Internet Archive rettet 600.000 Bücher aus Neuseeland

600.000 Bücher möchte Neuseelands Nationalbibliothek wegschmeißen. Das Internet Archive scannt sie lieber ein.

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Regale voller Bücher
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Das Internet Archive rettet einen riesigen Stapel Bücher aus Neuseeland. Nicht weniger als 600.000 zumeist vergriffene Bücher aus dem Bestand der neuseeländischen Nationalbibliothek werden auf den Philippinen eingescannt und anschließend in den USA eingelagert. Diese Arbeit soll etwa zwei Jahre dauern. Danach werden die digitalen Versionen über das Open Library Service weltweit frei zugänglich sein.

Seit 2019 hat Nationalbibliothek Neuseelands nach einem Kooperationspartner gesucht. Sie möchte 600.000 selten genutzte Werke vorwiegend aus der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre aussortieren, um Platz für neuseeländische und andere pazifische Druckwerke zu schaffen. Das Internet Archive hat sich nun bereiterklärt, Transport, Einscannen, Einlagerung und Bereitstellung im Internet auf eigene Kosten zu übernehmen. Die Bibliothek bezeichnet die Vereinbarung als "historisch".

Das Open Library Service erlaubt nur so viele virtuelle Entlehnungen gleichzeitig, wie das Internet Archive Werkstücke eingelagert hat – in der Regel also nur einen User pro Buch zu einem bestimmten Zeitpunkt. Alle anderen Wissbegierigen müssen sich, wie in einer klassischen Bibliothek, hinten anstellen.

Sollte ein Rechteinhaber dennoch nicht wollen, dass das Internet Archive sein Werk verfügbar macht, kann er das der Einrichtung mitteilen. Dann wird das Werk offline genommen. "Angesichts des Alters dieser Bücher ist es unwahrscheinlich, dass das Internet Archive sie aus anderen Quellen beziehen kann", sagte Internet-Archive-Gründer Brewster Kahle, "Also ist das eine wirkliche Gelegenheit, die Bücher zu erhalten und digital Lernenden in aller Welt für Online-Leihe zugänglich zu machen."

In der Frühphase der Coronavirus-Pandemie hatte das Internet Archive die Beschränkung des Open Library Service auf eine digitale Kopie pro Werkstück vorübergehend aufgehoben, da die meisten klassische Bibliotheken hatten schließen müssen. Die US-Verlage Hachette Book Group, Harpercollins, John Wiley & Sons und Penguin Random House verklagten das Internet Archiv wegen Urheberrechtsverletzungen durch seine sogenannte National Emergency Library umgehend.

Daraufhin begrenzte das Internet Archive sein umstrittenes E-Book-Angebot wieder. Die Verlage prozessieren trotzdem weiter: Sie wollen auch dem digitalen Verleih nur eines E-Books pro eingelagertem Werkstück ein Ende bereiten. Das Verfahren heißt Hachette Book Group, Inc. v. Internet Archive und ist am US-Bundesbezirksgericht für das südliche New York unter dem Az. 1:20-cv-04160 anhängig.

(ds)