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MWC Barcelona: KI in den Netzen und auf den Smartphones

Am Montag beginnt der MWC Barcelona: Auch die Mobilfunkbranche wird vom aktuellen KI-Hype erfasst. Dazu gibt es viel Business und Politik.

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Außenansicht des Haupteingangs zum Messegelände der Fira Barcelona beim Mobile World Congress 2019.

Eingang des Messegeländes der Fira de Barcelona während des MWC 2019.

(Bild: peresanz/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Wenn am Montag die Leitmesse der Mobilfunkbranche beginnt, wird sie sich dem Hype der Stunde nicht entziehen können: Künstliche Intelligenz (KI) ist eines der bestimmenden Themen des MWC Barcelona 2024. Auch auf der begleitenden Start-up-Messe 4YFN, die ihr Zehnjähriges feiert, wird sich viel um die Künstliche Intelligenz drehen. Neu ist in diesem Jahr eine "Talent Arena", die sich mit Hackathon und Developer-Konferenz an den Nachwuchs richtet.

Während Netzbetreiber schon länger mit KI arbeiten (etwa in der Erkennung von Bedrohungsszenarien in der Netzüberwachung) kommt die KI-Revolution jetzt auch beim Verbraucher an – beziehungsweise auf dessen Smartphone. Auf dem MWC heißt das dann "On-device"-KI. Darüber hinaus wird sich auch in Barcelona zeigen, wie die aktuelle Welle der generativen KI in Geräten, Autos oder Anwendungen eingesetzt werden kann.

Die Deutsche Telekom etwa will zusammen mit dem Start-up Brain.ai und Qualcomm ein Konzept für ein "Smartphone ohne Apps" vorstellen. Statt zahlreichen verschiedenen Anwendungen sorgt ein KI-Assistent auf dem Telefon dafür, dem Anwender sämtliche Wünsche zu erfüllen.

Apropos Smartphones: Der MWC wird gerne die “Handy-Messe” genannt. Das ist durchaus noch zutreffend, auch wenn der Smartphone-Markt deutlich abkühlt. Etliche Hersteller, große wie kleinere, zeigen hier ihre Ware für die Netzbetreiber der Welt. Vorbei sind aber die Zeiten, als alle ihre neuen Flaggschiffe in Barcelona vom Stapel ließen.

Ein paar Neuheiten wird es dennoch geben – so wird etwa das Xiaomi 14 Ultra erwartet. Interessant für deutsche Beobachter wird auch sein, was Oppo und Oneplus zeigen – dann das darf nach der Einigung im Patentstreit mit Nokia dann auch wieder hierzulande verkauft werden. Von OnePlus wird es eine neue Smartwatch geben.

Der finnisch-chinesische Hersteller HMD (neuerdings ist das eine Abkürzung für "Human Mobile Devices") ist auch in Barcelona, erzählt aber bisher noch nicht viel über seine angekündigte Mehrmarkenstrategie. Neben Nokia soll es demnächst auch Smartphones unter der eigenen Marke geben – mit "spannenden Partnern". In Barcelona ist das Mattel: Im Sommer soll es ein Barbie-Klapphandy geben.

Wahrscheinlich macht es HMD wie die meisten anderen auch: Man sichert sich die ungeteilte Aufmerksamkeit von Medienvertretern und der inzwischen für die Branche so wichtigen Influencer mit einer eigenen Veranstaltung abseits der großen Messen. Samsung, das die neue Galaxy-Klasse im Januar vorgestellt hat, und die großen chinesischen Hersteller haben inzwischen von Apple gelernt, wie das geht.

Für Netzbetreiber und Ausrüster ist der MWC reines Business: Hier werden Verträge gemacht – und Politik. Veranstalter ist die Netzbetreibervereinigung GSMA, die mit 2400 Ausstellern und rund 95.000 Besuchern rechnet. Gesponsert wird der MWC kräftig von den großen europäischen Carriern und dem Ausrüster Huawei. Die GSMA bereitet der Branche so eine Bühne, um ihre Anliegen auch an die zahlreich vertretenen Politiker heranzutragen.

Auch auf dem MWC 2024 werden die Carrier deshalb wieder über alte Probleme klagen: Mit dem Wunsch, die großen Internetfirmen an den Netzkosten zu beteiligen, sind sie bei der EU trotz der Unterstützung von Binnenmarktkommissar Thierry Breton inzwischen mehrfach abgeblitzt. Die gleiche EU sperrt sich auch immer noch gegen länderübergreifende Fusionen in der Branche.

Ein wiederkehrendes Thema auf dem MWC ist der weltweite Rollout neuer Mobilfunktechnologien, um bisher nicht ans Netz angeschlossene Regionen anzubinden. Ging es vor zehn Jahren noch um die "nächste Milliarde", die ans Netz angeschlossen werden sollte, gibt der MWC 2024 das Motto "Closing the Usage Gap" aus: Noch sind ein Drittel der Weltbevölkerung, knapp drei Milliarden Menschen, ohne Telefon oder Internet.

Dabei können neue Technologien helfen. 5G ist jetzt seit fünf Jahren Realität, die nächste Generation ist schon in der Mache. Noch immer gilt Open RAN als Hoffnungsträger auch für den kostengünstigen Rollout von neuen Netzen, doch sind die Erfahrungen der europäischen Carrier gemischt.

Wie sich ein mit Open RAN aufgebautes Netz im Realbetrieb schlägt, können wir in Deutschland vor der Haustür beobachten: 1&1 ist als neuer Netzbetreiber am Start und auch in Barcelona.

Der MWC Barcelona findet vom 26. bis 29. Februar statt. heise online und c't sind vor Ort und berichten.

(vbr)