Hyperverse: Kryptowährungs-Manager offenbar frei erfunden​

Der Hyperverse-Chef dürfte ebenso virtuell sein, wie die Hyperfund-Währung. Steven Reece Lewis wird gebeten, sich zu melden.​

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Steven Reece Lewis

Wer kennt diesen Mann?

(Bild: Screenshot/Hyperians)

Lesezeit: 3 Min.

Who is Steven Reece Lewis? Und wo? Der Mann mit beeindruckendem Lebenslauf soll CEO von Hyperverse, auch bekannt als oder verwandt mit Hyperfund, Hypernation, Hypertech und Hypercommunity, sein. In salbungsvollen Worten versprach Reece Lewis ein "greater Hyperverse Ecosystem". "Öffnen Sie ihr Denken und beschleunigen Sie mit uns den Bau der digitalen Zukunft, wo Sie nur beschränkt sind durch ihr eigenes Vorstellungsvermögen", schloss der Mann 2021 ein Werbevideo. Im Jahr darauf kollabierte das australische Krypto-Schneeballsystem.

Hyperfund vertrieb ab Mitte 2020 kostenpflichtige Mitgliedschaften und Abonnements, für deren Bezahlung Opfer Einheiten einer eigenen Kryptowährung erhielten. Der Vertrieb lief über Multi-Level-Marketing. Die Rede war vom dezentralen Finanzplatz der Zukunft mit Kryptowährungen und Renditen von bis zu 300 Prozent in 600 Tagen. Ein dauerhaft tragfähiges Geschäftsmodell war nicht ersichtlich. Ab 2021 warnten Finanzaufsichtsbehörden in mehreren Ländern vor Hyperfund wegen Verdachts eines Pyramidenspiels.

Daraufhin erfolgte ein Rebranding zu Hyperverse, samt neuem CEO Steven Reece Lewis. Auf die Kryptowährungsversprechen kam oben drauf Gerede von einem "eigenen Metaverse" mit NFTs (non fungible tokens), natürlich in vollem Einklang mit allen rechtlichen Vorschriften. Prominente wie Apple-Mitgründer Steve Wozniak, Schauspieler Chuck Norris und Bassstimme Lance Bass heuerten für Werbevideos an. Details sollten 2022 folgen, doch in dem Jahr brach das Gebilde zusammen. Seither gibt es keine Auszahlungen mehr, die Hyperverse-Kryptowährung HVT ist wertlos. Laut Krypto-Analysefirma Chainalysis war Hyperverse mit fast 1,3 Milliarden US-Dollar Schadenssumme der mit Abstand größte Kryptobetrug des Jahres 2022.

Im September 2022 berichtete die britische Zeitung Mirror, dass es Reece Lewis wahrscheinlich gar nicht gibt. Das bestätigt jetzt die britische Zeitung The Guardian. Der Lebenslauf ist offenbar frei erfunden: Seine angeblichen Alma Mater finden keinen Studenten Steven Reece Lewis in ihren Archiven, wie auch sein angeblicher Ex-Arbeitgeber Goldman Sachs keinen solchen Ex-Mitarbeiter bestätigt.

Die Geschichte von einer an Adobe verkauften Webdesign-Firma erscheint ebenso herbeifabuliert, wie das mit zehn Millionen Dollar Wagniskapital gegründete IT-Startup für Blockchain-Beratung. Zumindest hat The Guardian keine entsprechenden Unterlagen gefunden. Auch online hat sich das Ausnahmetalent rar gemacht. Ältestes Lebenszeichen ist ein kurz vor seinem Aufstieg zum Hyperverse-CEO eingerichtetes Konto in einem Sozialen Netzwerk.

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Für Compliance bei Hyperfund und Hyperverse zeichnete übrigens eine gewisse Hope Hill verantwortlich. Sie behauptete, die Angebote unterlägen keiner Regulierung, solange sie auf dem Prinzip der Mitgliedschaften basierten. Laut behindmlm.com heißt Hope Hills in Wahrheit Ronae Jull und ist vorbestraft – wegen Betrieb eines Pyramidenspiels (USA v. Ronae Valyn Jull, 24 Fed. Appx. 686 (9th Cir. 2001)).

Nach dem Auszahlungsstopp bei Hyperverse tauchten Folgeangebote auf. Das Projekt werde in ein neues Gebilde überführt, bisherige Investoren könnten durch zusätzliche Einzahlungen ihr bisherigen Investitionen übertragen lassen und dann aber wirklich reich werden.

Vielleicht ist das alles nur ein furchtbares Missverständnis. heise online lädt Steven Reece Lewis zu einem Interview ein, wir kommen auch gerne vorbei. Wenn er sich bitte meldet.

(ds)