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HP Enterprise übernimmt Supercomputer-Firma SGI

Christof Windeck
SGI

SGI verkauft vor allem HPC-Systeme

(Bild: SGI)

Der Server-Marktführer Hewlett Packard Enterprise kauft das Unternehmen SGI, dessen Geschichte bis zur einst renommierten Workstation-Firma Silicon Graphics zurückreicht.

Für rund 275 Millionen US-Dollar übernimmt Hewlett Packard Enterprise (HPE) die Firma SGI, die vor allem Supercomputer für das High-Performance Computing (HPC) verkauft. Damit will HPE die eigene Position im HPC-Markt stärken, dessen Volumen das Unternehmen auf 11 Milliarden US-Dollar schätzt.

Für die Firma HPE, die mit großem Abstand und mehr als 25 Prozent Anteil den Server-Markt anführt, ist SGI jedoch ein kleiner Fisch. Gerade einmal 533 Millionen US-Dollar Umsatz und knapp 11,2 Millionen US-Dollar Verlust konnte SGI im Geschäftsjahr 2016 erwirtschaften, das im Juni endete. HPE hingegen erzielte alleine mit Servern 2015 rund 14 Milliarden US-Dollar Umsatz.

Interessant für HPE könnte die spezielle Technik der SGI-Chipsätze für HPC-Maschinen der "UV"-Serie sein, die ehemals auch Altix Ultraviolet hießen: SGI kann damit Intel-Xeons der Baureihe E5 zu Shared-Memory-Systemen mit bis zu 64 TByte RAM und 256 physischen Prozessoren verschalten. Eigentlich sieht Intel dafür die teureren E7-Xeons vor, die SGI in anderen HPC-Rechnern ebenfalls verwendet. SGI UV ist mit dem riesigen RAM auch für Big-Data-Anwendungen interessant. Außer den "Scale-up"-Maschinen der Serie UV [1] pflegt SGI auch die Scale-out-Baureihe ICE, die anderen Linux-Clustern für HPC ähnelt.

Wichtiger als die Technik sind für HPE aber wohl die Kontakte von SGI im HPC-Markt und vor allem zu US-Behörden: SGI hat lange Geschäftsbeziehungen zum US-Militär, zu strategisch wichtigen Rüstungsfirmen und zu Geheimdiensten wie der NSA. 2006 [2] und 2008 hat SGI zwei Insolvenzen überstanden und immer wieder öffentliche (Forschungs-)Aufträge erhalten, wohl auch wegen der für die US-Armee wichtigen Technik.

Das HPC-Geschäft ist schwierig, wie auch die Höhen und Tiefen in der Geschichte von Cray belegen: Bei den lukrativen Supercomputern gibt es nur relativ wenige große Aufträge und ein hohes technisches Risiko. Derzeit kämpft Cray etwa mit Verzögerungen bei Intels Xeon Phi [3], weshalb die Umsatzprognose schon gesenkt wurde. Auch SGI hat Systeme mit Xeon Phi entwickelt.

2009 hatte das erst 1999 gegründete und mit den aufkommenden Cloud-Rechenzentren sehr schnell gewachsene Unternehmen Rackable SGI aufgekauft [4] und auch den Namen übernommen. Die Marke Rackable hat in einer SGI-Server-Produktreihe überlebt.

SGI war 1981 als Silicon Graphics im Silicon Valley gegründet worden, einige Monate vor Sun. SGI war lange für Workstations mit leistungsfähiger 3D-Grafik bekannt. (ciw [5])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-3293475

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.sgi.com/products/servers/uv/
[2] https://www.heise.de/news/Zweite-Chance-fuer-SGI-173285.html
[3] https://www.heise.de/news/Cray-Fertigungs-Rauchschaden-bringt-Verlust-Prognose-schlechter-3288851.html
[4] https://www.heise.de/news/Rackable-und-Silicon-Graphics-jetzt-unter-der-Marke-SGI-vereint-218271.html
[5] mailto:ciw@ct.de