Kommt das iPhone nach China?

Berichte über Gespräche zwischen China Mobile und Apple deuten wohl nicht auf einen unmittelbar bevorstehenden Start des iPhones hin. Noch gibt es gewisse Differenzen.

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Kleinere Brötchen als gewohnt müssen die großen Handyhersteller auf asiatischen Märkten wie Japan oder China backen. Doch öffnet sich der chinesische Mobilfunkkunde zunehmend auch den höherpreisigen Geräten etablierter westlicher Marken. Nokia und Motorola wollen ihre Position auf einem Markt ausbauen, auf dem einheimische Hersteller noch über ein Drittel des Volumens stemmen. Jetzt will Apple den Chinesen offenbar das iPhone ans Herz legen. Seit gestern kursierende Medienberichte über konkrete Gespräche zwischen dem US-Konzern und China Mobile deuten allerdings nicht darauf hin, dass der iPhone-Start in China bald bevorsteht.

Zwar bestätigten hochrangige Manager des Netzbetreibers am Rande einer Konferenz in Macau das Interesse an dem iPhone und erste Gespräche mit Apple, doch warnen Beobachter davor, das überzubewerten. "Unsere Kunden mögen dies Art von modischen Produkten", sagt CEO Wang Jianzhou, eine Einigung gäbe es allerdings noch nicht. Gegenüber AFP spricht Manager Huang Haibo von bisher "nur vorläufigen Gesprächen" ohne wesentliche Fortschritte. Dazu gibt es gewisse kulturelle Differenzen, die bei Apples Eroberung des Reichs der Mitte hinderlich sein könnten: "Das größte Problem ist das Geschäftsmodell", sagt Wang.

Der Computerkonzern soll sich mit bis zu 30 Prozent an den Gesprächsumsätzen der iPhone-Besitzer beteiligen – eine Kröte, die der exklusive deutsche Vertriebspartner T-Mobile angeblich geschluckt hat. Mit den Chinesen wird das schwieriger. "Unser Geschäftsmodell beinhaltet nicht, Umsätze mit Geräteherstellern zu teilen. Wir teilen Umsätze nicht. Das ist eine chinesische Regel", umschreibt es ein ungenannter Brancheninsider gegenüber Reuters. Darüber hinaus gebe es im Netz von China Mobile keine Simlocks für Handys, das iPhone sei bisher aber immer an einen Provider gekoppelt worden.

Apple dürfte zwar ein natürliches Interesse daran haben, China nicht zu ignorieren – immerhin ein Markt mit 523 Millionen Abonnenten, davon über rund 350 Millionen allein im Netz von China Mobile. Natürlich interessiert sich auch der zweite chinesische Provider, China Unicom, für das iPhone. Derzeit gebe es aber keine Pläne, das iPhone einzuführen, sagte Unicom-Chef Li Zhengmao, und bisher auch keine Gespräche.

Und dann ist da noch die Netztechnik. Der GSM-Datenbeschleuniger EDGE ist im Netz von China Mobile noch nicht weit verbreitet und befindet sich erst im Ausbau, auch WLAN ist nicht selbstverständlich. Den Aktienkursen der Unternehmen haben die Spekulationen immerhin schon einmal gut getan. Die Papiere von China Mobile und Apple zogen um jeweils rund 10 Prozent an. (vbr)