Elrob 2010: Roboter weder Sympathieträger noch Kampfmaschinen

Auf dem Bundeswehr-Übungsgelände bei Hammelburg ist am Montag die Roboterleistungsschau Elrob eröffnet worden, die 2010 wieder mit militärischer Ausrichtung stattfindet.

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  • Hans-Arthur Marsiske

Solchen Robotern werden sich Soldaten im Ernstfall wohl lieber nicht anvertrauen wollen: Bei der Eröffnung der diesjährigen Europäischen Leistungsschau Robotik (Elrob) auf dem Übungsgelände der Bundeswehr bei Hammelburg sollte ein fahrender Roboter einem vor ihm laufenden Menschen folgen. Aber alle ein oder zwei Meter bremste er ab und gab durch ein Hupsignal zu verstehen, dass er schon wieder den Kontakt zu seinem Anführer verloren hatte.

Die Zuverlässigkeit ist entscheidend: Dirk Ellinger vom Verteidigungsministerium bei der Eröffnung der Elrob.

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Auf der anschließenden Pressekonferenz versuchte niemand, etwas zu beschönigen. "Unter Einsatzbedingungen ist vieles noch nicht serienreif", sagte Ministerialdirektor Dirk Ellinger, Hauptabteilungsleiter Rüstung im Bundesministerium der Verteidigung. Die Zuverlässigkeit der Systeme sei aber entscheidend für ihren breiten Einsatz. Die Entwicklung von Robotiksystemen für den militärischen Einsatz voranzutreiben und Entwicklungsdefizite auf dem Weg dorthin zu identifizieren ist ein erklärtes Ziel der Veranstaltung, die aus einem Nato-Workshop im Jahr 2004 hervorgegangen ist und seit 2006 alljährlich veranstaltet wird, abwechselnd mit militärischer und ziviler Ausrichtung. Die diesjährige Elrob ist die dritte militärisch ausgerichtete.

Die Robotik sei mit vielen falschen Vorstellungen, aber auch Ängsten behaftet, sagte der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Werner Freers, und nannte einige Beispiele aus Kinofilmen. "Hier geht es nicht um Sympathieträger oder Kampfmaschinen", betonte er, "sondern um die Entlastung der Soldaten von Routineaufgaben." Bereits im Einsatz seien Drohnen, also fliegende Roboter, und Systeme zur Kampfmittelabwehr. Allgemein seien alle Aufgaben, die auf englisch mit den drei großen "D" (dirty, dull, dangerous) umschrieben werden können, bevorzugte Einsatzgebiete für Roboter oder unbemannte Systeme.

Damit Roboter für den Soldaten eine wirkliche Entlastung sind, müssten sie "überlebensfähig und leicht bedienbar" sein, meint Freers. Dabei bezieht sich die Überlebensfähigkeit nicht unbedingt auf Bedrohungen durch feindliches Feuer, sondern in erster Linie auf widrige Bedingungen der Umgebung und des Wetters. Mehrere Redner zeigten sich daher erfreut darüber, dass für die nächsten Tage Regen vorhergesagt wird.

Bis Donnerstag werden die zwölf bei der Elrob teilnehmenden Teams ihre Roboter daher nicht nur durch unwegsames Gelände, sondern womöglich auch durch Regenschauer schicken. Es geht darum, mit unbemannten Fahrzeugen im Konvoi zu fahren, zwischen zwei Stützpunkten möglichst oft hin und her zu fahren oder sich einem Gelände anzunähern und von dort Bilder und Aufklärungsdaten zu übermitteln. Besonderer Wert wird dabei auf einen möglichst hohen Grad an Autonomie der Systeme gelegt.

Der Roboter Armadillo, so groß wie ein Modellauto, lässt sich auch werfen und fährt dann immer noch.

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Henrik Christensen vom Georgia Instutute of Technology wies darauf hin, dass derzeit etwa 10.000 Militärroboter weltweit im Einsatz seien. Überwiegend werden mit ihrer Hilfe Bomben und Sprengfallen entschärft. Daneben seien aber auch Erkundungsaufgaben wichtig geworden, etwa die Durchsuchung von Gebäuden. Hierfür bietet sich etwa der kleine, nur 2,1 Kilogramm schwere Roboter "Armadillo" der Firma MacroUSA an. Das vierrädrige Fahrzeug kann mehrere Meter weit etwa über HIndernisse oder durch Fenster geworfen werden, richtet sich dann automatisch auf und übermittelt Bilder.

Christensen hält Konvois unbemannter Fahrzeuge für in naher Zukunft realisierbar. Auch Aufklärungsmissionen dürften schon bald verstärkt Robotern übertragen werden. Bei der Bombenentschärfung, die bei der Elrob unter Ausschluss der Öffentlichkeit geprobt wird, erwartet er, dass teilautonome Funktionen den menschlichen Bediener mehr und mehr entlasten werden.

Während es in den vergangenen Jahren bei der militärischen Elrob keinerlei offizielle Bewertungen der gezeigten Leistungen gab, sollen in diesem Jahr erstmals fünf "Innovationspreise" vergeben werden. Bei den früheren Veranstaltungen hätten sich viele Teams über das geringe Feedback beklagt. Die nicht dotierten Preise sollen diesem Mangel abhelfen und die Entwicklung neuer Technologien ermutigen.

Die Zahl der Teilnehmer, die sich an der Leistungsschau oder der begleitenden statischen Ausstellung beteiligen, ist in diesem Jahr wieder etwas geringer als bei der letzten Elrob. Den Veranstaltern bereitet das derzeit noch keine Kopfschmerzen. Die Ansprüche seien gestiegen, sagte Dirk Ellinger: "Das macht den Markt etwas kleiner."

Sowohl Ellinger als auch Freers hoben auf Nachfrage noch einmal hervor, dass bewaffnete Kampfroboter derzeit nicht im Vordergrund stünden. Ellinger verwies dabei erneut auf das Kriterium der Zuverlässigkeit. "Der Waffeneinsatz stellt besondere Anforderungen, die von Landsystemen besonders schwer zu erfüllen sind", sagte er.

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(vbr)