Drillisch will mit Mobilcom-Einstieg Marktkonsolidierung einleiten

Der Mobilfunkanbieter hat bereits ein Auge auf Mobilcom, Talkline und Debitel geworfen. Über mögliche Schritte soll nun mit dem Management der Hamburger Mobilcom AG geredet werden.

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  • dpa

Der Mobilfunkanbieter Drillisch will mit dem Einstieg bei seinem größeren Konkurrenten Mobilcom eine Neuordnung der Branche einleiten. "Das Ziel ist die Konsolidierung der Branche", sagte Vorstandschef Paschalis Choulidis heute in Maintal der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Dabei schielt er neben Mobilcom auf Talkline und Debitel. Über mögliche Schritte soll nun mit dem Management der Hamburger Mobilcom AG geredet werden.

Eine Komplettübernahme des Konkurrenten plant Drillisch nach Angaben aus mit dem Verfahren vertrauten Kreisen nicht. Alleine schon aus finanzieller Sicht sei eine Transaktion in der Größenordnung unwahrscheinlich, hieß es. Mobilcom wird an der Börse mit 1,19 Milliarden Euro bewertet, Drillisch mit 180 Millionen Euro. Choulidis äußerte sich nicht dazu. Er sagte lediglich: "Unsere Banken sind uns wohlgesonnen."

Drillisch hatte am Montag den Erwerb von 9,4 Prozent der Mobilcom- Aktien bekanntgegeben, der zum Teil über Kredite finanziert wurde. Zur Jahresmitte hatte das Unternehmen Barmittel in Höhe von rund 30 Millionen Euro. Eine weitere Anteilsaufstockung schloss Choulidis nicht aus.

Seit einigen Jahren wird über eine Konsolidierung der Serviceprovider-Branche spekuliert. Hintergrund ist die zunehmende Sättigung des Handy-Markts, die zu höheren Kosten bei der Kundengewinnung sowie niedrigeren Margen auf Grund niedriger Tarife führte. Anfang des Jahres hatten bereits die Eigner von Debitel, Mobilcom und Talkline über ein Zusammengehen der Firmen verhandelt, dies allerdings verworfen.

Anders als Drillisch werden die börsennotierte Mobilcom sowie Talkline und Marktführer Debitel von Finanzinvestoren kontrolliert, die dem Vernehmen nach grundsätzlich offen für eine Konsolidierung der Branche sind. Allerdings habe Drillisch bislang keinen Kontakt mit dem Finanzinvestor Permira aufgenommen, der Debitel kontrolliert und an Talkline indirekt über die dänische TDC beteiligt ist.

Einige Analysten halten eine Abspaltung von Freenet.de vom Mutterkonzern Mobilcom für möglich. Da Freenet beim Verkauf des AOL- Zugangsgeschäfts nicht zum Zuge gekommen sei, habe die Gesellschaft im DSL-Geschäft weiter an Boden verloren, hieß es. Freenet könnte nun an einen Wettbewerber verkauft werden, was einen Erlös von rund 600 Millionen Euro einbringen könnte. Mobilcom will seine Tochter auf sich verschmelzen, die Transaktion wird allerdings durch Anfechtungsklagen verzögert.

An der Börse legten die Aktienkurs von Mobilcom und Drillisch heute weiter zu. Mobilcom-Titel gewannen zwischenzeitlich fast acht Prozent. (dpa) / (anw)