Linux 5.4 freigegeben: exFAT-Support und Einschränkungen für Root

Seite 4: Viele neue und verbesserte Grafiktreiber

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Der Amdgpu-Treiber von Linux 5.4 unterstützt fünf Grafikchips von AMD, die jüngst eingeführt wurden oder in nächster Zeit auf den Markt kommen sollen. Darunter sind die Navi14-GPUs (1, 2, 3) der Anfang Oktober angekündigten Radeon-Serie RX 5500, die noch in diesem Jahr in den Handel kommen soll. Auf dem Kernel-Support aufbauende Treiber zur 3D-Beschleunigung via OpenGL und Vulkan sowie Video-Beschleunigungstreiber bringt Mesa 19.2 bereits mit; das im Dezember erwartete Mesa 19.3 unterstützt diese Chips noch besser.

Bei Linux 5.3 stieß Support für die AMD Radeon RX 5700 zum Kernel, mit 5.4 folgt Unterstützung für einige andere Karten der 5000er-Serie.

(Bild: Carsten Spille/c't)

Neben dem Navi14 spricht Linux jetzt auch den eng verwandten Navi12 (u. a. 1) sowie die Arcturus-GPU (u. a. 1, 2, 3, 4) an. Letztere beruht wohl auf der älteren Vega-Architektur und soll vermutlich auf Beschleunigerkarten zum GPGPU (General Purpose Computation on Graphics Processing Units) sitzen.

Darüber hinaus unterstützt der Kernel auch schon die Grafikeinheit der mit Zen2-Kern ausgestatteten Renoir-Prozessoren (u. a. 1, 2, 3, 4). Berichten zufolge will AMD diese Anfang 2020 als Ryzen 4000U/H einführen, die auf Desktop-PCs und Notebooks zielen. Ferner unterstützt Linux auch schon die GPU von Dali-Prozessoren – offenbar eine Weiterentwicklung der Raven-Ridge-CPUs, die AMD für Mobilgeräte und Billig-Systeme vorsieht.

Der Navi14-Support ist standardmäßig aktiv, was einer Anpassung zu verdanken ist, die erst zwei Tage vor der Freigabe von Linux 5.4 vorgenommen wurde. Der Support für die vier anderen erwähnten GPUs gilt hingegen noch als experimentell. Man muss ihn daher explizit über einen Modul-Parameter aktivieren, etwa indem man Linux beim Start den Parameter amdgpu.exp_hw_support=1 mitgibt.

Der Amdgpu-Treiber nutzt jetzt wieder "bulk moves", was die Grafikperformance in manchen Fällen verbessern kann.

Um die Leistungsaufnahme im Mehrschirmbetrieb zu reduzieren, senkt der Treiber jetzt den Takt des Grafikspeichers automatisch, sofern alle Monitore denn synchron laufen. Falls sie das nicht tun, kann man das Verhalten über den Boot-Parameter amdgpu.dcfeaturemask=2 veranlassen. Wie viel das Ganze spart, hängt von der Grafikkarte ab; Berichten und einem Kurzversuch zufolge lassen sich damit im Leerlauf manchmal 20 bis 30 Watt sparen, was auch die Lüfter entlastet und so den Geräuschpegel senkt.

Über geringere Leistungsaufnahme und somit längere Akkulaufzeit dürfen sich auch Besitzer des Dell Latitude 5495 freuen: Der Kernel bringt jetzt eine Sonderbehandlung für eine Marotte ("Quirk") dieses Notebooks mit, durch die es dessen diskreten AMD-Grafikchip bei Nichtverwendung jetzt endlich schlafen legen kann.

Intels Entwickler haben den Grafiktreiber i915 und andere Stellen des Kernels um Support für die bislang nur als "Tiger Lake" bekannte Prozessorplattform erweitert. Diese enthält eine neue, "Gen12" genannte GPU-Generation und soll offenbar Intels dieses Jahr eingeführten Ice Lake ("Gen11"-GPU) beerben; anfängliche 3D-Unterstützung für Gen12-GPU wird Mesa 19.3 mitbringen. Zum Kernel stieß ferner auch Code zur Unterstützung des für die Embedded- beziehungsweise IoT-Schiene gedachten "Elkhart Lake".

Der Nouveau-Treiber warnt jetzt, wenn man das Stromkabel anzuschließen vergisst. Außerdem unterstützt der Treiber für GeForce-Karten von Nvidia jetzt die Farbkalibration besser (u. a. 1, 2.).

Darüber hinaus gab es noch eine ganze Reihe anderer Verbesserungen bei den Grafiktreibern. Darunter etwa prozess-spezifische Adressräume bei Etnaviv-Treiber für Vivante-GPUs und allerlei Optimierungen und Feintuning beim Treiber Panfrost, mit dem Linux seit Version 5.2 viele moderne ARM-Mali-GPUs unterstützt.

Details zu diesen und weitere Neuerungen nennt ein Merge-Commit, der die wesentlichen Änderungen bei Grafiktreibern gebracht hat. Dessen Kommentar informiert über die wichtigsten Änderungen bei rund zwei Dutzend Grafiktreibern. Hinter dem Merge-Commit stecken über tausende weitere Commits mit Änderungen an 1621 Quellcodedateien, die 262.504 Codezeilen hinzufügen und 38.411 entfernen.

Der Treiber R8169 spricht jetzt auch Realteks 2.5-GBit/s-Ethernet-Chip RTL8125 an. Der bei Linux 5.2 aufgenommene Treiber Rtw88, der für die 802.11ac-WLAN-Chips RTL8822BE und RTL8822CE von Realtek zuständig ist, aktiviert jetzt auch deren Bluetooth-Funktion.

Der Thunderbolt-Treiber unterstützt jetzt den Controller, den einige im Spätsommer angekündigten Ice-Lake-CPUs von Intel enthalten.

Die Eingabegerätetreiber bringen Support für die Logitech Laser-Gaming-Mouse G700 und das von ihr verwendete Logitech-Wireless-Interface "Lightspeed" mit. Linux versteht sich jetzt auch mit der Tastatur von Microsoft-Surface-Geräten der fünften und sechsten Generation. Der Treiber für Zeichentabletts von Wacom unterstützt jetzt auch das MobileStudio Pro 13. Neu dabei ist auch ein Treiber für den IR-Empfänger SB0540, den Creative als Add-On für manche Audigy-Soundkarte verkauft hat. Außerdem bringt Linux jetzt einen Joystick-Treiber für den FlySky FS-iA6B RC Receiver mit, mit dem sich beispielsweise der Flugsimulator Flightgear über die FlySky-Fernbedienungen bedienen lässt, die zur Steuerung von Drohnen oder Modell-Helikoptern und -Flugzeugen gedacht sind.

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Die Entwickler wollen den Support für Wireless USB (WUSB) hinauswerfen: Entsprechende Hardware ist ihrer Auffassung nach nicht mehr im Einsatz und der Quellcode daher Ballast, der die Weiterentwicklung erschwert. Die Kernel-Macher haben den Code daher in den Staging-Bereich verschoben und warten bis zum eigentlichen Rauswurf jetzt einige Wochen oder Monate, um zu sehen, ob jemand Einspruch erhebt.

Der Thinkpad-Treiber unterstützt jetzt die PrivacyGuard genannte Funktion. Diese findet sich bei einigen Lenovo Thinkpads der Serien T480s, T490 und T490s; sie soll etwa im Zug vor neugierigen Blicken von der Seite schützen, indem sie den Monitor in eine stark blickwinkelabhängige Betriebsart schaltet, damit Inhalte nur direkt von vorn klar erkennbar sind.

Die in den oberen Absätzen beschriebenen Optimierungen und Erweiterungen beim Hardware-Support sind nur die Spitze des Eisbergs, denn alle aufzuzählen würde den Rahmen sprengen: Allein durch neue und verbesserte Treiber unterstützt Linux 5.4 über 400 Geräte oder Geräteklassen mehr als sein Vorgänger; bei rund 150 davon handelt es sich um PCI/PCIe-Geräte, wie die Datenbanken der Linux Kernel Driver DataBase (LKDDb) zeigen.

Weitere Neuerungen rund um Treiber nennen die Kommentare der wichtigsten Commits für die Subsysteme Char, Driver-Core, EDAC, Hardware-Monitoring, Human Input Devices, Input, Media, Platform Drivers, Rdma, Sound, Soundwire, Staging, TTY, USB und Watchdog. Das sind übrigens längst nicht alle größeren Merges rund um Hardware-Support und Treiber, sondern nur jene, die der Autor für erwähnenswert hielt. Dutzende weitere haben diese Hürde nicht geschafft; ähnlich verhält es sich mit verschiedenen Aufzählungen an anderer Stelle dieses Kernel-Logs.