Digital Credentials: Universitäten arbeiten am E-Diplom

Mit dem neuen Standard sollen Papierzeugnisse überflüssig werden. Gerade bei der Anerkennung von ausländischen Abschlüssen könnte das helfen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 11 Kommentare lesen
Studenten im Hörsaal

Studenten sollen künftig ihre Zeugnisse und Nachweise auch digital erhalten können.

(Bild: dpa, Jan Woitas/Archiv)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
Inhaltsverzeichnis

Viele kennen das Problem: Im Laufe des Berufslebens haben sich Ausbildungsnachweise und Zeugnisse angesammelt, doch die Bewerbungs-Website des potenziellen Arbeitgebers lässt gerade einmal den Upload einer Datei mit ein paar Megabyte zu. Kurzerhand werden alle Leistungsnachweise eingescannt und zu einer PDF-Datei zusammengestückelt – in der Hoffnung, dass sich der Arbeitgeber schon das richtige heraussucht.

heise jobs – der IT-Stellenmarkt

Zu Arbeitsplätzen und Stellenangeboten in der IT-Branche siehe auch den Stellenmarkt auf heise online:

Selbst in Institutionen, die sich ganz dem Digitalen verschrieben haben, ist das Papierzeugnis immer noch das Mittel der Wahl: "Wer bei uns einen Master-Studiengang erfolgreich abschließt, bekommt zum einen eine hübsche Urkunde und dazu einen Papierstapel von gut 15 Seiten", erklärt Hans Pongratz, Chief Information Officer der Technischen Universität München.

In dem Papierstapel ist genau erfasst, welche Module der Student abgeschlossen hat. So können sich Arbeitgeber zum einen ein genaues Bild machen, welche Ausbildung ein Bewerber durchlaufen hat. Zum anderen können andere Bildungseinrichtungen überprüfen, welche Ausbildungsinhalte sie anerkennen, wenn der Student seine Ausbildung fortsetzen will.

In der Praxis artet das schnell in eine Papierschlacht aus. Belege müssen kopiert, eingescannt, hochgeladen, abgeschickt, Nachfragen beantwortet und alte Dokumente neu beglaubigt werden. Dass dies in Zeiten allumfassender Datenverarbeitung nicht mehr das Mittel der Wahl sein kann, haben sich nun mehrere Universitäten zusammengetan, um das Papierzeugnis endlich endgültig abzulösen.

Im April wurde das Projekt Digital Credentials öffentlich vorgestellt, an dem sich bisher neun Universitäten beteiligen. Neben dem Massachusetts Institute of Technology und der Harvard University engagieren sich hier unter anderem auch das Hasso Plattner Institut in Potsdam und die Technische Universität München.

Die technischen Details sind dabei noch weitgehend offen, im Sommer will die Arbeitsgruppe ein White Paper veröffentlichen. "Die Lösung soll möglichst generisch sein: Egal ob Studienabschluss, Weiterbildung oder Modulbescheinigung – mit dem neuen Standard soll alles abgebildet werden können", erklärt Pongratz im Gespräch mit heise online. Mehr noch: Die digitalen Abschlüsse sollen auch dann abgesichert sein, wenn eine Ausbildungsstätte ihren Betrieb einstellt.