Gigapixelbilder: Panoramakopf für Einsteiger

Seite 2: Steuerung

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Die Screenshots zeigen Voreinstellungsdialog, Panoramaeinstellungen und Fortschrittsanzeige von Papywizard. Das Panorama kann sowohl reihen- als auch spaltenweise aufgenommen werden.

(Bild: Ralph Altmann)

Rundum sorglos ist man mit beiden Paketen allerdings nicht, denn für die Ansteuerung ist noch ein Notebook oder PDA notwendig, auf dem das kostenlose Programm Papywizard läuft. Wahlweise gibt man hier das gewünschte Bildfeld in Winkelgraden vor oder man fährt manuell die rechte obere und die linke untere Ecke des Bildfeldes an. Zusammen mit den Objektivdaten errechnet die Software daraus das Aufnahmeraster. Als dritte Möglichkeit kann man die Anzahl der gewünschten Fotos pro Reihe und Spalte angeben. Die Bluetooth-Verbindung erlaubt, den Kopf ohne lästige Kabelverbindung auch an ungünstigen Standorten zu positionieren.

Mit EOS Utility für die Kamera-Fernsteuerung lässt sich sogar das Vorschaubild auf das Notebook übertragen und so der Kopf genau positionieren. Dazu ist jedoch ein zusätzliches USB-Kabel notwendig. Zwar geht es auch drahtlos mit einem WFT-Drahtlosadapter, die es für verschiedene Canon-DSLRs gibt, aber dieser erhöht auch gleich wieder Gewicht und Größe (und die Kosten) der Gesamtausrüstung. Die komplette Fernsteuerung von Kopf und Kamera mit einer Kombination von EOS Utility und Papywizard soll prinzipiell möglich sein, gelang uns aber während unseres Kurztests nicht. Gegen eine solche Lösung spricht, dass EOS Utility die Fotos immer auf den ansteuernden Rechner überträgt, was länger dauern kann als die Neupositionierung und dann den ganzen Ablauf durcheinanderbringt.

Normalerweise wird die Kamera von der Elektronik des Panoramakopfes über das mitgelieferte Verbindungskabel ausgelöst. Bei unserem Test schaltete die Kamera beim Einstecken des Kabels zu unserer Verwunderung dauerhaft in den Messmodus (wie bei halb gedrücktem Auslöser). Die Ursache war ebenso simpel wie ärgerlich: In unserem Merlin war eine einfache zweipolige Klinken-Buchse eingebaut, alle Auslösekabel sind jedoch dreiadrig und haben einen dreipoligen Stereo-Klinkenstecker. Beim Einstecken werden zwei Kontakte kurzgeschlossen, was die Kamera in den Messmodus schaltete. Fotos lassen sich so zwar machen, doch sind zahlreiche Funktionen nicht verfügbar und der Kameraakku wird schnell leergesaugt. Die schnellste Abhilfe besteht in diesem Fall in einem scharfen Schnitt: Wir trennten die Kabel-Isolierung mit einem Cutter längs auf, schnitten ein Stück aus der Ader heraus, die zum mittleren Steckerkontakt führt (bei uns war dies die gelbe), und verklebten alles wieder.

Der T&C Handheld Controller wird direkt am Panoramakopf befestigt.

(Bild: Ralph Altmann)

Ganz ohne Notebook und Bluetooth geht es auch, kostet aber etwa zwei- bis dreihundert Euro mehr: Der einzeln erhältliche programmierbare T&C-Handheld-Controller wird statt des Bluetooth-Adapters an den Merlin gesteckt und übernimmt die komplette Steuerung. Lediglich einige Hardwaredaten, Sensorgröße und Objektivbrennweite müssen vorher in Verbindung mit einem Computer festgelegt und als Profil gespeichert werden. Maximal lassen sich 50 Profile für unterschiedliche Kameras und Objektive auf dem Gerät ablegen. Aus diesen Daten und den vor Ort über die Touch-Oberfläche des Controllers eingegebenen Panoramadaten errechnet der Controller das Aufnahmeraster. Es stehen drei Modi zur Verfügung: „Panorama“ erstellt ein Kugelpanorama, „Winkel“ erlaubt die Direkteingabe des horizontalen und vertikalen Panoramawinkels, ausgehend vom Mittelpunkt, und bei „Mosaik“ legt man den linken unteren und rechten oberen Eckpunkt des Panoramas fest.

Außerdem kann man die Anzahl der Aufnahmen pro Position (z.B. für Belichtungsreihen), die Wartezeit vor dem Auslösen (damit Schwingungen abklingen können) und die Überlappung einstellen sowie die Spiegelvorauslösung einschalten, sofern dies unterstützt wird. Der Controller enthält eine Buchse für die direkte Auslösung der Kamera, das Auslösekabel muss in diesem Fall nicht teilweise durchtrennt werden, allerdings ist ein Adapter von 2,5-mm-Stereobuchse auf 3,5-mm-Stereo-Klinkenstecker notwendig.

Während man in Papywizard wählen kann, ob das Panorama spalten- oder zeilenweise fotografiert wird, fährt der Controller immer erst eine komplette Zeile ab, bevor er zur nächsten wechselt. Das kann bei sehr breiten Panoramen ein Nachteil sein, da zwischen zwei direkt übereinanderliegenden Fotos der Sonnenstand und damit der Schattenwurf schon merklich verändert sein kann. Bei spaltenweiser Aufnahme ist der zeitliche Versatz geringer.

Bei breiten, an 180 Grad heranreichenden Panoramen kann es zudem vorkommen, dass der Controller versucht, eine gegenüberliegende Position mit einem Über-Kopf-Schwenk schneller zu erreichen – und dann den Kamerabody oder gar das Objektiv hart gegen das Gehäuse fährt. Ähnliche Probleme gibt es mit den Zenith- und Nadir-Aufnahmen bei Kugelpanoramen, denn voll durchschwenken lassen sich mit dem Merlin nur relativ kleine Kameras mit kurzen Objektiven. Testen Sie deshalb sicherheitshalber die gewünschte Panoramaeinstellung ohne montierte Kamera.

Der T&C-Handheld-Controller schreibt ein Logfile im XML-Format, das alle Positionierungswinkel im Klartext enthält und sich mit dem Hostprogramm auslesen lässt. Diese Logdateien können auch für das spätere Stitching beispielsweise mit PTGui verwendet werden. Der T&C Handheld Controller kostet beim Hersteller Type & Colour 237 Euro, bei Kolor knapp 300 Euro. Auf der Webseite von Telekop Austria findet sich seit kurzem der Handheld-Controller PanoCont aus ungarischer Produktion für 219 Euro, der sich aber noch in der Erprobungsphase befindet und voraussichtlich erst ab Oktober verfügbar sein soll.

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