Missing Link: Was ist eigentlich aus alten Smartphone-Betriebssystemen geworden?

Seite 2: BlackBerry OS

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Over-the-Air-Updates, Push-Dienste, Exchange- und Groupware-Möglichkeiten – Unternehmen fanden früh gefallen an den Funktionen von BlackBerryOS und den dazugehörigen Geräten des Herstellers Research in Motion (RIM) aus Kanada. Dank der Tastatur unterhalb des Displays wurden die markanten BlackBerrys fast schon zum Synonym für den Manager. Die Provider verdienten dank spezieller Tarife gut daran und bewarben das kanadische Ökosystem entsprechend. Regelmäßige Updates versorgten BlackBerry OS mit neuen Funktionen, ebenso flutete RIM den Markt mit verschiedenen Smartphone-Modellen.

Einen großen Schub erhielt BlackBerry OS im Sommer 2005 mit der Integration des BlackBerry Messenger (BBM). Der erlaubt neben dem Versand von Texten und Bildern auch Voice-Chats. Für den geschäftlichen Einsatz seinerzeit jedoch viel wichtiger: Nutzer mussten sich durch den Austausch eines Schlüssels – anfangs in Form einer PIN, später alternativ per QR-Code – gegenseitig authentifizieren. Nicht zuletzt solche Funktionen waren es, die die Beliebtheit von BlackBerry OS rapide steigen und RIMs Umsatz wachsen ließen. Setzte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2005 1,3 Milliarden US-Dollar um, überschritt man nur vier Jahre später die Marke von 10 Milliarden. Der Marktanteil lag zu diesem Zeitpunkt dank knapp 30 Millionen verkaufter Smartphones bei etwa 20 Prozent. Im Geschäftsjahr 2010 wurde mit rund 50 Millionen Smartphones der Absatzhöhepunkt für BlackBerry OS erreicht, der Marktanteil verringerte sich ab diesem Zeitpunkt aber rapide.

Ende 2009 erreichten Blackberry-Smartphones ihren höchsten Marktanteil. Anschließend ging es steil bergab in die Bedeutungslosigkeit.

(Bild: Statista)

In Unternehmen konnte sich vor allem Apple durchsetzen. Mit iOS 2 und 3 hielten Funktionen Einzug, die RIM bis dahin fast exklusiv für sich hatte – darunter Push-Services, Optionen für Administratoren, CalDAV- und LDAP-Unterstützung. Zudem konnte Apple auch finanziell überzeugen: Providern wurden Rabatte angeboten, die in Form von besonderen Geschäftskundentarifen an Unternehmen weitergegeben wurden, das teure RIM-Backend wurde überflüssig.

RIM benannte sich in Blackberry um und veröffentlichte mit BlackBerry 10 noch einen großen Nachfolger von BlackBerry OS. Vergeblich. Das Unternehmen gab 2016 auf, eigene Smartphones zu entwickeln und vergab stattdessen eine Namenslizenz an TLC.

Aber das Betriebssystem der Kanadier ist nicht so tot, wie es scheint. Dank der umfangreichen Sicherheitsmerkmale lebt es sogar in einigen Smartphones weiter – allerdings nur in denen von Samsung. Denn die Koreaner haben sich 2014 die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Kanadier geschnappt, und sie in den eigenen Sicherheitsdienst Samsung Knox integriert. Knox schottet die privaten und geschäftlichen Daten eines Nutzers strikt voneinander ab und bietet weitere Sicherheits-Funktionen für Android, die besonders im Unternehmensbereich gefragt sind.

Und auch in Autos lebt BlackBerry als Betriebssystem weiter. Denn für die Entwicklung von BlackBerry 10 übernahm die Firma den kanadischen Software-Entwickler QNX Software Systems. QNX ist ein Echtzeitbetriebssystem mit Microkernel und war für Embedded-Systeme konzipiert. Heute nutzen ihn viele Automobilhersteller für ihre Infotainment-Systeme. Funktionen, die Blackberry für Blackberry 10 entwickelte, finden sich heute in QNX und damit auch in Autos von beispielsweise BMW, Audi oder VW wieder – vor allem in Hinblick auf Bedienoberflächen und Bedienung.