Foxconn verkauft zwei leere "Innovation Centers" in Wisconsin

Die Liste gebrochener Versprechen ist lang: Weder gibt es 2 LCD-Fabriken in Wisconsin, noch 5 Innovation Centers. Auch die Uni wartet noch auf ihre Spende.

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Donald Trump gehend und klatschend; im Hintergrund eine enorme US-Fahne, dahinter rostbraune Container

Donald Trump bei einem Besuch einer Schiffswerft in Wisconsin 2020

(Bild: Weißes Haus)

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Die Foxconn Technology Group bietet zwei Gebäude in Wisconsin zum Kauf an: Das am Fox River gelegene Watermark-Gebäude in Green Bay, und die am Eau Clair River in Eau Clair gelegene Haymarket Landing. Sie sollten eigentlich zwei der fünf "Innovation Centers" werden, die der taiwanische Konzern 2017 versprochen hat, um sich das Wohlwollen des damals neuen US-Präsidenten Donald Trump sowie Milliarden an Subventionen zu sichern.

So vereinbarten Foxconn und Wisconsins damaliger Gouverneur Scott Walker den Bau des hochsubventionierten "achten Weltwunders". Im Idealfall hätte der Staat seine Subventionen frühestens 2043 durch zusätzliche Steuereinnahmen zurückverdient.

Foxconn versprach Grandioses: Zehn Milliarden Dollar Investitionen und 13.000 neue Arbeitsplätze in Wisconsin, wofür der Staat drei Milliarden US-Dollar Subventionen ausschütten würde. Das gab Wisconsins damaliger Gouverneur Scott Walker, ein Parteifreund Trumps, schriftlich – auf einem einzigen Blatt Papier.

Foxconn erwarb ein großes Gelände in der Kleinstadt Mount Pleasant, der Foxconn weitere 800 Millionen Dollar versprach. Dort sollt der "Wisconn"-Park entstehen, mit zwei Fabriken für LC-Monitore. Der Staat Wisconsin investierte etwa 400 Millionen Dollar in den Anschluss der Liegenschaften mit Straßen und anderer Infrastruktur. Mount Pleasant hat weitere hunderte Millionen Dollar Schulden aufgenommen, um den Standort für Foxconn aufzubereiten. Unter anderem wurden dutzende Familien gezwungen, wegzuziehen, ihre Häuser wurden für Foxconn abgerissen.

Unter den weiteren Versprechen der Taiwaner sind eine Spende von 100 Millionen US-Dollar an die Universität Wisconsin-Madison, Partnerschaften mit im Staat ansässigen Unternehmen und fünf Innovation Centers mit 500 Arbeitsplätzen in Milwaukee sowie jeweils 100 bis 200 an den anderen vier Standorten. Trump sprach vom "achten Weltwunder".

Geworden ist daraus sechs Jahre später fast nichts. Für ein paar Wochen wurden Bildschirme zusammengebaut, was gut für Fotoshootings war, aber nie eine Fabrik wurde. Ein paar hundert Leute wurden eingestellt, auf die aber keine Arbeit wartete. Vielmehr sollten sie selbst Projekte für Foxconn ausarbeiten. Wie The Verge in einer preisgekrönten Reportage aufgedeckt hat, zeitigte das eine Vielfalt an Vorschlägen, von der Karpfenzucht über Molkereiexport bis zur Vermietung von Lagerraum in sowieso leeren Gebäuden. Doch laut Bericht hat Foxconn die erforderlichen Investitionen nicht genehmigt und die gelangweilten Mitarbeiter nach kurzer Zeit wieder rausgeworfen.

Die Innovation Centers sollten in Wahrheit Gemeinschaftsbüros nach Vorbild der inzwischen finanziell strauchelnden Firma Wework werden, was aber auch nicht umgesetzt wurde. In dem für so ein Innovation Centre gekauften Gebäude in der Hauptstadt Madison konnte Foxconn immerhin die Hälfte der Etagen und einen Teil der Geschäftslokale im Erdgeschoss vermieten, der Rest steht leer. Nun ist das Gebäude in Eau Clair zu verkaufen (Listenpreis 2,7 Millionen Dollar), jenes in Green Bay zu vermieten oder zu verkaufen (9,75 Millionen Dollar samt dreistöckiger Hochbau-Garage mit 167 Stellplätzen). Durch den Verkauf der Watermark-Immobilie möchte Foxconn nach eigener Aussage "die Lebendigkeit der Innenstadt (Green Bays) stärken".

Mehr Geld erhält Foxconn von Microsoft, das im April einen Teil des Wisconn-Parks in Mount Pleasant um 50 Millionen Dollar erworben hat, um dort für eine Milliarde Dollar eine neue Serverfarm zu errichten. Schließlich gibt es dort fette Stromleitungen für den Betrieb der Server und üppige Wasserrechte für deren Kühlung. Die drei Milliarden Dollar hat Foxconn nicht erhalten, weil es die Arbeitsplätze nicht geschaffen hat.

2019 entschieden sich die Wähler gegen den Republikanischen Gouverneur Walkers und für seinen Herausforderer Tony Evers von der Partei der Demokraten. Evers versucht zu retten, was zu retten ist. 2021 schloss er einen neuen Vertrag mit dem taiwanischen Konzern, mit deutlich geringeren Investitionen, Stellenangeboten und Steuervorteilen. Wisconsin bietet Foxconn für ein kleineres Projekt Steuervorteile von 80 Millionen Dollar, wenn der Hersteller bis Ende 2025 dort 672 Millionen Dollar investiert und 1.454 Stellen schafft (Durchschnittsverdienst von mindestens 54.000 Dollar jährlich).

Foxconn baut laut lokalem Medienbericht in Mount Pleasant nun Server sowie Microinverter für Solaranlagen zusammen und hat die Installation einer Solaranlage angekündigt. Knapp die Hälfte der 80 Millionen Dollar Subventionen hat Wisconsin inzwischen ausgeschüttet.

(ds)