FTX-Gründer Bankman-Fried verhaftet

Sam Bankman-Fried sitzt auf den Bahamas in Haft. Grund ist ein Haftbefehl der USA, die den Mann anklagen. Heute hätte er im US-Parlament aussagen sollen.

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(Bild: Shutterstock)

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Sam Bankman-Fried (SBF) sitzt auf den Bahamas in Auslieferungshaft. Die Königliche Polizei hat den 30jährigen Amerikaner verhaftet, wie der Justizminister des Landes Montagabend (Ortszeit) mitgeteilt hat: "Die Verhaftung folgte auf den Erhalt einer formellen Mitteilung der Vereinigten Staaten, dass sie Anklage gegen SBF erhoben haben und wahrscheinlich seine Auslieferung beantragen werden", informierte Justizminister Ryan Pinder.

Bankman-Fried ist Gründer der Kryptowährungsbörse FTX und des Kryptowährungs-Spekulationsfonds Alameda Research. Das mit vielen Milliarden Dollar bewertete Firmengeflecht ist Anfang November zusammengebrochen. Der FTX-Kollaps hat in der Krypto-Branche viele Brandherde nach sich gezogen und dazu geführt, dass Cold Storage für Crypto-Coins jetzt in ist. FTX war das zweitgrößte Unternehmen in der Kryprtowährungsszene.

Der US-Bundesstaatsanwalt des südlichen Gerichtsbezirks New Yorks bestätigt, dass er Bankman-Fried angeklagt hat, und dass die Verhaftung auf Ersuchen der US-Regierung erfolgt sei. Die Anklageschrift ist derzeit noch unter Verschluss. Dienstagmorgen möchte der US-Staatsanwalt bei Gericht die Aufhebung des Verschlusses beantragen. Dann soll öffentlich werden, was die Anklage dem Verhafteten genau vorwirft.

Sam Bankman-Fried, 30, war zwischenzeitlich Multi-Milliardär

(Bild: MIT Bitcoin Club CC BY 3.0)

Im September 2021 hat Bankman-Fried die FTX-Firmenzentrale von Hongkong auf die Bahamas verlegt, wo auch er selbst seither lebt. Die Monarchie hat ein Auslieferungsabkommen mit den USA und führt auch selbst strafrechtliche Ermittlungen gegen SBF. Eine Anklage gibt es dort aber noch nicht. Das US-Strafverfahren gegen Bankman-Fried ist am US-Bundesbezirksgericht für das Südliche New York anhängig und heißt aller Voraussicht nach USA v. Samuel Bankman-Fried. Für den Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung.

Zu den wahrscheinlichsten Anklagepunkte zählen Betrug unter Zuhilfenahme von Telekommunikationsmitteln oder Unterschlagung, da FTX entgegen den eigenen Geschäftsbedingungen von Kunden eingelegte Kryptowährungen heimlich als Kredit an die Schwesterfirma Alameda Research vergeben hat. Alameda hatte sich mit Kryptowährungen verspekuliert und beglich mit den FTX-Kundeneinlagen offene Forderungen. Soweit bisher durchgesickert ist, dürfte Alameda versucht haben, die Verluste durch weitere riskante Wetten auszugleichen, was schiefgegangen ist.

Unbestätigten Informationen zu Folge schuldete Alameda Research FTX zehn Milliarden Dollar, die eigentlich aus den 16 Milliarden stammten, die Kunden von FTX in Form diverser Kryptowährungen eingelegt hatten. Gleichzeitig bestanden die von Alameda Research angegebenen Vermögen vor allem aus einer von FTX aufgelegten Kryptowährung namens FTT. Als das ruchbar wurde, fiel der FTT-Kurs, und viele Kunden versuchten, ihre FTX-Einlagen abzuziehen.

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FTX konnte diese Forderungen nicht begleichen, und das gesamte Geflecht aus 135 Firmen brach Anfang November zusammen. Der Schaden geht in die Milliarden und hat nicht nur zigtausende Krypto-Zocker um ihr Geld gebracht, sondern auch zu weiteren Konkursen in der Branche geführt: zahlreiche Unternehmen sind nicht mehr liquide, weil ihre "Guthaben" bei FTX weg sind.

Am 11. November stellte Bankman-Fried Konkursanträge für FTX. Mehrere Länder, insbesondere die USA und die Bahamas, streiten seither darüber, wer für welche Insolvenzverfahren zuständig ist und wer welches Massevermögen unter "seinen" Gläubigern verteilen darf.

Selbst nach einem Monat haben die von einem Gericht der Bahamas ernannten Masseverwalter noch immer keinen Einblick in die Akten der auf den Bahamas registrierten FTX-Tochter FTX Digital. Die Zusammenarbeit mit den Zuständigen in den USA läuft offenbar alles andere als rund. Am Freitag haben die bahamaischen Masseverwalter einen Eilantrag auf Zugang zu wichtigen Daten beim US-Bundeskonkursgericht für Delaware gestellt – die Zeit drängt, die die Daten automatisch gelöscht werden könnten. Jedenfalls fordern sie Zugriff auf die Aufzeichnungen der Handelsplattform, die E-Mail- sowie Slack-Konten der Mitarbeiter FTX Digitals, sowie in Google Drive und Quick Books gespeicherte Dateien.

Den Posten als FTX-Manager hat der Angeklagte mit dem Konkursantrag aufgeben müssen. Seither hat sich SBF wiederholt freimütig öffentlich geäußert, was seiner Position im Strafprozess kaum förderlich sein dürfte. Am Dienstag hätte SBF vor dem Unterhausausschuss für Finanzdienstleistungen des US-Parlaments aussagen sollen. Da er nun in Auslieferungshaft sitzt, wird diese Aussage wohl auf sich warten lassen.

Ebenfalls geladen ist John J. Ray III., der derzeit im Auftrag der Konkursmasse die FTX-Geschäfte führt. Der neue Chef hat eine desaströse Bilanz über die vorherige Geschäftsführung der Kryptowährungsbörse FTX gezogen. Ray hat sich mit der Abwicklung des im Dezember 2001 in Konkurs geschlitterten Energiekonzerns Enron einen Namen gemacht. Enrons Machenschaften sind einer der größten Finanz- und Politskandale der US-Geschichte.

(ds)