Fernsehen im Minutentakt: Sechs Monate DVB-H in Österreich

Während in Deutschland das Handy-TV-Konsortium Mobile 3.0 erst einmal gescheitert ist und Ende Oktober seine Sendelizenzen zurückgeben musste, zeigen sich österreichische Anbieter mit DVB-H und TV-Streaming aufs Handy recht zufrieden.

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Seit 2004 können Österreicher auf ihren Handys TV-Live-Streams empfangen. Seit knapp einem halben Jahr gibt es in den Ballungsräumen des Landes zusätzlich DVB-H für Kunden von Orange, 3 und A1, die eines von zwei Nokia-Handys besitzen. Dienstagabend zogen 3 und Nokia Zwischenbilanz. Von den rund 600.000 3-Kunden nutzen etwa 90.000 mobiles Fernsehen mindestens einmal im Monat, "einige tausend" davon DVB-H, der große Rest setzt auf Streaming. Zugeschaut wird aber immer nur wenige Minuten auf einmal.

3 bietet seinen Kunden 27 Fernsehkanäle und fünf Radiosender als Gratis-Streams an, wobei auch die Datenübertragung kostenfrei ist. Nur wer einen der 14 weiteren, nicht jugendfreien Kanäle in Anspruch nehmen möchte, muss einen Obulus entrichten. Zuschauen können nicht nur Sprachtelefonie-Kunden auf ihren Handys; ein Teil der Kanäle ist auch für Inhaber von Datenmodems über ihren Computer nutzbar. DVB-H bietet 15 Kanäle und die gleichen fünf Radiosender, kostet aber für Kunden, die nicht den Tarif ShowTime XL haben, sechs Euro pro Monat. 3 meint, man hätte DVB-H gerne generell gratis angeboten, habe sich diesbezüglich im Konsortium aber nicht gegen die Mobilkom durchsetzen können.

Wie viel die 90.000 Kunden tatsächlich mobil fernsehen verrät 3 nicht. Von italienischen Verhältnissen, wo Mobile-TV-User im Netz von 3 Italien fast eine Stunde pro Tag zuschauen, ist man in Österreich jedenfalls "noch weit entfernt". Wenn aber ein österreichischer 3-Kunde einschaltet, ist sein mobiles TV-Vergnügen kurz: 5,6 Minuten betrug die durchschnittliche TV-Verweildauer im Oktober (Streaming und DVB-H zusammen). Für 3 ist aber auch dieser niedrige Wert Anlass zur Freude, waren es doch vor einem Jahr gerade einmal zwei Minuten. Die ausdauerndsten Zuseher hat der History Channel. Die meisten mobilen Zuschauer weisen jedoch ORF1, das eigens produzierte Programm 3Live sowie der Kinderkanal Nickelodeon auf.

Rund um Sportgroßereignisse steigt die Nutzung deutlich an, sinkt danach aber wieder ab. In der zweiten Woche der Fußball-Europameisterschaft der Herren, die von ORF1 zur Gänze übertragen wurde, hatte das Programm mehr als 35.000 mobile Zuschauer. In den Wochen vor und nach der EM waren es nur etwa 15.000.

Nach Angaben von Nokia wird DVB-H bereits in Österreich, Finnland, Indien, Italien, Malaysia, den Niederlanden, den Philippinen, der Schweiz und Vietnam angeboten. In Italien wurden dafür bereits rund eine Millionen Kunden gewonnen. In dem Land ist ein Teil der Sender inzwischen gebührenfrei empfangbar, auch in Asien soll es teilweise kostenloses DVB-H geben. In Deutschland hingegen ist das Handy-TV-Konsortium Mobile 3.0 gescheitert und musste Ende Oktober seine Sendelizenzen zurückgeben. Unternehmenschef Rudolf Gröger gab Berichten zu Folge der Verbreitung von Handys mit DVB-T-Empfänger die Schuld am Misserfolg. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)