Fusion WorldCom/Sprint geplatzt

MCI WorldCom und Sprint setzen nach massiver Kritik an ihren Fusionsplänen aus Washington und Brüssel ihren Integrationsprozess vorerst aus.

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Von
  • Christian Rabanus

Nachdem gestern die US-Justizministeriun Janet Reno angekündigt hatte, die Fusion der beiden US-amerikanischen Telekommunikationsgesellschaften MCI WorldCom und Sprint gerichtlich verhindern lassen zu wollen, und auch der EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti schon massive Bedenken gegen die Fusionpläne geäußert hatte, haben beide US-Konzerne gestern abend (Ortszeit) ihre Fusionsanmeldung in Brüssel zurückgezogen. Damit ist der Deal vorerst gestoppt. WorldCom und Sprint kündigten an, die EU-Behörden umgehend zu unterrichten, falls sie ihre Fusionsanstrengungen wiederaufnehmen würden.

Mit diesem Schritt kommen beide Konzerne der drohenden Untersagung der Fusion durch die EU-Kartellbehörde zuvor: Heute wollte man im entsprechenden europäischen Gremium darüber entscheiden, ob die Fusion zulässig sei. Beobachter rechneten nicht mit einer für WorldCom und Sprint positiven Entscheidung. Monti hatte am Wochenbeginn schon erklärt, dass die Fusion aus seiner Sicht wohl nicht genehmigt werden könne, da WorldCom/Sprint den internationalen Telefonverkehr und das Internetgeschäft in Europa zu stark dominieren würde.

Indem WorldCom und Sprint einem Verbot der Fusion durch die EU-Kommission zuvorkommen, halten sich beide Konzerne die Möglichkeit offen, ihr in Brüssel vorliegendes Fusionsgesuch zu modifizieren. Wäre die Fusion erst einmal verboten, müssten es beide Konzerne in neuer Form einreichen.

Lachender Dritter könnte die Deutsche Telekom sein. Sie war im letzten Jahr einer der Bewerber um die Übernahme von Sprint, konnte sich aber gegen WorldCom nicht durchsetzen. Jetzt könnte der rosa Riese erneut versuchen, Sprint komplett zu übernehmen. Schon als Beobachter vor einigen Tagen über eine Aufspaltung von Sprint spekulierten, um die Wettbewerbshüter gnädig zu stimmen, nannte man die Telekom als potentiellen Interessenten an möglichen Sprint-Bruchstücken. In Brüssel hätte eine Fusion Deutsche Telekom/Sprint auf jeden Fall bessere Chancen als die jetzt vorerst gescheiterte: Denn der Deutschen Telekom kann man wahrlich nicht nachsagen, dass sie eine dominierende Position im internationalen Telefonverkehr oder auch nur im europäischen Internetgeschäft einnehmen würde. (chr)