LG Electronics: Vom Gerätehersteller zum Anbieter von Medien- und Unterhaltung

LG will künftig vor allem Dienste für seine Produkte anbieten. So soll kontinuierlich Geld fließen, statt nur einmalig beim Geräteverkauf.

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LG-TV mit WebOS

(Bild: LG Electronics)

Lesezeit: 3 Min.

Der koreanische Elektronikkonzern LG will den Fokus weg von der Hardware-Herstellung lenken und stattdessen auf Inhalte, Dienste, Abonnements und Lösungen setzen. So verkündete es LGE-CEO William Cho auf einer Pressekonferenz. Der Umbau soll im TV-Bereich starten und später auf andere Bereiche der Unternehmensgruppe ausgeweitet werden.

Mit WebOS als Plattform soll das neue Service-Modell kontinuierlich Gewinne erwirtschaften, statt nur einmalig beim Verkauf eines TVs Geld abzuwerfen. Weltweit laufen mehr als 200 Millionen Smart-TVs mit dem Betriebssystem WebOS. Das will LGE nutzen, um Inhalte, Dienste und Werbung in LG-TVs auszubauen und sich so vom TV-Hersteller zum Medien- und Unterhaltungsdienstleister zu wandeln. Dafür will das Unternehmen in den kommenden fünf Jahren 784 Millionen US-Dollar in die LG Channels investieren.

Die werbebasierte Sendeplattform LG Channels wird auf aktuellen LG-TVs angebotenen. Mit ihr hat LG nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr 48 Millionen Nutzer in 29 Ländern erreicht und damit die Zugriffszahlen innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. Die Plattform soll den Fernsehkonsum per TV-Tuner ersetzen, ist derzeit allerdings eher eine Zweitverwertungsplattform und Resterampe für Medienunternehmen. Die nun geplanten Investitionen sollen die Wettbewerbsfähigkeit der Inhalte erhöhen.

Ziel sei es, die Kundenbindung zu maximieren, erklärte LG. Außerdem müsse man die erheblichen Verluste der Displaysparte ausgleichen. LG Display verzeichnete 2022 einen Nettoverlust von 2,44 Milliarden US-Dollar. Wesentlicher Grund sind die erstarkten chinesischen Displayhersteller, die auch dank staatlicher Subventionen preiswerter produzieren können und so den einstigen Weltmarktführer zunehmend aus dem Markt drängen. Beim koreanischen Displayhersteller LGD stehen deshalb rund 30.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel.

LG möchte die WebOS-Plattform künftig auch TV-Herstellern anbieten, die Fernseher unter ihrem eigenen Label verkaufen. Dieses Geschäftsmodell verfolgen auch andere Unternehmen, allen voran Google mit Android TV und Google TV in Fernsehern von Sony und Philips. Aber auch Roku (hierzulande in Streaming-Sticks und in TVs von Metz und TCL) und Amazon mit seinen FireTV in Sticks und TVs setzen auf diese Strategie – und künftig wohl auch Samsung mit seinem Tizen-Betriebssystem. Interessant ist das für LG, Google & Co., weil sie so Zugriff auf die Nutzerdaten bekommen und dadurch gezielter Inhalte empfehlen und Werbung ausspielen können.

WebOS hat seine Wurzeln Mitte der 1990er-Jahre als Mobilbetriebssystem Palm OS für PDAs. Palm erweiterte das System 2009 zu WebOS für den Palm Pre, war damit aber nicht erfolgreich. 2010 übernahm HP Palm, entwickelte das Betriebssystem weiter und stellte einige eigene Geräte vor. Drei Jahre später übernahm LG schließlich das Mobilbetriebssystem WebOS, baute es zum TV-Betriebssystem um und stellte 2014 den ersten Fernseher damit vor. WebOS basiert auf Linux und nutzt Webtechniken wie HTML, JavaScript und CSS.

LG bietet das Betriebssystem auch anderen Herstellern an, vornehmlich für sogenannte OTT-TVs (Over The Top TVs), die keine Tuner integrieren, sondern ausschließlich online streamen oder Inhalte von externen Zuspielern (NB, Konsole, Streaming-Stick etc) wiedergeben. OTT-TVs erlauben es dem Hersteller, Inhalte, Zielgruppen, Marken, Einnahmen und Nutzerdaten gezielt zu erfassen. So lassen sich auch abobasierte Modelle, wie man sie aus dem Smartphone-Bereich kennt, oder rein werbefinanzierte Geräte realisieren.

(uk)