Linux 5.2 freigegeben: Änderungsrekord und Geschwindigkeitsverbesserungen

Seite 6: Treiber für Laptops, quelloffene Sound-Firmware, WLAN-Chips, …

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Linux 5.2 unterstützt viele Notebooks mit AMD-Ryzen-Prozessoren jetzt besser, etwa das Dell Latitude 5495 oder die Lenovo-Modelle Yoga 530 und Ideapad 530s. Das ist der Aufnahme eines Treibers für AMDs MP2 I2C Controller zu verdanken, denn nur mit einem solchen kann Linux die per I2C angebundenen Touchpads und Touchscreens dieser Notebooks ansprechen.

Apropos AMD: Mit Linux 5.2 können Geräte, die am wichtigsten Kommunikationsbus moderner AMD Prozessoren hängen, direkt Daten austauschen, ohne der CPU sonderlich Arbeit zu machen. Das kann die Performance steigern, denn dieser Peer-to-Peer Direct Memory Access (PCI/P2PDMA) zwischen PCIe-Geräten am Zen Root Complex vermeidet Overhead. Ebenfalls neu: Unterstützung für die zweite Generation der ZEN-Prozessorarchitektur im Treiber für EDAC (Error Detection And Correction).

Unter den Änderungen am Audio-Support waren Infrastruktur und Treiber zur Unterstützung von Sound Open Firmware (SOF) (u. a. 1, 2, 3, 4, 5, 6). Dabei handelt es sich um eine Firmware, die den für die Audio-Ausgabe zuständigen Digital Signal Processor (DSP) antreibt. Solche ist bislang meist proprietär; um das zu ändern, haben Intel und Google das SOF-Projekt im Frühjahr 2018 unter dem Dach der Linux Foundation initiiert. Als Startkapital steuerte Intel eine zuvor proprietäre Firmware für die DSP seiner modernen Prozessor-Plattformen bei und die beiden riefen andere Hersteller auf, bei dem Projekt mitzumachen. Die jetzt beigesteuerten Treiber steuern SOF-taugliche Chips von Intel und Xtensa an.

Eine kleine Änderung an der Stromspartechnik-Konfiguration des Treibers für Realtek-HD-Audio-Codecs verspricht zudem Hintergrundrauschen und Knackgeräusche zu beseitigen, die auf einer Reihe von Geräten auftreten.

Über den neuen Treiber Mt76 unterstützt Linux jetzt auch die 4×4-802.11ac-WLAN-Chips der Mediatek-Reihe MT7615.

Neu dabei ist auch der Treiber Rtw88, der die von Realtek gefertigten 802.11ac-WLAN-Chips RTL8822BE und RTL8822CE anspricht. Beides sind PCIe-Chips; Unterstützung für damit verwandte, aber per USB und SDIO angebundene Chips mit den gleichen Nummern in der Modellbezeichnung fehlt, soll aber bald folgen. Das gilt auch für Patches, die viele andere im Commit-Kommentar erwähnte Funktionslücken und Schwächen beseitigen sollen, die der von Realtek-Entwicklern beigesteuerte Treiber noch aufweist.

Dass der neue Treiber in einem noch unfertigen Zustand aufgenommen wurde, ist bei Linux nicht ungewöhnlich: Auch ein Basistreiber mit vielen fehlenden Features ist für manche Nutzer schon eine große Hilfe. Außerdem ist der Codeumfang dadurch kleiner, was den Kernel-Entwicklern die initiale Begutachtung erleichtert. Das ist gerade bei Treibern von unerfahrenen Linux-Entwicklern wichtig, denn dadurch sind Umbauten leichter, wenn bei so einem "Review" größere Probleme auftauchen. Zudem sind dann auch später folgende Änderungen leichter zu begutachten, die nach und nach Funktionslücken beseitigen.

Ein wenig ungewöhnlich ist indes, das ein Staging-Treiber für eben diese Realtek-Chips bereits rausgeworfen wurde: Der hat zwar viele bekannte Mängel, wäre für den ein oder anderen Nutzer aber womöglich vorerst die bessere Wahl gewesen.

Der neue Kernel unterstützt einige drahtlose Logitech-Mäuse und -Tastaturen (etwa die Modelle MX3000 und MX5000) von jetzt besser; das ist einigen Änderungen (u. a. 1, 2, 3, 4) von Hans de Goede zu verdanken, der in seinem Blog weitere Hintergründe zum Umbau liefert.

Neu dabei sind ein Treiber für das Macally Ikey Keyboard, eine Firmware-Update-Interface für den Intel Integrated Sensor Hub (ISH) und eine Erweiterung, um die Funktionstasten-Sperr-Taste (FN-Lock) neuerer Asus-Notebooks zu unterstützen. Der in Linux vorhandene Code für ChromeOS-Geräte enthält jetzt auch einen Logging-Treiber fürs Laden via USB Power Delivery (PD).

Linux bringt jetzt auch einen Treiber für den U2F Zero – ein USB-Token für die Zweifaktor-Authentifizierung. Laut Beschreibung kann der Treiber aber anscheinend bislang nur die LED blinken lassen und den Zufallsdatengenerator als weitere Entropiequelle einbinden.

Das USB-Type-C-Subsystem unterstützt dank eines neuen Treibers jetzt den VirtualLink bei GeForce-Karten, die eine solche USB-C-Buchse zur Anbindung von VR-Brillen bieten.

Ferner kann das Typ-C-Subsystem nun auch USB Alternate Modes konfigurieren und damit etwa Display-Port-Tunnel einrichten; darüber lässt sich ein Bildschirm mit einem Kabel anbinden, über das USB- und DisplayPort-Daten laufen. Dieser Code ist vornehmlich für Embedded-Systeme gedacht, denn bei PCs kümmert sich meist die Firmware um die grundlegende Einrichtung von Alternate Modes.

Die Thunderbolt-Treiber unterstützen jetzt ältere Apple-Systeme besser, die Thunderbolt-Controller der ersten und zweiten Generation nutzen; dadurch funktionieren dort jetzt Funktionen wie Display-Port-Tunneling, PCIe Daisy Chains und Peer-to-Peer-Netzwerke, denn Linux beherrscht alles Nötige, um derlei bei solchen Systemen selbst zu konfigurieren. Bei den meisten PCs und neueren Macs ging all das schon länger, denn dort kümmert sich meist die Firmware um die grundlegende Einrichtung dieser Dinge.