Linux 5.0 ist da: Geschwindigkeit zurückerobern und moderner speichern
Der endgültige Umstieg auf die modernere Block-Layer-Infrastruktur zwingt Storage-Admins zum Umdenken. Gamer dürfen sich über Support für AMDs Freesync freuen.
- Thorsten Leemhuis
Zum Start der ersten vollen Märzwoche hat Linus Torvalds den Linux-Kernel 5.0 freigegeben. Er bringt etwas weniger Änderungen als zuletzt üblich – trotzdem enthält auch er wieder eine Fülle neuer Features sowie viele neue und signifikant verbesserte Treiber.
- Die auffälligste Neuerung der neuen Linux-Version ist der Sprung bei der Versionsnummer von 4.20 auf 5.0. Das hat aber keine tiefere Bedeutung: Die Änderungen sind nicht zahlreicher oder bedeutender als sonst; auch wurden nicht mehr alte Zöpfe abgeschnitten als üblich.
- Durch Optimierungen soll Linux beim Versenden von UDP-Paketen und Einsatz des Netzwerk-Schnellverarbeitungswegs XDP (Express Data Path) wieder nahezu die Performance erreichen, die es vor den Spectre-v2-Gegenmaßnahmen erzielt hat.
- Für viel Aufsehen sorgte eine Änderung, die zwei von ZFS On Linux (ZOL) verwendete Funktionen entfernt hat und dieses so kaputt gemacht hat. Die ZOL-Entwickler haben das Problem aber mittlerweile im Entwicklerzweig umschifft.
- Die Linux-Entwickler geben zwei essenzielle Funktionen für Heterogeneous Memory Management (HMM) nun anders frei. Die Kernel-Entwickler werfen damit proprietären Treibern gezielt Knüppel zwischen die Beine. Damit wollen sie vor allem Nvidia treffen.
- Der für AMDs moderne Grafikprozessoren zuständige Kernel-Grafiktreiber Amdgpu beherrscht jetzt Freesync, das durch dynamische Anpassung der Bildwiederholrate für flüssige 3D-Darstellung sorgt.
- Eine neue Schriftart verhilft Textkonsolen auf HiDPI-Displays zu einer adäquaten Größe; für Mainstream-Distributionen ist das aber eher uninteressant, schließlich kann man genau die Schriftart dort schon länger zur Laufzeit einstellen.
- Linux unterstützt jetzt den jüngst von Google vorgestellten Verschlüsselungsalgorithmus Adiantum, der bei günstigen Android-Geräten zum Einsatz kommen soll.
- Linux beherrscht nun auch den in RFC 6986 definierten Hash-Algorithmus Streebog, der zu den russischen Standardalgorithmen für Kryptografie ("GOST Algorithmen") zählt.
- Die Kernel-Entwickler haben den älteren der beiden Block-Layer-Ansätze rausgeworfen; damit verschwinden auch I/O-Scheduler wie Deadline und CFQ, die viele Admins vom Performance-Tuning kennen.
- Auf Btrfs-Dateisystemen lassen sich jetzt Auslagerungsdateien ablegen.
- Im Speicherbereich von Programmen liegende Daten kann Linux jetzt via UDP übers Netz versenden, ohne sie zuerst im Arbeitsspeicher duplizieren zu müssen.
- Die Sicherheitsfunktion Seccomp (Secure Computing) kann jetzt ein Userspace-Programm zurate ziehen, um zu entscheiden, ob eine Tätigkeit eines anderen Programms erlaubt oder verboten wird.
- Linux 5.0 bringt Support für eine ganze Reihe weiterer Single-Board-Computer (SBC) und den darauf verwendenden System-on-a-Chips (SoCs).
- Die Entwickler haben den Hardware-Support wieder signifikant erweitert, denn sie haben Dutzende neuer Treiber integriert und Hunderte existierende verbessert. Dadurch unterstützt der neue Kernel nun etwa die Touch-Funktion des 7-Zoll-Touch-Displays für den Raspberry Pi, das raspberrypi.org vertreibt.
- Das neue Energy Aware Scheduling (EAS) soll helfen, den Energieverbrauch bei Prozessoren mit ARMs big.LITTLE zu senken, in denen CPU-Kerne mit unterschiedlichem Leistungspotenzial und Energiehunger stecken.
Die folgenden Artikelseiten liefern Details zu diesen und zahlreichen weiteren Neuerungen von Linux 5.0.