Computex

Intel rasselt mit dem Nehalem-Säbel

Auf dem Intel-Messestand sind zahlreiche Boards für die kommenden Nehalem-Prozessoren für Server (Xeon) und High-End-Desktop-Rechner zu sehen.

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Klappern gehört zum Handwerk – frei nach diesem Motto zeigt Intel am eigenen Computex-Messestand zahlreiche Mainboards für Prozessoren der kommenden Nehalem-Generation. Eine Reihe von Detailinformationen zu den ab Ende 2008 erwarteten Nehalem-Varianten Bloomfield (LGA1366-Gehäuse für High-End-Desktop-Rechner) und Gainestown (Server mit zwei CPU-Fassungen) hatte Intel schon auf dem Frühjahrs-IDF in Shanghai erläutert. Unklar ist allerdings, wann welche Nehalem-Versionen auf den Markt kommen – "Ende 2008" ist bisher die genaueste Intel-Angabe.

Um zu demonstrieren, dass schon Vieles fertig ist, zeigt Intel also nun Boards für Desktop-Rechner mit einer LGA1366-Fassung und dem Chipsatz X58 alias Tylersburg-36S, dessen Zusatzbezeichung im Codenamen auf die Single-Socket-Plattform und 36 PCIe-2.0-Lanes des per QPI mit dem Bloomfield-Prozessor verbundenen I/O Hub (IOH) hinweist. Der Speichercontroller für drei DDR3-SDRAM-Kanäle steckt bei den Nehalems ja (wie bei AMD64-Prozessoren) im Prozessor, was für Intel grundsätzlich neue Systemkonfigurationen nötig macht.

Die Dual-Processor-(DP-)Serverboards sind aller Wahrscheinlichkeit nach mit zwei LGA1366-Fassungen bestückt; die dafür vorgesehenen Gainestown-Xeons unterscheiden sich von den Bloomfields also wohl durch einen zweiten QPI-Link zur Kommunikation zwischen den Prozessoren.

Intel rasselt mit dem Nehalem-Säbel (8 Bilder)

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Intel zeigt aber nicht nur Nehalem-Mainboards, sondern versucht sich auch an viralem Marketing. Wie zufällig tauchten ja bereits im Februar ein paar Nehalem-Benchmarks in einer Intel-Präsentation auf einem Webserver von Sun Österreich auf. Nun konnte VR-Zone aus Singapur einen 3DMark-Vantage-Wert eines 2,66-GHz-Bloomfield erhaschen. Und Anand Lal Shimpi von Anandtech präsentiert gleich eine ganze Reihe von Nehalem-Benchmarks, nach denen der native Quad-Core mit Hyper-Threading (also ingesamt acht Threads) bei 2,66 GHz schneller sein soll als der Core 2 Extreme QX9775, also ein 3,2-GHz-Yorkfield mit FSB1600. Die Aussagekraft solcher Benchmarks an Vorserienmustern ist allerdings mager – Intel-Konkurrent AMD hatte beispielsweise auf der Games Convention 2007 einen 3-GHz-Phenom-X4 gezeigt, der bis heute nicht lieferbar ist.

Die LGA1366-Bloomfields dürften – außer für den Workstation-Markt – zudem nur für zahlungskräftige Käufer interessant sein, denn Intel positioniert diese Prozessoren im Highend-Segment. Für Standard-(Mainstream-)Rechner kommen später die Nehalem-Varianten Lynnfield (vier Kerne, acht Threads) und Havendale (zwei Kerne, vier Threads, integrierter Grafikprozessor) in einem kompakteren Gehäuse, wahrscheinlich für die LGA1160-Fassung. Nach Informationen von Hiroshige Goto von der japanischen Webseite PC Watch sollen Lynnfield und Havendale die aktuellen Core 2 Duos und Quads aber erst im zweiten Halbjahr 2009 ablösen. Den Bloomfield für Desktop-Rechner erwartet er im vierten Quartal 2008 und die Gainestown-Xeons im ersten Quartal 2009. Den soeben eingeführten Serie-4-Chipsätzen ist also ein vergleichsweise langes Leben sicher.

Einen Nachteil der kommenden Intel-Produktpalette für Desktop-Rechner haben AMD-Käufer bereits in den Jahren 2003 bis 2006 kennengelernt, als es hier ebenfalls zwei unterschiedliche CPU-Fassungen namens Sockel 754 (ein Speicherkanal) und Sockel 939 (zwei Speicherkanäle) gab: Die billigeren Boards mit der kleineren Fassung lassen sich nicht mit den jeweils schnellsten Prozessoren aufrüsten – und umgekehrt muss man für ein Highend-Board auch immer eher teure Prozessoren sowie eine Grafikkarte kaufen.

Auch die Integration der Onboard-Grafik in den Prozessor wirft neue Fragen auf, weil man einen Quad-Core/8-Thread-Prozessor nicht mit Onboard-Grafik kombinieren kann, sondern nur die billigeren CPU-Varianten. Der PCI-Express-x16-Port für Grafikkarten steckt übrigens bei Intels LGA1160-Prozessoren angeblich ebenfalls im Prozessor, sodass diese ohne QPI auskommen und auch statt einem klassischen Chipsatz mit Northbridge- und Southbridge-Funktionen nur noch einen Platform Controller Hub benötigen.

Ähnliche Neuerungen bei der Systemkonfiguration stehen auch bei AMD ins Haus, wenn der für Ende 2009 geplante Kombiprozessor Fusion gegen Intels Havendale und dessen Mobilvariante Auburndale antritt. (ciw)