Lob und Tadel für Telekom-Vorstand auf Hauptversammlung

Kleinaktionäre der Telekom haben den Vorstand wegen der hohen Verluste in 2002 zum Teil heftig unter Beschuss genommen. Doch so mancher Teilnehmer der Hauptversammlung hatte auch ein lobendes Wort für den Vorstand übrig.

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Von
  • dpa

Kleinaktionäre der Telekom haben den Vorstand wegen der hohen Verluste in 2002 zum Teil heftig unter Beschuss genommen. Auf der heutigen Hauptversammlung in Köln lobten sie den neuen Konzernchef Kai-Uwe Ricke aber gleichzeitig für die Neuausrichtung des Unternehmens und die schnelle Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Der Aufsichtsrat musste wegen der monatelangen Diskussion um die Nachfolge von Ex-Telekomchef Ron Sommer Kritik einstecken.

"Ich drücke Ihnen die Daumen, dass Sie erfolgreich sein werden", sagte Hans Richard Schmitz von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) in Richtung Ricke. Es sei nicht fair, Ricke für die Fehler des alten Vorstands haftbar zu machen, meinte Fondsmanager Frank Heise von der Union Investment. Der neue Konzernchef mache einen guten Job. Vor einem Jahr hatte die Gesellschaft auf einer turbulenten Hauptversammlung dem damaligen Vorstand unter Konzernchef Ron Sommer die Entlastung verweigert.

Ricke bekräftigte unterdessen die Ziele des Unternehmens für das laufende Geschäftsjahr. Dazu gehört vor allem die Rückkehr in die Gewinnzone sowie ein weiterer Abbau der Schulden von derzeit rund 56 Milliarden auf eine Größenordnung zwischen 49 und 53 Milliarden Euro. "Wir sind fest davon überzeugt, dass wir die Ziele erreichen werden", unterstrich Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick. Die Deutsche Telekom sei viele Jahre auf der Erfolgsspur gewesen. "Dorthin werde ich sie wieder zurückbringen", versprach Ricke den rund 7000 anwesenden Aktionären in der KölnArena. Oberstes Ziel sei die Wiederherstellung von Flexibilität und damit der ungeschränkte Zugang zu den Kapitalmärkten, ergänzte Eick.

Im vergangenen Jahr hatte der Bonner Telefonriese einen Rekordverlust von fast 25 Milliarden Euro eingefahren, erreichte im ersten Quartal 2003 aber unerwartet schnell wieder die Gewinnzone. Der Fehlbetrag kam vor allem durch hohe Abschreibungen auf Firmenzukäufe und Lizenzen zu Stande. "Knapp die Hälfte des Eigenkapitals hat die Telekom zerbretzelt", kritisierte Lars Labryga von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). Erstmals seit dem Börsengang 1996 müssen die T-Aktionäre auf die Ausschüttung einer Dividende verzichten.

Aktionärsschelte gab es auch für den Aufsichtsrat wegen der erfolglosen monatelangen Suche nach einem Nachfolger für den Mitte 2002 ausgeschiedenen Ron Sommer. Zahlreiche externe Kandidaten hatten abgewunken, bevor das Kontrollgremium im November 2002 Mobilfunkchef Ricke zum neuen Vorstandsvorsitzenden ernannte. Dem neuen Konzernchef hafte das Stigma der Drittklassigkeit an, das habe Ricke nicht verdient, meinte DSW-Aktionärvertreter Schmitz.

Der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Klaus Zumwinkel, räumte ein, dass das Bild der Telekom in der Öffentlichkeit nicht gut gewesen sei. Es komme jetzt darauf an, die Vergangenheit professionell zu bewältigen und sich auf die Zukunft zu konzentrieren, betonte der Postchef, der vor wenigen Wochen Hans-Dietrich Winkhaus an der Spitze des Kontrollgremiums abgelöst hatte. Die Zukunft war auch das zentrale Thema Rickes in seinem Rechenschaftsbericht. Bis zum Jahre 2007 wolle das Unternehmen zum weltweit führenden Dienstleistungsunternehmen in der TK-Branche aufsteigen. Erreichen will der größte Telekom-Konzern Europas dieses Ziel durch eine stärkere Kundenorientierung, eine bessere Qualität der Produkte und höhere Effizienz. (dpa) / (anw)