Infineon beißt in den sauren (Qimonda-)Apfel

Mit der Milliardenabschreibung auf die Anteile an der ungeliebten Speicherchip-Tochter bekräftigt Infineon seine Ausstiegspläne aus dem Speicherchip-Geschäft. Bei Infineon selbst läuft es aber auch nicht rund.

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Von
  • Michael Friedrich
  • dpa

Der Halbleiter-Konzern Infineon drückt beim geplanten Abschied von der ungeliebten Speicherchip-Tochter Qimonda auf die Tube. Dafür schlucken die Münchner nun sogar eine dicke Kröte in Form einer Milliardenabschreibung. Doch die Botschaft von Konzernchef Wolfgang Ziebart ist klar: Am Fahrplan für den Ausstieg bei Qimonda wird nicht gerüttelt. Bis zur Hauptversammlung 2009 soll der Anteil von derzeit 77,5 Prozent auf unter 50 Prozent sinken. Am liebsten durch Verkäufe, notfalls werden die Aktien als Sachdividende an die Aktionäre verschenkt. Deshalb begrüßten Experten am Dienstag die Ankündigung. Auch die Börse spendete überwiegend Applaus.

"Die Abschreibung konnte sich ja jeder ausrechnen", sagt Analyst Jürgen Wagner von Oppenheim Research. Am Markt habe vielmehr Angst geherrscht, dass Infineon der defizitären Tochter nach erneuten Verlusten von fast einer halben Milliarde Euro im zweiten Geschäftsquartal nun nochmals Geld zuschießen müsste. Diese Befürchtungen habe Ziebart mit seinem Schritt zerstreut. "Da gibt es kein Wenn und Aber." Auch ein Sprecher von Infineon bekräftigte am Dienstag nochmals das Ausstiegsszenario.

Für den geplanten Verkauf verbucht der Konzern die Tochter bereits im abgelaufenen zweiten Quartal unter der Rubrik nicht fortgeführte Aktivitäten. Das bedeutet aber, dass die Differenz zwischen dem tatsächlichen Marktwert der Anteile und dem Preis, den Infineon in den Büchern stehen hat, in die Bilanz muss. Und hier klafft die gewaltige Lücke von einer Milliarde Euro, da die Aktie von Qimonda nach dem Börsengang im Jahr 2006 wegen des Preisverfalls bei Speicherchips und hohen Verlusten überwiegend im Sinkflug war.

"Das Timing ist wahrscheinlich gar nicht so schlecht", sagte Analyst Theo Kitz von Merck Finck. Es gebe Schätzungen, die davon ausgingen, dass das Tal der Tränen für die Speicherchipbranche in den kommenden Monaten durchschritten sein werde und die Preise wieder anzögen. Ein Verkauf der Qimonda-Anteile wäre dann leichter zu bewerkstelligen. Dem Vernehmen nach führt Infineon bereits Gespräche mit einigen Interessenten. Oppenheim-Analyst Wagner hält einen Einstieg institutioneller Investoren bei einem Anziehen der Speicherchippreise für möglich.

Obendrein laufe das Geschäft auch bei Infineon selbst derzeit alles andere als rund, ergänzt Kitz. "Man hat die hohen Abschreibungen in ein Quartal gepackt, dass sowieso schon schlecht war." Infineon kämpft derzeit sowohl im Telekommunikationsbereich als auch im Geschäft mit Chips für die Autoindustrie mit Schwierigkeiten. Infineon hatte in den vorangegangenen zwölf Quartalen elf Mal einen Nettoverlust verbucht. Die Zahlen für das zweiten Quartal will Infineon an diesem Mittwoch vorlegen. Inklusive der Abschreibung für Qimonda rechnen Experten mit einem Minus von rund 1,3 Milliarden Euro.

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(Michael Friedrich, dpa) / (jk)