Falsche Twitter-Konten: Blauer Haken noch immer für Fake-Accounts möglich

Nach dem Chaos rund um die erste Freigabe des blauen Hakens auf Twitter wurde dieser noch einmal überarbeitet. Die Verifizierung klappt aber noch immer nicht.

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(Bild: Ascannio/Shutterstock.com)

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Zwei Monate nachdem ein Fake-Account eines US-Politikers auf Twitter für Ärger bei Twitter-Chef Elon Musk gesorgt hat, was eine Überarbeitung des Verifizierungsprozesses anstieß, hat der dafür verantwortliche US-Journalist erneut solch einen Fake anlegen können.

Wie Geoffrey Fowler in der US-Zeitung ausführt, war der Prozess diesmal nicht wesentlich schwieriger, was deutlich mache, dass bei Twitter der Wert der Verifizierung und die Gefahr von Desinformation weiterhin nicht verstanden werde. Für seinen zweiten Erfolg habe er lediglich einen 90 Tage alten Account benötigt – der umbenannt wurde –, eine Telefonnummer, eine Kreditkarte und eine E-Mail-Adresse.

Dass er die Verifizierung für den in @SenatorEdMarkey umbenannten Account von einer Gmail-Adresse beantragt habe, sei für Twitter kein Problem gewesen. Das soziale Netzwerk habe ihn zu keiner Zeit darum gebeten, seine Identität zu verifizieren. Ohne, dass ihm Fragen gestellt wurden, sei der blaue Twitter-Haken schließlich bei seinem falschen Account aufgetaucht. Bei diesem ist zu lesen: "Dieser Account ist verifiziert, weil er Twitter Blue abonniert hat". Bei dem Account des echten Senators Ed Markey steht: "Dieser Account wurde im alten System verifiziert. Er ist möglicherweise (aber nicht unbedingt) beachtenswert." Dieser Hinweis klingt nicht unbedingt vertrauenerweckender.

Vor Elon Musks Übernahme von Twitter diente der blaue Haken neben dem Profilnamen als Bestätigung dafür, dass tatsächlich die genannte Person oder Organisation den Account kontrolliert. Musk hatte das nach der Übernahme als Schwachsinn kritisiert und gemeint, es sei ein System aus "Fürsten und Bauern". Stattdessen integrierte Twitter den blauen Haken unter seiner Führung in das Abo "Twitter Blue"; seitdem verdient der Dienst mit der Vergabe Geld.

Bei der ersten Einführung waren Prominenten- und Marken-Accounts gefälscht worden und die Betroffenen fürchteten um ihren Ruf. Daraufhin hatte Musk Änderungen angekündigt, aber Fowler meint nun, dass das zugrundeliegende Problem nicht entschärft wurde.

"Es ist ein absoluter Witz, dass Elon Musk, der sich rühmt, ein Tech-Unternehmer zu sein, kein funktionierendes Verifizierungssystem einrichten kann", zitiert die Washington Post jetzt die Reaktion von Senator Markey – "nur dass die Nutzerinnen und Nutzer nicht lachen." Twitter hatte zur Verifizierung von Regierungsvertretern und -vertreterinnen zuletzt einen grauen Haken und für Unternehmen einen gelben Haken eingeführt.

Für Politiker wie Markey ist in dem System kein Zeichen vorgesehen, das die Echtheit der zugehörigen Accounts auf einen Blick nachweist. Musk hatte behauptet, dass Accounts vor der Verifizierung händisch überprüft würden, aber daran weckt Fowler nun Zweifel. Angesichts der Massenentlassungen bei Twitter ist auch fraglich, wer das übernehmen sollte. Accounts, die sich für jemand anderen ausgeben, würden gesperrt, meinte Musk noch, aber wenn das nicht überprüft wird, läuft die Ankündigung ins Leere. Der falsche Account @SenatorEdMarkey wurde erst nach der Veröffentlichung des Artikels von Twitter gesperrt.

(mho)