Deutschland investiert mehr in Schienenverkehr, andere Länder noch mehr

Deutschland landet im europäischen Vergleich der Investitionen in Schieneninfrastruktur auf einem hinteren Platz, zeigt ein Vergleich der Allianz pro Schiene.

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ICE-Trasse neben einer Autobahn.

(Bild: Deutsche Bahn)

Lesezeit: 3 Min.

Deutschland investiert mehr Geld in die Schieneninfrastruktur als je zuvor, bleibt aber im internationalen Vergleich auf den hinteren Plätzen. So lautet das Resümee der Allianz pro Schiene, die zusammen mit der Unternehmensberatung SCI Verkehr die Investitionen europäischer Länder in die Schiene verglichen hat.

Luxemburg steht laut dieser Analyse mit 607 Euro pro Einwohner Investitionen in die Schieneninfrastruktur an der Spitze der zwölf betrachteten Länder, darauf folgt die Schweiz mit 413 Euro. Mit 315 Euro pro Kopf steht Norwegen erstmals auf Platz drei, Österreich liegt mit 271 Euro auf dem vierten Platz. Deutschland steht mit 124 Euro hinter Großbritannien (158 Euro), Dänemark (157 Euro) und den Niederlanden (147 Euro) auf Platz 9. Die letzten drei Plätze nehmen Italien (103 Euro), Spanien (56 Euro) und Frankreich (45) ein.

"Mit 124 Euro pro Einwohner hat die Bundesrepublik im vergangenen Jahr so viel in das Schienennetz investiert wie noch nie", sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene am Donnerstag in Berlin. Aber auch andere europäische Staaten hätten die staatlichen Investitionen ins Gleisnetz "deutlich gesteigert", sodass Deutschland im Europa-Vergleich "immer noch einen Keller-Platz" einnehme. Immerhin habe Deutschland Italien überholt.

Der deutliche Anstieg der Investitionen in Deutschland von 88 Euro pro Kopf im Jahr 2020 auf 124 im Jahr 2021 basiert laut Allianz pro Schiene "in Teilen auf einem Sondereffekt". Die vom Bund durch das Klimaschutzprogramm 2030 bereitgestellten Mittel für die Eigenkapitalerhöhung der Deutschen Bahn AG seien 2021 nachträglich auch für das Jahr 2020 ausgezahlt worden. 2022 werde Deutschland also im Vergleich voraussichtlich wieder zurückfallen, sagte Flege mit Verweis auf den Haushaltsplan für das laufende Jahr.

Auch in Sachen Digitalisierung der Schiene stehe Deutschland nicht gut da, meint die Allianz. Im Vergleich zu anderen Ländern plane Deutschland bis 2030 kaum nennenswerte Maßnahmen und werde sein selbst gestecktes Ziel deutlich verfehlen, bis 2035 die kompletten Bundesschienenwege mit dem European Train Control System (ETCS) auszurüsten. Wenn sich daran nichts ändere, werde die digitale Schiene auch 2040 in Deutschland noch nicht real sein, "während Länder wie Belgien, Dänemark oder die Schweiz ihre Hausaufgaben längst gemacht haben und damit auch durchgängige Verkehre durch Europa ermöglichen", schreibt Allianz pro Schiene.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat die Sanierung und den Ausbau des deutschen Schienennetzes zur Chefsache gemacht. Ein neues Sanierungskonzept soll dafür sorgen, dass "Hochleistungskorridore" nicht nur ersetzt, sondern modernisiert werden. Der erste Schienenkorridor soll ab 2024 generalsaniert werden. Die Bundesregierung hat für 2022 etwa 9,4 Milliarden Euro Investitionen für den Schienenverkehr eingeplant. Die Allianz pro Schiene hatte dies bereits im März kritisiert.

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(anw)