HP Enterprise übernimmt Supercomputer-Firma SGI

Der Server-Marktführer Hewlett Packard Enterprise kauft das Unternehmen SGI, dessen Geschichte bis zur einst renommierten Workstation-Firma Silicon Graphics zurückreicht.

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SGI

SGI verkauft vor allem HPC-Systeme

(Bild: SGI)

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Für rund 275 Millionen US-Dollar übernimmt Hewlett Packard Enterprise (HPE) die Firma SGI, die vor allem Supercomputer für das High-Performance Computing (HPC) verkauft. Damit will HPE die eigene Position im HPC-Markt stärken, dessen Volumen das Unternehmen auf 11 Milliarden US-Dollar schätzt.

Für die Firma HPE, die mit großem Abstand und mehr als 25 Prozent Anteil den Server-Markt anführt, ist SGI jedoch ein kleiner Fisch. Gerade einmal 533 Millionen US-Dollar Umsatz und knapp 11,2 Millionen US-Dollar Verlust konnte SGI im Geschäftsjahr 2016 erwirtschaften, das im Juni endete. HPE hingegen erzielte alleine mit Servern 2015 rund 14 Milliarden US-Dollar Umsatz.

Interessant für HPE könnte die spezielle Technik der SGI-Chipsätze für HPC-Maschinen der "UV"-Serie sein, die ehemals auch Altix Ultraviolet hießen: SGI kann damit Intel-Xeons der Baureihe E5 zu Shared-Memory-Systemen mit bis zu 64 TByte RAM und 256 physischen Prozessoren verschalten. Eigentlich sieht Intel dafür die teureren E7-Xeons vor, die SGI in anderen HPC-Rechnern ebenfalls verwendet. SGI UV ist mit dem riesigen RAM auch für Big-Data-Anwendungen interessant. Außer den "Scale-up"-Maschinen der Serie UV pflegt SGI auch die Scale-out-Baureihe ICE, die anderen Linux-Clustern für HPC ähnelt.

Wichtiger als die Technik sind für HPE aber wohl die Kontakte von SGI im HPC-Markt und vor allem zu US-Behörden: SGI hat lange Geschäftsbeziehungen zum US-Militär, zu strategisch wichtigen Rüstungsfirmen und zu Geheimdiensten wie der NSA. 2006 und 2008 hat SGI zwei Insolvenzen überstanden und immer wieder öffentliche (Forschungs-)Aufträge erhalten, wohl auch wegen der für die US-Armee wichtigen Technik.

Das HPC-Geschäft ist schwierig, wie auch die Höhen und Tiefen in der Geschichte von Cray belegen: Bei den lukrativen Supercomputern gibt es nur relativ wenige große Aufträge und ein hohes technisches Risiko. Derzeit kämpft Cray etwa mit Verzögerungen bei Intels Xeon Phi, weshalb die Umsatzprognose schon gesenkt wurde. Auch SGI hat Systeme mit Xeon Phi entwickelt.

2009 hatte das erst 1999 gegründete und mit den aufkommenden Cloud-Rechenzentren sehr schnell gewachsene Unternehmen Rackable SGI aufgekauft und auch den Namen übernommen. Die Marke Rackable hat in einer SGI-Server-Produktreihe überlebt.

SGI war 1981 als Silicon Graphics im Silicon Valley gegründet worden, einige Monate vor Sun. SGI war lange für Workstations mit leistungsfähiger 3D-Grafik bekannt. (ciw)