Covid-19: Machtpoker um den Impfstoff

Wirkungsvolle Covid-19-Impfstoffe werden das neue Öl: Weil die ganze Welt sie will und jedes Land zuerst an sich denkt, stehen Machtkämpfe ins Haus.

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Machtpoker um den Impfstoff

Ein kleiner Piekser wird's wohl sein.

(Bild: CDC / PD)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Antonio Regalado
Inhaltsverzeichnis

Alle Länder der Welt kämpfen derzeit darum, ihre Einwohner mit genügend Impfstoff versorgen zu können, sobald einer aus der Pipeline die Zulassung erhält. Noch fehlt der tatsächliche Wirkungsnachweis – also der Beweis, dass die Impfstoffe tatsächlich den Ausbruch der Krankheit verhindern. Hinter den Kulissen habe der Tauschhandel um die Verteilung dennoch bereits begonnen, sagt Pierre Morgon, ehemaliger Mitarbeiter des französischen Pharmakonzerns Sanofi und Berater von CanSino, einem chinesischen Hersteller von Covid-Impfstoffen.

"Man begibt sich in die dunkle Welt des Kuhhandels", zitiert das Technology Review den Biotech-Berater in seiner aktuellen Ausgabe. Er fühle sich zurückversetzt in das Jahr 2009, die Zeit der H1N1-Grippe-Pandemie. Damals hätten Diplomaten in Paris ausgehandelt, welche Länder vorrangig beliefert werden sollten. Auf der Liste standen Nationen, auf deren Rohstoffe Frankreich angewiesen ist: Gas, Öl und Uran. "Es war nicht einmal dünn verschleiert", sagt Morgon.

Die ausreichende Versorgung mit Impfstoff könnte damit zu einem geopolitischen Machtinstrument werden, wie es heute mit Öl und Atomwaffen der Fall ist. Schließlich geht es um die Rückkehr zu einem normalen Wirtschaftsleben und politische Stabilität.

China befindet sich in einer vergleichsweise guten Ausgangslage. Das Land hat seine Investitionen in die Biopharmazeutika-Herstellung erhöht und verfügt über ein Portfolio eigener Kandidaten. Die USA haben im Zuge ihrer Regierungsinitiative Operation Warp Speed mehr als 5 Milliarden Dollar ausgegeben, um Arzneimittelhersteller zur Herstellung von Impfstoffen auf US-amerikanischem Boden zu bewegen.