Infineon kappt Prognose für Kommunikationssparte

Wegen geringerer Bestellmengen bei Chips für schnelle Datenhandys sowie wegen Verzögerungen bei einem Billighandy-Projekt Nokias dämpft der Chiphersteller die Erwartungen.

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Von
  • dpa

Der Chipkonzern Infineon kämpft nur wenige Tage nach dem Rückzug von Vorstandschef Wolfgang Ziebart mit neuen Problemen. Das Unternehmen dämpfte heute die Erwartungen für seine Kommunikationssparte in diesem Jahr. Grund für die Probleme seien geringere Bestellmengen bei einem Auftrag mit Chips für schnelle Datenhandys sowie Verzögerungen bei einem Billighandy-Projekt mit dem finnischen Hersteller Nokia, sagte ein Sprecher in München auf Anfrage. Die Börse reagierte mit massiven Verkäufen auf die schlechten Nachrichten. Um die Mittagszeit stand die Aktie knapp neun Prozent im Minus bei 5,69 Euro.

Angesichts der Schwierigkeiten soll sich der Umsatz in der Sparte Com im dritten Geschäftsquartal nur auf dem Niveau des Vorquartals bewegen. Dies wären rund 300 Millionen Euro. Das operative Ergebnis vor Sonderposten soll sich entgegen der ursprünglichen Erwartungen nun weiter verschlechtern. Statt eines Verlusts von 25 Millionen Euro vor Zinsen und Steuern (EBIT) rechnet Infineon für den Zeitraum von April bis Ende Juni nun mit einem Verlust von 40 Millionen Euro. Im zweiten Geschäftsquartal zwischen Januar und Ende März hatte der Verlust bei 29 Millionen Euro gelegen.

Genauere Angaben seien derzeit nicht möglich, ergänzte der Sprecher, da es sich möglicherweise auch nur um Verschiebungen von Bestellungen handele, die zu einem späteren Zeitpunkt noch eingehen könnten. Im vierten Quartal soll es laut Infineon aber wieder aufwärts gehen. Die Prognose fürs Gesamtjahr ist aber wieder offen. Ende April hatte Infineon noch ein Umsatzwachstum im hohen einstelligen Prozentbereich sowie ein positives EBIT für das Geschäftsjahr 2007/2008 in Aussicht gestellt.

Im zweiten Quartal hatte Infineon auf Konzernebene einen Rekordverlust von 1,371 Milliarden verbucht. Gut eine Milliarde Euro entfiel dabei aber auf eine Wertberichtigung bei der Speicherchip-Tochter Qimonda, an der Infineon 77,5 Prozent hält. Der Umsatz war im Vergleich zum Vorquartal leicht von 1,090 Milliarden auf 1,049 Milliarden Euro gesunken, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 65 Millionen auf 36 Millionen Euro. Unter anderem wegen der Probleme bei Qimonda, aber wegen strategischer Differenzen mit Aufsichtsratschef und Amtsvorgänger Max Dietrich Kley hatte Vorstandschef Wolfgang Ziebart Anfang der Woche daraufhin seinen Hut genommen. Am Ruder steht nun Vorstand Peter Bauer. (dpa) / (anw)