Meta Oversight Board: Manipuliertes Biden-Video wird geprüft

Ein manipuliertes Video, das Joe Biden als pädophil darstellt, rutscht durch Metas Richtlinien. Das Oversight Board reagiert.

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Smartphone mit den Apps von Facebook, Facebook-Messenger, Instragm, WhatsApp und Oculus vor dem Meta-Logo

(Bild: mundissima/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Bei den Midterm-Wahlen 2022 ging US-Präsident Joe Biden mit seiner Enkelin zur Wahlurne. Dort klebte er ihr einen Aufkleber über die Brust, auf dem stand "I voted". Ein Video davon ist manipuliert ins Netz gestellt worden. Biden wird dabei als Pädophiler dargestellt. Bei Facebook ist dieses Video offenbar durch jegliche Raster gefallen, die dafür gesorgt hätten, dass es von der Plattform genommen wird. Nun schreitet das Oversight Board ein und schaut sich den Fall an.

Das Video, das Biden zeigt, ist nur sieben Sekunden lang, hat aber einen Loop-Effekt. Es startet also immer wieder von vorne. Dazu läuft das Lied "Simon Says" von Pharoahe Monch in dem es heißt, "Girls rub on your titties", schreibt das Oversight Board in der Erklärung, warum sie den Fall übernommen haben. Im Text zum Video steht geschrieben, dass der Präsident ein "übler Pädophiler" sei, weil er seine Enkelin anfasst, wie er es tut. Zudem werden Menschen, die für Biden gestimmt haben, als "im Kopf nicht ganz richtig" bezeichnet.

Obwohl jemand den Beitrag bei Facebook gemeldet hat, wurde er nicht von der Plattform gelöscht. Der Nutzer, der es gemeldet hatte, wendete sich daraufhin an das Oversight Board, die Meta damit konfrontierten. Dort hieß es, das Video werde nicht gelöscht, da die Richtlinien für "manipulierte Videos" nicht greifen würden – diese kämen nur ins Spiel, wenn es um Manipulationen mittels Künstlicher Intelligenz oder beispielsweise Deep-Fakes geht. Auch würden nicht die Richtlinien für "Mobbing und Belästigung" ziehen. Laut Oversight Board wurde das Video nicht mal von den Faktencheckern angeschaut.

"Das Board wählte diesen Fall aus, um zu beurteilen, ob Metas Richtlinien zu geänderten Videos angemessen abdecken, dass Menschen hinsichtlich dessen in die Irre geführt werden können, was Politiker machen oder nicht gemacht haben – zusätzlich zur Sprache." Es geht also um eine potenzielle Ausweitung der Richtlinien zu manipulierten Videos, bei denen nicht nur KI und Deep-Fakes beachten werden sollen.

Dazu gibt es auch eine Möglichkeit zum Austausch. Jeder kann sich mittels eines Formulars zu dem Fall und den Richtlinien äußern. Das Oversight Board ist ein von Meta eingerichtetes, aber unabhängiges Gremium, das sich mit kritischen Fällen des sozialen Netzwerks befassen soll. Bei den ersten ausgewählten Fällen ging es etwa um Brustkrebs und Nazis. Die Entscheidungen sind bindend. Zuletzt hat es aber auch Kritik gegeben, weil Facebook Entscheidungen nicht umgesetzt hat.

(emw)