Lebenszeichen von Netscape

Hewlett-Packard wird seine Desktop-PCs und Notebooks in Nordamerika ab dem kommenden Jahr zusätzlich mit dem Netscape-Browser 8.0 ausstatten.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Hewlett-Packard wird seine Desktop-PCs und Notebooks in Nordamerika ab dem kommenden Jahr neben dem Internet Explorer (Windows XP) auch mit einem Browser von Netscape ausliefern. Mit dem Online-Provider AOL, zu dem Netscape seit 1998 gehört, wurde eine entsprechende Kooperation vereinbart -- die erste bedeutende Partnerschaft für Netscape mit einem großen PC-Hersteller seit Jahren. Vorinstalliert werden soll die im Mai 2005 erstmals veröffentlichte und auf Firefox basierende Version 8.0 des Netscape-Browsers, die je nach Wunsch des Nutzers und je nach besuchter Web-Seite entweder die Rendering Engine von Firefox/Mozilla oder die des Internet Explorer nutzen kann.

Die Geschichte von Netscape ist turbulent: Bis Mitte der 90er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts galt der von der Firma Mosaic Communications auf Basis des Mosaic-Browsers entwickelte Netscape Navigator als bester Browser auf dem Markt und erreichte einen Marktanteil von rund 80 Prozent. Im Sommer 1995 veröffentlichte Microsoft dann die erste Version des Internet Explorer und koppelte den Browser an das eigene Betriebssystem Windows 95. In den folgenden Jahren nahm die Verbreitung des Navigator immer weiter ab, während der Marktanteil des Internet Explorer auf über 95 Prozent stieg.

1998, im Jahr der Übernahme durch AOL für 4,2 Milliarden US-Dollar, warf Netscape im Browserkrieg mit Microsoft schließlich das Handtuch; der Quellcode des Browsers wurde dann auch als Open Source veröffentlicht. Im Rahmen des Mozilla-Projekts wurde das Programm anschließend komplett umgeschrieben; es entstand die Open-Source-Websuite Mozilla, der später der Webbrowser Firefox folgte. Mit Netscape 6.0 wurde zudem eine erste neue Variante der kommerziellen Browser-Version veröffentlicht. Heute kommt Netscape lediglich auf einen Marktanteil von unter zwei Prozent, während Microsoft bei rund 85 Prozent liegt. Firefox kommt auf nahezu 10 Prozent.

Mit der 8er-Serie des Netscape-Browsers hatte AOL bislang allerdings nicht viel Glück: Wegen eines Sicherheitslecks musste gleich die Version 8.0.1 und wegen eines Plug-in-Konflikts mit dem Internet Explorer die Version 8.0.2 nachgeschoben werden. Die später auf Grund der Korrekturen in Firefox 1.0.6 notwendig gewordene Version 8.0.3.1 sollte dann eigentlich die schwerwiegendsten, neu entdeckten Sicherheitslücken schließen, führte aber offensichtlich neue Fehler ein, die mit Version 8.0.3.3 behoben werden mussten. Zudem hinkt Netscape bei den Fehlerkorrekturen den Mozilla/Firefox-Versionen, auf deren Codebasis er aufbaut, bislang immer hinterher. (pmz)