Corona-Pandemie treibt Verwaltungen in der EU bei Open Data an

Die EU-Staaten haben in diesem Jahr mehr Verwaltungsdaten zur freien Weiternutzung herausgegeben. Deutschland gilt noch als "Vorreiter", fällt aber zurück.

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(Bild: EFKS/Shutterstock.com)

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Im Bereich Open Data kommen die meisten EU-Länder voran. Im europäischen Durchschnitt machen sie Fortschritte beim Öffnen der Datenschätze der Verwaltungen und stellen diese zunehmend so zur Verfügung, dass jeder die Informationen frei nutzen, verbreiten und weiterverwenden kann. Dies geht aus einem Open-Data-Bericht der EU-Kommission hervor, der die Verbesserungen der Mitgliedsstaaten beim Veröffentlichen von offenen Daten misst.

In den vier untersuchten Dimensionen politische Leitlinien, Auswirkungen, Open-Data-Portale und Qualität haben die EU-Länder demnach einen europaweiten Reifegrad von 81 Prozent erreicht. Das sind drei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Deutschland liegt mit einer Bewertung von 89 Prozent über dem europäischen Durchschnitt. Die Forscher der Beratungsgesellschaft Capgemini Invent, die den am Freitag veröffentlichten Report für 2021 koordiniert haben, begründen dies vor allem mit einem guten Abschneiden von Bund und Ländern beim regulatorischen Open-Data-Rahmen, der einschlägigen Strategie der Bundesregierung und dem Grad der Implementierung.

Im Vergleich zum Vorjahr konnte sich Deutschland auch in den anderen Kategorien teils verbessern. Es gilt damit noch knapp als "Vorreiter" zusammen mit anderen Mitgliedsstaaten wie Litauen, Norwegen oder Dänemark. Im europäischen Vergleich fällt Deutschland aber leicht auf Rang 15 zurück. Ganz nach vorn hat sich Frankreich geschoben, das bereits seit sechs Jahren zur Führungsgruppe der "Trendsetter" gehört. Es gilt nun mit einer Bewertung von 97,5 Prozent als das europäische Land mit der fortschrittlichsten Open-Data-Strategie.

Auch einige europäische Länder außerhalb der EU erzielten schnellere Fortschritte als Deutschland. So stieg etwa Norwegen aus der untersten Schicht der "Anfänger" zum "Vorreiter" auf. Die Ukraine schätzen die Experten 2021 erstmals als "Trendsetter" ein.

Deutschland werde sich anstrengen müssen, "um nach oben aufzuschließen", betonte Capgemini-Analystin Marie Jansen. "Damit hat die neue Bundesregierung eine große Aufgabe vor sich. Mit dem im Koalitionsvertrag festgelegten Rechtsanspruch für Open Data, der Bildung eines Dateninstituts sowie der Verabschiedung eines Transparenzgesetzes hat sie den ersten Grundstein bereits gesetzt." Nun gelte es, die Vorhaben rasch in die Praxis umzusetzen.

Vor allem die Covid-19-Pandemie veranschaulichte im auslaufenden Jahr laut dem Bericht "den Wert und Einfluss von Open Data". Offene Daten ermöglichten es etwa, das öffentliche Bewusstsein für Gesundheitsfragen zu schärfen. Viele Staaten hätten bestehende Initiativen und Dashboards durch aktuelle Statistiken ergänzt – etwa zu nationalen Impfraten, der Produktionskapazitäten für Impfstoffe oder Ressourcen in der Intensivpflege. Dadurch sei eine "hohe soziale Wirkung" erzielt worden.

Der geplante Data Governance Act (DGA) soll laut dem EU-Parlament künftig darauf abzielen, das Vertrauen in die gemeinsame Nutzung von Daten weiter zu erhöhen. Zugleich wollen die Abgeordneten Vorschriften zur Neutralität von Datenmarktplätzen schaffen und die Wiederverwertbarkeit bestimmter Informationen des öffentlichen Sektors erleichtern. Dabei geht es etwa um Gesundheits-, Agrar- und Umweltdaten, die bisher im Rahmen der bestehenden Open-Data-Richtlinie nicht öffentlich und frei verfügbar sind.

(olb)