EU-Wettbewerbskommissarin beäugt Apples neues Gebührenschema für Apps

App-Betreiber sollen selbst dann Apple Geld geben, wenn sie die Software ohne App Store direkt für iPhones anbieten. Der EU dürfte das nicht passen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 48 Kommentare lesen
3 EU-Fahnen auf hohen Stangen, im Hintergrund geht die Sonne auf

(Bild: artjazz/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Die EU-Kommission wird Apples neues Gebührenschema für Apps unter die Lupe nehmen. Es sieht Gebühren selbst dann vor, wenn Kunden Software direkt auf ihren Handys installieren, ohne Mithilfe des App Store. Das hat heftige Kritik der App-Anbieter ausgelöst. Die EU habe "ausgeprägtes Interesse" an Maßnahmen von Gatekeepern, die die Ziele des Digital Markets Act (DMA) letztlich torpedieren, betonte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Dabei nannte die Dänin Apple als konkretes Beispiel. Ihre Behörde wolle zum Beispiel untersuchen, ob das neue Gebührenschema des iPhone-Herstellers es "de facto unattraktiv macht, die Vorteile des DMA zu nutzen", sagte Vestager.

Wer Software außerhalb des App Store vertreiben oder In-App-Käufe selbst anbieten will, muss zwangsläufig Apples neues Gebührenschema akzeptieren – und damit die sogenannte "Core Technology Fee". Mit dieser rechnet Apple erstmals nach App-Installationen ab: Überschreitet eine App die Grenze von 1.000.000 Downloads auf iPhones innerhalb eines 12-Monate-Zeitraums innerhalb der EU, muss der Entwickler für alle darüber hinausgehenden Erstinstallationen jeweils 50 Cent pro Jahr zuzüglich Steuer zahlen. Die Gebühr wird sowohl von riesigen als auch kleinen App-Anbietern kritisiert; letztere sorgen sich bei populären Gratis-Apps vor plötzlich hohen Kosten. Hier hat Apple angedeutet, noch nachzubessern – wie genau, bleibt vorerst offen.

Apple führt die Core Technology Fee ein, um Einnahmeausfälle aufgrund der Wettbewerbsbestimmungen des Digital Markets Act zu mildern. Inzwischen ist es bereits möglich, alternative App-Marktplätze für iOS anzubieten (ab iOS 17.4). Zudem muss Apple erlauben, einzelne iOS-Apps direkt über Webseiten zum Download bereitzustellen – diese Funktion soll in den nächsten Wochen folgen. Apple hat App-Anbietern aber hohe Hürden dafür auferlegt und prüft weiterhin alle Anwendungen.

Vestager warnt die Gatekeeper – das sind aktuell Apple sowie Microsoft, Google, Meta Platforms, Amazon und die TikTok-Mutter Bytedance – davor, den Wechsel zu Konkurrenten als unsicher darzustellen. Apple hat mehrfach gewarnt, die Öffnung von iOS berge Sicherheitsrisken. Der Konzern beabsichtigt, auffällige Warnmeldungen einzublenden, wenn Nutzer einen alternativen App-Marktplatz installieren oder In-App-Käufe direkt beim Anbieter bezahlen.

Sie halte es für "unklug", andere Dienste als unsicher darzustellen, sagte Vestager gegenüber Reuters. Der DMA sei dazu da, den Markt für andere Anbieter zu öffnen. Der Hersteller eines Betriebssystems müsse selbst entscheiden, wie sich das in sicherer Form ermöglichen lasse. Sie habe schon "ziemlich viel" Feedback von Entwicklern erhalten, merkte die Wettbewerbskommissarin an – das sei auch der Schlüssel dafür, Untersuchungen zu eröffnen.

(lbe)