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IFA 2023: Wieder volle Hütte in Berlin

Das neue Management freut sich kurz vor Messestart über volle Auftragsbücher und erwartet eine erfolgreiche IFA. Es ist der Probelauf für das große Jubiläum.

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Neues Management, neue Lightshow: Oliver Merlin stellt seine Pläne für die IFA 2023 vor.

(Bild: heise online/vbr)

Lesezeit: 4 Min.
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Zwei Tage vor der offiziellen Eröffnung der Elektronikmesse IFA in Berlin freuen sich die Veranstalter über ein volles Haus. "Die IFA 2023 ist vollständig ausverkauft", sagt IFA-Chef Oliver Merlin am Mittwoch in Berlin. Wie in den Zeiten vor der Pandemie wird das Messegelände der Hauptstadt aus allen Nähten platzen. 2059 Unternehmen aus 48 Ländern belegen rund 130.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche auf dem Gelände.

Auch die Branche für Unterhaltungselektronik und Haushaltstechnik blickt zuversichtlich auf die bevorstehende Messe, die den Beginn des umsatzstarken Schlüsselquartals markiert. Nach einem Umsatzeinbruch im vergangenen Jahr rechnet der Branchenverband Gfu wieder mit besseren Geschäften. Die Erholung werde aber in den verschiedenen Weltregionen recht unterschiedlich ausfallen, sagt Gfu-Chefin Sara Warneke. Westeuropa liege dabei im Mittelfeld.

Gfu-Chefin Sara Warneke.

(Bild: heise online)

Während der Corona-Pandemie konnten sich insbesondere die Hersteller von Unterhaltungselektronik über weltweit zweistelliges Umsatzwachstum freuen. Aber auch die Geschäfte mit Haushaltstechnik wie Waschmaschinen und Kühlschränken boomten. Dann folgte mit der Lockerung der Pandemie-Maßnahmen das jähe Ende des Wachstums: Statt Cocooning im trauten Heim standen Reisen und Outdoor wieder ober auf der Prioritätenliste.

Auch im ersten Halbjahr 2023 verzeichneten den Zahlen der Gfu zufolge noch fast alle Weltregionen Rückgänge im Vergleich zum Vorjahr. In Westeuropa schrumpfte das Geschäft um 6,2 Prozent auf rund 84 Milliarden Euro. In Osteuropa fiel der Rückgang mit minus 19,2 Prozent besonders krass aus. Der IFA-Veranstalter Gfu sieht allerdings Licht am Ende des Tunnels: Die Märkte stabilisierten und normalisierten sich, sagt Warneke.

Das Pandemie-Ende macht sich auch in den Auftragsbüchern der Veranstalter bemerkbar. Merlin freut sich über das große Interesse an der Messe. "Die großen Aussteller halten der IFA weiterhin die Treue", sagt der IFA-Chef. "Dazu entfallen etwa 30 Prozent unseres Umsatzes auf neue Kunden, die niemals zuvor auf der IFA ausgestellt haben". Sollte sich das Neugeschäft so verstetigen, wird die IFA weiter wachsen.

Bleibt die Frage, ob das ohnehin schon enge Berliner Messegelände auf Dauer mithalten kann. Die neuen Veranstalter haben sich mit der Messe Berlin zuletzt auf einen Zehnjahresvertrag verständigt. Die Gfu als Markenrechtsinhaberin und die britische Clarion-Gruppe sind Veranstalter der IFA, die Messe Berlin stellt lediglich das Veranstaltungsgelände am Berliner Funkturm zur Verfügung.

Bisher hatten Gfu und die Berliner Messegesellschaft die IFA gemeinsam ausgerichtet. Doch herrschte offenbar Uneinigkeit über die zukünftige Ausrichtung der Messe, weshalb sich die Gfu mit Clarion schließlich einen neuen Partner gesucht hat. Der Übergang im vergangenen Jahr ging allerdings alles andere als geräuschlos über die Bühne. Der damalige IFA-Chef Jens Heithecker wurde geschasst – und heuerte bei Clarion an.

Die IFA 2023 markiert den 99. Jahrgang der Traditionsmesse. Das runde Jubiläum im kommenden Jahr wirft seine Schatten voraus. Die erste "Große Deutsche Funkausstellung" fand 1924 im Berliner Westend statt – dort, wo heute das Messegelände steht. Zwischendurch gastierte die Funkausstellung auch in Düsseldorf, Frankfurt und Stuttgart. Seit 1971 ist die "Internationale Funkausstellung", heute nur noch IFA, fest in Berlin verankert.

Das neue Veranstaltungsteam will die Messe bis zum Jubiläum dahin neu aufgestellt haben. 2024 sollen dann auch die beliebten Konzerte im Sommergarten auf dem Gelände zurückkehren, die 2022 und 2023 eine Pause eingelegt haben. Zumindest sei das derzeit geplant, sagt Leif-Erik Lindner, der die Geschäftsführung der IFA im September von Merlin übernehmen soll.

Einige Änderungen sind jetzt schon zu bemerken. Die seit 2016 ausgelagerte Zulieferer-Ausstellung "Global Markets" etwa war im vergangenen Jahr auf das Messegelände zurückgekehrt und bleibt da. Merlin setzt zudem auf Vernetzung mit der Berlin Tech Week und will die Gaming-Community mehr ansprechen. Auch dem Thema Nachhaltigkeit will sich die IFA mehr widmen. Vom Team des Repair-Café Berlin-Zehlendorf können sich IFA-Besucher am Samstag kleine Haushaltsgeräte reparieren lassen. "Aber keine Handys", betont Merlin.

"Wir wollen die IFA zeitgemäß weiterentwickeln", sagt Warneke. Eine der augenfälligsten Änderungen in der Außendarstellung betrifft die nicht nur auf dem Berliner Boulevard beliebte "Miss IFA", die – dargestellt von verschiedenen Models – der Messe über Jahrzehnte ein Gesicht gegeben hat. Das ist jetzt Geschichte, sagt Warneke: "Es gibt keine Miss IFA mehr."

(vbr)