Infineon: Ziebart tritt ab (Update)

Nach wochenlangen Querelen und einer öffentlichen Personaldiskussion gehen Wolfgang Ziebart und Infineon ab dem 1. Juni getrennte Wege. Der Vorstandschef gibt "aufgrund unterschiedlicher Auffassungen" über die Ausrichtung des Unternehmens auf.

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Von
  • dpa

Der Vorstandschef des Halbleiterkonzerns Infineon, Wolfgang Ziebart, nimmt nach wochenlangen Querelen seinen Hut. Ziebart gebe seinen Posten zum 1. Juni "aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über die zukünftige strategische Ausrichtung des Unternehmens" auf, teilte Infineon am heutigen Montagabend in München mit. Vorstandssprecher werde der für das Auto- und Industriegeschäft zuständige Vorstand Peter Bauer. Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley sei vom Aufsichtsrat einstimmig das Vertrauen ausgesprochen worden.

Darüber hinaus kündigte Infineon ein weiteres Sparprogramm an. So sollen unter anderem die Herstellungskosten gedrückt und das Unternehmen straffer organisiert werden. Nähere Angaben zu den geplanten Einschnitten und Veränderungen im Rahmen des "IFX 10-Plus" genannten Programms machte Infineon zunächst nicht. Einzelheiten würden in den nächsten Wochen erarbeitet und definiert, hieß es. Infineon steckt in einer tiefen Krise. Alleine von Januar bis März verlor Infineon unterm Strich 1,37 Milliarden Euro.

Die Probleme im operativen Geschäft hatten zuletzt zu einem Machtkampf an der Infineon-Spitze geführt. So soll Kley Medienberichten zufolge die Ablösung Ziebarts und eine Fusion mit NXP betrieben haben. Uneinig sollen sich die beiden vor allem in der Frage gewesen sein, ob sich Infineon mit dem niederländischen Wettbewerbers NXP zusammentun sollte.

(Update):
In der dynamischen Halbleiter-Branche gilt der scheidende Infineon-Chef Wolfgang Ziebart als Manager der leisen Töne. Beharrlich, aber ohne großes Getöse in der Öffentlichkeit verordnete er dem Konzern seit seinem Amtsantritt im Herbst 2004 einen tiefgreifenden Umbau. Dabei gliederte er unter anderem das schwankungsanfällige Speicherchip-Geschäft in die eigenständige Gesellschaft Qimonda aus, die 2006 an die Börse gebracht wurde. Die Tochter hat allerdings mit einem extremen Preisverfall bei Speicherchips zu kämpfen und trug dazu bei, dass Infineon in den vergangenen Monaten immer tiefer in die Krise rutschte. Zuletzt war deshalb die Kritik an mangelnder Führungsqualität bei Infineon immer lauter geworden. Auch wegen zunehmender Querelen zwischen Ziebart und Infineon-Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley hatte sich Ziebarts Ablösung in den vergangenen Wochen abgezeichnet.

Der gebürtige Niedersachse Ziebart hatte seine Karriere nach dem Maschinenbaustudium in München 1977 bei BMW begonnen. Dort rückte er bis in den Vorstand auf, musste im Zuge personeller Veränderungen wegen der Rover-Krise gemeinsam mit weiteren Managern den Hut nehmen. Er wechselte zum Autozulieferer Continental, wo er es bis zum Vize brachte. 2004 löste der Manager dann Infineon-Chef Ulrich Schumacher ab. Ziebarts ruhiges Auftreten stand dabei im starken Kontrast zu seinem Vorgänger, der beispielsweise beim Infineon-Börsengang im Jahr 2000 im Rennwagen an der Wall Street vorgefahren war. (dpa) / (vbr)