Linux 5.2 freigegeben: Änderungsrekord und Geschwindigkeitsverbesserungen

Seite 9: Wireguard; Linux 5.3 im September; Statistik; Changelog

Inhaltsverzeichnis

Support für die viel Aufsehen erregende VPN-Technik WireGuard fehlt Linux 5.2 – kein Wunder, denn bei den Integrationsbemühungen gab es jüngst so gut wie keine Fortschritte. Berichten zufolge sollen diese jetzt aber wieder verstärkt werden, nachdem die Entwickler der VPN-Technik im Mai eine Pre-Alpha-Version von WireGuard für Windows veröffentlicht haben. Dass der Wireguard-Support in Linux 5.3 einzieht, scheint allerdings äußerst unwahrscheinlich: Zur Freigabe von Linux 5.2 sollten alle größeren Änderungen für 5.3 bereits begutachtet sein, was nicht der Fall ist.

Mit der Freigabe von Linux 5.2 beginnt zugleich die "Merge Window" genannte Phase, in der Linus Torvalds das Gros der Änderungen für den Nachfolger integriert. In den nächsten Tagen fließen daher viele tausend Änderungen in den Hauptentwicklungszweig von Linux ein, die Entwickler in den letzten Wochen zur Aufnahme in 5.3 vorbereitet und gesammelt haben.

Linus Torvalds beendet das Merge Window typischerweise nach zwei Wochen, indem er die erste Vorabversion einer neuen Kernel-Version veröffentlicht. Das läutet zugleich die Stabilisierungsphase ein, die derzeit fast immer sieben oder acht Wochen dauert. Linux 5.3 erscheint daher wahrscheinlich am 9. oder 16. September.

Kernel-
Version
Anzahl
Dateien¹
Zeilen
Quelltext
(Ohne
Doku)²
Entwick-
lungs-
zeitraum
Commits
(Ohne
Merges)³
Diffstat⁴
Linux 4.14 61.290 25.041.284
(23.050.486)
70 Tage 14.659
(13.452)
23.388 files changed,
 719.862 insertions(+),
 445.585 deletions(-)
Linux 4.15 62.303 25.364.802
(23.329.451)
77 Tage 16.223
(14.866)
13.265 files changed,
 643.912 insertions(+),
 320.289 deletions(-)
Linux 4.16 62.915 25.558.805
(23.495.643)
63 Tage 14.896
(13.630)
12.239 files changed,
 1.133.069 insertions(+),
 939.066 deletions(-)
Linux 4.17 61.362 25.379.564
(23.314.368)
63 Tage 14.745
(13.541)
14.504 files changed,
 777.301 insertions(+),
 956.941 deletions(-)
Linux 4.18 61.003 25.280.872
(23.183.236)
70 Tage 14.432
(13.283)
13.141 files changed,
 583.336 insertions(+),
 682.028 deletions(-)
Linux 4.19 61.734 25.588.455
(23.449.221)
70 Tage 15.204
(14.043)
11,693 files changed,
 552.223 insertions(+),
 244.235 deletions(-)
Linux 4.20 62.481 25.955.520
(23.776.585)
63 Tage 14.995
(13.844)
11402 files changed,
 685.027 insertions(+),
 317.959 deletions(-)
Linux 5.0 63.135 26.203.035
(23.933.016)
70 Tage 13.921
(12.808)
12.100 files changed,
579.084 insertions(+),
331.570 deletions(-)
Linux 5.1 63.873 26.459.776
(24.141.004)
63 Tage 14.160
(13.034)
11.977 files changed,
 545.423 insertions(+),
 288.683 deletions(-)
Linux 5.2 64.587 26.552.127
(24.175.296)
63 Tage 15.089
(14.024)
30.888 files changed,
 624.857 insertions(+),
 532.510 deletions(-)
¹ git ls-tree -r --name-only HEAD | wc -l
² find . -type f -not -regex '\./\.git/.*' | xargs cat | wc -l; echo "($(find . -name *.[hcS] -not -regex '\./\.git/.*' | xargs cat | wc -l))"
³ git-log --pretty=oneline vx.(y-1)..vx.(y) | wc -l; echo "($(git-log --pretty=oneline --no-merges vx.(y-1)..vx.(y) | wc -l))"
⁴ git diff --shortstat vx.(y-1)..vx.(y)

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Den neuen Linux-Kernel herunterladen und einrichten

Direkt nach der Freigabe steht die neue Linux-Version nur über einen Git-Checkout des "Mainline" genannten Hauptenwicklerzweigs bereit; die Download-Möglichkeit über die Frontseite von Kernel.org folgt meist erst einige Stunden später, wenn sich die Büros in Europa richtig füllen.

Auf dem Server der Linux-Entwickler finden Sie eine Anleitung, wie Sie die Authentizität und die Unversehrtheit des Quelltextes prüfen; dort gibt es auch ein Skript, das eine Version herunterlädt und diese Aufgaben durchführt.

Fedora und Rolling-Release-Distributionen wie Arch Linux, Gentoo und OpenSuse Tumbleweed erhalten die neue Linux-Version in den nächsten Tagen und Wochen im Rahmen der regulären Systemaktualisierung. Bei bereits erhältlichen oder kurz vor der Veröffentlichung stehende Releases von Debian, OpenSuse Leap, Ubuntu und den meisten anderen klassisch gewarteten Distributionen macht der Kernel normalerweise keine größeren Versionssprünge; deutlich neuere Linux-Versionen erhält man dort meist nur beim Wechsel auf eine neuere Version der Distribution.

Einzelne Distributionen werden den neuen Kernel über Backports-Repositories zur einfachen Installation anbieten. In der Regel sind solche aber standardmäßig inaktiv, weil dort andere Pflegerichtlinien gelten; Sicherheitskorrekturen beispielsweise werden dort vielfach nicht garantiert, auch wenn es sie meist zeitnah gibt.

Bei vielen populären Distributionen wird kann man neue Linux-Versionen auch Kernel-Pakete in Repositories nachrüsten können, die Fans oder Entwickler pflegen. Anwender sollten sich bewusst sein, dass sie über solche Angebote zentrale Bausteine ihrer Distribution austauschen. Wer solche Repositories verwendet, sollte deren Anbietern ähnlich trauen wie seinem Distributor, denn über darin liegende Pakete lassen sich kinderleicht Hintertüren einschleusen. Nach dem Einbinden solcher Repositories obliegt es zudem den Machern dieser Depots, die ausgetauschten Pakete fortan mit Sicherheitskorrekturen zu versorgen. Das vorübergehende oder dauerhafte Aktivieren solcher Repositories kann zudem zu Abhängigkeitsproblemen bei späteren Updates der Distribution führen. Da zentrale Software ausgetauscht wird, kann es zudem leicht zu Instabilitäten kommen; im dümmsten Fall starte das ganze System nicht mehr.

Wer die neue Linux-Version eigenhändig kompilieren und einrichten will, finden Hinweise dazu im c't-Artikel "Linux-Kernel maßgeschneidert". Das darin beschriebene Make-Target make localmodconfig erzeugt weitgehend automatisch eine recht gut auf das jeweilige System zugeschnittene Kernel-Konfiguration, mit der Sie in wenigen Minuten eine neue Linux-Version einrichten können.

Allerlei weitere Informationen zu Linux liefern der erste, zweite und dritte Teil einer c't-FAQ-Reihe mit "Basiswissen zum Linux-Kernel".

Mehr Infos

Versionshistorie dieses Artikels

  • 2019-07-08, 6:30 – v2.0: Kurzüberblick am Anfang eingefügt und Textinhalte umgestellt, um die interessantesten Neuerungen vorne zu beschreiben.
  • 2019-07-02, 6:30 – v1.5: Neue und verbesserte Treiber erläutert; Highlights-Abschnitt damit leer und entfernt; damit ist der Überblick zu den Neuerungen von Linux 5.2 nach aktuellem Stand komplett.
  • 2019-06-28, 6:30 – v1.4: Neuerungen rund um Sicherheit und Netzwerk-Support beschrieben.
  • 2019-06-25, 6:30 – v1.3: Änderungen bei Dateisystemen und Storage-Support erläutert.
  • 2019-06-24, 9:30 – v1.2.2: SPDX-Abschnitte leicht angepasst, da noch ein Schwung Änderungen gefolgt ist. Außerdem Abschnitt zu Navi-Support konkretisiert, nachdem die Patches jetzt verfügbar sind.
  • 2019-06-18, 6:30 – v1.2: Änderungen an der Infrastruktur beschrieben.
  • 2019-06-04, 14:30 – v1.1.1: Deutlicher gemacht, dass die IDE/PATA-Treiber auf Libata-Basis im Kernel bleiben.
  • 2019-06-04, 06:30 – v1.1: Neuerungen bei Grafiktreibern eingefügt, Lima und Panfrost aber ausgespart.
  • 2019-05-20, 06:55 – v1.0: Erstpublikation anlässlich von 5.2-rc1, die nur die Highlights dieser Linux-Version nennt.

Der Newsticker von heise online erwähnt alle größeren Texterweiterungen, auf die auch der Twitter-Account @kernellog hinweist.

(thl)