Infineon ein Jahr nach dem Beschluss zur Aufspaltung

Den abgespaltenen Speicherchipbereich Qimonda brachte Infineon nur mit Hängen und Würgen an die US-Börse. Und auch im neuen Kernbereich mit Logikchips gibt es noch einige offene Baustellen.

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Von
  • Axel Höpner
  • dpa

Auch ein Jahr nach dem Beschluss, den Konzern zu zerschlagen, ist der gebeutelte Chipkonzern Infineon längst nicht aller Probleme ledig. Zwar gelang es im Sommer, die abgespaltene Speichersparte unter dem Namen Qimonda mit Hängen und Würgen an die US-Börse zu bringen. Doch fiel der Erlös deutlich geringer aus als erhofft. Zudem gibt es auch im neuen Kerngeschäft mit Logikchips offene Baustellen. So verschärft die Pleite des Großkunden BenQ Mobile die Probleme in der defizitären Kommunikationssparte von Infineon. Investoren und Mitarbeiter erwarten daher gespannt den Donnerstag dieser Woche, wenn Konzernchef Wolfgang Ziebart die Bilanz des abgelaufenen Geschäftsjahres vorlegt.

Vor einem Jahr traf der Infineon-Aufsichtsrat am 17. November 2005 den Aufspaltungsbeschluss. Seither agieren Infineon und Qimonda als eigenständige Unternehmen, auch wenn Infineon noch die klare Mehrheit an der Speichertochter hält. Geplant ist aber ein vollständiger Rückzug. Damit trennt sich der Konzern von etwa 40 Prozent seines Geschäfts. Auf diesem Weg will sich Infineon unabhängiger machen vom schwankungsanfälligen  Speicherchip-Geschäft und Geld einnehmen für die Investitionen in die Logiksparten.

Die IG Metall hatte den Beschluss damals scharf kritisiert und fühlt sich heute bestätigt. "Die Befürchtungen, die wir hatten, werden immer wahrer", sagt Infineon-Aufsichtsrat Wigand Cramer. Zwar sei Qimonda auf gutem Weg. Vorstandschef Kin Wah Loh konzentriere sich auf margenstärkere Produkte, und das Unternehmen verdiene auch dank des guten Branchenumfelds Geld. "Wir können froh sein, dass Infineon noch die Mehrheit hat." Gerade dies zeige aber, wie das Unternehmen vom Speichergeschäft profitieren könne, wenn es anderen Sparten wie derzeit der Kommunikation schlecht gehe.

Zudem befürchtet die Gewerkschaft, dass nach der Trennung nicht mehr gut mit den Kapazitäten in den Werken gespielt werden kann. Für Dresden gebe es noch eine Vereinbarung bis zum Herbst kommenden Jahres, dass das dortige Werk auch mit Speicherchips ausgelastet wird. Würden diese Kapazitäten wegfallen, sehe es schlecht aus bei der Auslastung.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr dürften die Speicher jedenfalls noch einmal positiv zum Ergebnis beigetragen haben. Ganz anders sieht dies bei der Kommunikationssparte aus. Im Bereich der Chips für Handys war hier Siemens der wichtigste Kunde. Zwar gelang es zuletzt, die Abhängigkeit etwas zu verringern. Die BenQ-Mobile-Pleite trifft Infineon aber hart. Die Belastungen bezifferte Ziebart für das abgelaufene Geschäftsjahr auf 80 Millionen Euro. Im laufenden Jahr gehen etwa 150 Millionen Euro Umsatz verloren. Als Konsequenz streicht Infineon 400 Stellen.

Konzern-Chef Ziebart ist aber insgesamt zuversichtlich. "Unser Ziel ist es, die Sanierung bis Ende 2007 abzuschließen", sagte er neulich. Zudem sollten die Einnahmen aus dem Verkauf weiterer Qimonda-Aktien in den Ausbau des Geschäfts mit Logikchips für Kunden in der Autobranche, der Industrie und der Kommunikation investiert werden. Dann soll es Infineon auch endlich einmal schaffen, nachhaltig operative Gewinne zu schreiben. (Axel Höpner, dpa) / (jk)