Internet Explorer lässt grüßen: iOS 17.4 zeigt Browser-Auswahldialog

Beim ersten Öffnen von Safari können iPhone-Nutzer bald einen von zwölf Browsern als Standard festlegen. Apple muss auch andere Browser-Engines erlauben.

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Frau schaut auf iPhone

(Bild: chainarong06/Shutterstock.com)

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Apple muss in EU-Mitgliedsländern künftig auf andere Browser hinweisen: Ab iOS 17.4 zeigt der auf dem iPhone vorinstallierte Apple-Browser Safari deshalb beim ersten Öffnen einen Auswahldialog mit insgesamt zwölf Browsern anderer Hersteller, die der Nutzer darüber herunterladen und als neuen Standard-Browser einrichten kann. Man erfülle damit die Vorgaben des Gesetzes über digitale Märkte, teilte Apple mit und monierte zugleich, Nutzer würden mit der Liste "konfrontiert", ohne "die Optionen zu verstehen". Der Auswahlbildschirm unterbreche zudem "die Nutzererfahrung".

Apples Auswahldialog soll die zwölf im jeweiligen Land populärsten Browser nennen, als alphabetisch sortierte Liste. In Deutschland sind das Aloha, Brave, Chrome, DuckDuckGo, Ecosia, Edge, Firefox, Web@Work, Onion Browser, Opera, Safari und you.com. In anderen EU-Ländern kann die Liste abweichen, so wird in Österreich etwa der Browser Vivaldi mit aufgeführt. Der Auswahldialog wird offenbar einmalig angezeigt. Nachträglich lässt sich der Standard-Browser in den iOS-Einstellungen wechseln, das ist bislang schon der Fall.

Der Auswahldialog erinnert an das EU-Kartellverfahren gegen Microsoft wegen der tiefen Integration von Internet Explorer in Windows. In Reaktion verpflichtete sich der Software-Konzern 2009 dazu, über mehrere Jahre einen Browser-Auswahldialog in seine Betriebssysteme zu integrieren.

Schwerwiegender ist eine weitere Änderung bei Browsern: In Ländern der Europäischen Union muss Apple auf dem iPhone erstmals auch andere Browser-Engines erlauben. Bislang sind alle iOS-Browser dazu gezwungen, im Unterbau auf Apples WebKit zu setzen. Browser-Hersteller, die ihre Engine auf iOS bringen wollen, benötigen dafür eine spezielle Berechtigung des Plattformbetreibers und müssen zahlreiche Auflagen erfüllen – und sich unter anderem auch dazu verpflichten, Schwachstellen umgehen zu patchen.

Entwickler von Browser-Engines erhalten dafür weitreichenden Zugriff auf bislang abgeschottete Elemente wie Just-in-time-Kompilierung. Auch hier warnt Apple bereits vor negativen Auswirkungen, solche Browser könnten die Akkulaufzeit verringern und die Systemleistung beeinträchtigen. Sowohl Firefox als auch Google scheinen interessiert, ihre eigenen Engines auf iOS zu portieren. Die vom Digital Markets Act vorgeschriebenen Browser-Öffnungen greifen nach aktuellem Stand nur in iOS auf dem iPhone, nicht aber auf iPads mit iPadOS.

(lbe)