Freenet stellt Mobilfunk-Marke Mobilcom-Debitel ein

Freenet will Mobilfunk künftig unter eigenem Namen anbieten. Die etablierte Marke Mobilcom-Debitel wird über eineinhalb Jahre stillgelegt.

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Frontansicht eines Mobilcom-Debitel-Ladens

(Bild: Bodo Kubrak/Daniel AJ Sokolov CC BY-SA 4.0)

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Die Freenet AG will Mobilfunk nicht länger unter der Marke Mobilcom-Debitel feilbieten. Die entsprechenden Pläne werden am Freitag Finanzanalysten präsentiert. "Die Doppelmarke war immer eine Behinderung in der Kommunikation", heißt es in den vorab online gestellten Präsentationsfolien. Sie sei ein Kompromiss gewesen, um die Bestandskunden nicht zu verschrecken. Doch nun soll die Zukunft soll der einheitlichen Dachmarke "freenet" gehören.

"Eine große Dachmarke zu bewerben, ist effizienter und effektiver", ist sich das Freenet-Management sicher. Zum 31. 12. 2021 stand der Markenwert noch mit 293 Millionen Euro in der Bilanz. Davon werden jetzt sechs Quartale lang jeweils 49 Millionen abgeschrieben, bis der Markenwert Mitte 2023 getilgt ist. Das belastet zwar das Nettoergebnis, nicht aber die Barbestände. In der Außenkommunikation wird die Marke schon diesen Juli aufgegeben, unterstützt von Reklameträger Dieter Bohlen.

Im abgelaufenen Jahr 2021 hat die Freenet AG die eigenen Prognosen für einen bestimmten bereinigten Free Cash Flow sowie das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) leicht übertroffen. Das geht aus Freenets Präsentationsfolien und ebenfalls Donnerstag veröffentlichen Zahlen hervor, die allerdings noch vorläufig sind. Den Nettoverlust verraten diese Zahlen nicht. 80 Prozent des bereinigten freien Cash Flows werden als Dividende ausgeschüttet, die damit um knapp fünf Prozent steigt.

Der Konzernumsatz im vierten Quartal 2021 ist im Promillebereich auf 675,5 Millionen Euro gewachsen, das EBITDA elf Prozent auf 107,4 Millionen Euro. Der Freie Cash Flow ist mit 61,5 Millionen Euro mehr als dreimal so hoch wie ein Jahr davor.

Für das Gesamtjahr 2021 meldet die Freenet AG 2,56 Milliarden Euro Umsatz (-0,8%), 447 Millionen Euro EBITDA (5%) und 234,4 Millionen Euro Freien Cash Flow (-1,2%). Rechnet man aus dem Jahr 2020 den Beitrag des schweizerischen Netzbetreibers Sunrise, von dessen Anteilen sich Freenet inzwischen getrennt hat, heraus, ist der Freie Cash Flow um 16 Prozent gewachsen.

Den Löwenanteil des Umsatzes stellt das Mobilfunksegment. Obwohl es zum Jahresende fast 7,2 Millionen Kunden zähle (fast 100.000 mehr als Ende 2020), sind die Umsätze leicht rückläufig (-0,5% auf 600 Millionen Euro im 4. Quartal, -1,5% auf 2,27 Milliarden im Jahr 2021). Das EBITDA gedeiht indes (+19% auf 92,5 Millionen Euro im 4. Quartal, +4% auf 370 Millionen Euro im Jahr 2021).

Das deutlich kleinere Segment TV und Medien hat zwei große Standpfeiler, die sich unterschiedlich entwickeln: Während freenet TV die Abo-Kunden davonlaufen (-105.000 Abos auf 797.000 im Jahr 2021), verzeichnet waipu.tv noch regeren Zulauf (+150.000 Abos auf 723.000). In Summe ist der Jahresumsatz um ein Zehntel auf 285 Millionen Euro gestiegen. Den Angaben zu Folge wirtschaftet waipu.tv nun "vollständig oberhalb der Gewinnschwelle". Für das laufende Jahr erwartet das Management stabilen Umsatz, stabiles bis leicht steigendes EBITDA, und einen leichten Anstieg des Freien Cash Flow.

Die Marken Mobilcom und Freenet gehen auf die 1990 von Gerhard Schmid in Schleswig gegründete Mobilcom AG und deren Tochterfirma Freenet.de AG, einem Internet Service Provider (ISP) zurück. Nach dem steilen Aufstieg zum direkten Konkurrenten der Deutschen Telekom, der insbesondere dem Marketing-Geschick von Schmid zu verdanken war, folgte 2002 der Absturz. Großaktionär und Hauptgeldgeber France Telecom wollte nach der deutschen UMTS-Versteigerung aussteigen und brachte das Unternehmen Mobilcom damit 2002 an den Rand des Ruins. Schmid musste den Vorstandsvorsitz räumen.

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Schmids Nachfolger Thorsten Grenz konnte Mobilcom konsolidieren. Ihm folgte Eckhard Spoerr, bis dahin Leiter des ISP Freenet.de. Nach anfänglicher Gegenwehr führte Spoerr 2007 dann doch eine Verschmelzung der beiden Teile durch.

Der Name Freenet AG war geboren. 2009 übernahm diese Freenet den Mitbewerber Debitel, damals mit etwa 19 Millionen Kunden das drittgrößte Mobilfunk-Unternehmen Deutschlands. Ende 2012 kaufte Freenet auch noch den Apple-Händler Gravis. Seither vertreibt Gravis auch Mobilfunk der Marke Mobilcom-Debitel.

(ds)