirk von New York, sein Canon Pixma All-in-One scanne Dokumente nur, wenn auch Tinte an Bord sei. Weitere Kläger unterstützten ihn. Mehrere Verweise in offiziellen US-Support-Foren des japanischen Konzerns bestätigten diese ungewöhnliche Produkteinschränkung. "Beim PIXMA MG6320 müssen alle Tintenbehälter im Drucker installiert sein und alle müssen Tinte enthalten, um die Funktionen des Druckers nutzen zu können", schrieb ein Firmenvertreter 2020. Durch Ersetzen des leeren Tintenbehälters durch einen neuen werde dieses Problem behoben. Eine Umgehungsstrategie gebe es nicht.

"Wenn Sie die Fehlermeldung 'Tinte leer' erhalten, können Sie das Gerät erst verwenden, wenn die Tinte ausgetauscht wurde", hieß es auch 2016 schon ähnlich. Die Klage Leacrafts hatte den Status einer Sammelklage. Andere Kunden hätten sich ihr einfach anschließen und ebenfalls potenziell Schadenersatz fordern können. Das Magazin "The Verge" fand nun aber heraus: Schon Mitte November teilten die Anwälte beider Parteien dem zuständigen Richter Gary Brown aber mit, dass diese sich außergerichtlich geeinigt hätten. Man habe sich darauf verständigt, damit "den Fall in seiner Gesamtheit zu klären" und die Fehde beizulegen. Was sich Canon die Übereinkunft gegebenenfalls kosten ließ, ist nicht überliefert.

Canons größerer US-Konkurrent HP sieht sich wegen derselben Praxis dagegen noch mit einer Sammelklage konfrontiert. Wie die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag berichtete, hat sich Richterin Beth Labson Freeman vom Bundesgericht für den nördlichen Bezirk von Kalifornien in San José geweigert, eine Eingabe von Gary Freund aus San Francisco und Wayne McMath aus Minneapolis abzuweisen. Beide monieren, dass auch viele HP-Drucker keine Dokumente scannen oder faxen, wenn ihre Tintenpatronen melden, dass sie zur Neige gehen. Die Geräte meldeten dann einen "Fehler".

Die Kläger behaupten, HP habe seine All-in-One-Drucker absichtlich so designt, um den Verkauf von Utensilien anzukurbeln. Scannen oder Faxen erfordere aber keine Tinte. HP hielt dagegen, Freund könne sich nicht auf die Aussage eines firmeneigenen Kundendienstmitarbeiters als Beweis dafür verlassen, dass das Unternehmen von der Einschränkung wusste. Freeman kam indes zu dem Schluss, dass diese Angabe zumindest ausreiche, um den Fall vor Gericht näher zu untersuchen.

Die Kläger hätten plausibel gemacht, dass HP Kenntnis von dem angeblichen Mangel gehabt habe und diesen hätte offenlegen müssen, schrieb die Richterin in der Entscheidung vom Donnerstag. Nur so wäre es ihnen möglich gewesen, auf den Kauf zu verzichten oder auf einen niedrigeren Preis zu drängen. HP scheint seine Werbung inzwischen umgestellt zu haben. In der Originalbeschreibung des Unternehmens für eine Verkaufsseite auf Amazon für das Multifunktionsgerät Envy 6455e hieß es laut The Verge, man könne Dinge damit jederzeit überall scannen. Das "Wann immer man wolle" sei mittlerweile aber gestrichen worden.

Epson hat derweil eine spezielle Frage-Antwort-Seite erstellt, um Kunden zu versichern, dass der Konzern den Trick mit der Funktionseinschränkung seit 2008 nicht mehr anwende. Die großen Druckerhersteller haben ihre Tintenpatronen und Tonerkartuschen zugleich bereits seit Längerem mit einer Art digitalem Rechtekontrollmanagement (DRM) versehen. Sie wollen damit etwa durchsetzen, dass nur Original-Nachfüllmaterial verwendet werden kann, das in der Regel teurer ist als Alternativen von Drittanbietern. Der US-Produzent Dymo übertrug diesen Ansatz sogar auf das verwendbare Papier: Seine Thermo-Direkt-Drucker beschriften nur noch Etiketten aus dem eigenen Haus.

(bme)