Elektroauto VW ID.3 soll im September kommen

Aus "im Sommer" wurde letztlich "Anfang September". Alle IT-Anwendungen sollen von Beginn an voll funktionieren – mit zwei Ausnahmen.

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Elektroauto VW ID.3 soll im September kommen

Volkswagens kommende Elektroautos.

(Bild: Volkswagen)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Jan Petermann
  • dpa
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Es war eine Zitterpartie, doch nun sind die Vorbereitungen abgeschlossen: Volkswagens neues Elektroauto ID.3 soll im September auf den Markt kommen – mit einer vergleichsweise geringen Verzögerung gegenüber dem ursprünglichen Zeitplan. Im Laufe der 37. Kalenderwoche (7. bis 13. September) ist der Start des Modells in den meisten Ländern Europas geplant, wie das Unternehmen am Mittwoch ankündigte.

Vertriebschef Jürgen Stackmann hatte mit ersten Auslieferungen "im Sommer" kalkuliert, in der Software-Ausstattung hakte es allerdings. Die Wagen werden noch nicht den kompletten Funktionsumfang besitzen. Wegen der Komplexität der IT soll es einige nachträgliche Updates geben.

Der ID.3 soll eine Serie vollelektrischer Fahrzeuge begründen, in die Volkswagen in den kommenden Jahren Milliarden steckt. Er gilt 2020 als das zentrale Projekt des weltgrößten Autokonzerns.

254 von insgesamt 256 Funktionen sollen von Beginn an verfügbar sein. Später sollen die Kunden dann auch mit "App-Connect" ihre Smartphone-Benutzeroberfläche im Softwaresystem des Autos spiegeln können und ein Head-up-Display bekommen. Das soll bis Ende des ersten Quartals 2021 geschehen sein. Auch andere Anwendungen sollen in regelmäßigen Abständen aktualisiert werden.

Den Start verbindlicher Bestellmöglichkeiten für registrierte Vorbucher bestätigte VW für den kommenden Mittwoch , den 17. Juni. Etwa einen Monat später sollen auch sonstige Kunden das Auto ordern können. Der ID.3 ist erst als höher ausgestattete "First Edition" bestellbar, die Stückzahl ist hier auf 30.000 Fahrzeuge begrenzt. Ab Mitte Juli soll auch die Basisversion auswählbar sein.

In der Einstiegsvariante soll der Wagen nach bisherigen Planungen unter 30.000 Euro kosten. Damit will VW das Problem angehen, dass reine Elektrofahrzeuge mit größerer Reichweite bisher für viele Verbraucher zu teuer waren. "Das Auto unterstreicht unseren Anspruch, alltagstaugliche und bezahlbare emissionsfreie Mobilität für alle anzubieten", sagte VW-Kernmarken-Geschäftsführer Ralf Brandstätter. "Wir haben uns in den vergangenen Tagen mit dem ID.3-Team da nochmal intensiv die Karten gelegt. Wir können sagen: Der Fahrplan steht."

Nadelöhr im Durchbruch der Elektromobilität ist jedoch vor allem das noch dünne Ladenetz. Hier will der Bund einen Teil der Hilfen aus dem Konjunkturpaket in Höhe von 500 Millionen Euro investieren. "Viele Menschen bevorzugen Verbrenner", schränkte Martin Kesternich vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim ein. "Mögliche Gründe dafür sind die Macht der Gewohnheit und Reichweitenangst."

Volkswagen steckt bis 2024 konzernweit 33 Milliarden Euro in die E-Mobilität – davon entfällt ein Drittel auf die Hauptmarke, die für 2025 mit 1,5 Millionen produzierten Elektrofahrzeugen rechnet. Der ID.3 ist für den Autohersteller außerdem wichtig, um dieses und nächstes Jahr die schärferen CO-Vorschriften in der EU zu schaffen.

Das Auto wird für den europäischen Markt im Werk Zwickau gefertigt, auch andere Standorte baut VW für die Produktion reiner E-Modelle um. Auf dem Parkplatz des sächsischen Standorts reihten sich wegen der Software-Verzögerungen zuletzt viele Wagen, die zwischengelagert und erst später mit dem kompletten Programmumfang bespielt werden.

Während des Beginns der Corona-Krise hatten die Bänder auch hier einige Wochen stillgestanden. Nachdem viele Beschäftigte aus der Kurzarbeit zurück waren, sei es "mit voller Kraft" weitergegangen, hatte das Unternehmen erklärt. Die Stimmung in der Belegschaft ist verhalten optimistisch – und ein wenig aufgeregt: "Die Mannschaft arbeitet mit Hochdruck am Hochlauf", sagt Betriebsrat Jens Rothe.

Volkswagen ID.3 (10 Bilder)

(Bild: Volkswagen)

Im neuen Golf 8 gibt es ebenfalls Probleme mit der Elektronik und der Software. Hier liegt VW weit hinter den geplanten Produktionszielen zurück. Der Betriebsrat ging auf Konfrontationskurs zu Konzernchef Herbert Diess, der die Führung der Kernmarke abgibt. Golf 8 und ID.3 sind zwei Großprojekte zur selben Zeit – der eine gilt bis auf Weiteres als wichtiges "Brot-und-Butter-Modell" von Volkswagen, der andere soll langfristig diese Rolle übernehmen.

Anspruchsvoll ist an den neuen Digitalausstattungen vor allem der Datenaustausch zwischen den Hauptsteuergeräten. Der Elektro-SUV ID.4 soll als zweites Modell der ID-Reihe ebenfalls noch 2020 starten.

(anw)