Moderne Mainframe-Anwendungen: Frische Köpfe statt neuer Technik

Seite 3: Nicht alle müssen in die Cloud

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Wenn es um die Modernisierung von Mainframe-Anwendungen geht, steht automatisch auch direkt die Plattform-Frage im Raum: Unter welchen Bedingungen kommt ein Rehosting oder Replatforming auf Scale-Out-Cluster oder in die Cloud auf keinen Fall in Betracht – und warum?

Das ist eine sehr spannende Frage! (lacht) Ich bin der Meinung, dass hier vor allen Dingen Performance- und Security-Aspekte beleuchtet werden müssen, um die richtige Entscheidung zu treffen.

Fakt ist, dass eine Verlagerung in die Cloud auch wegen der Kosten häufig ungeeignet ist, falls man nicht noch im Startup-Modus unterwegs ist. Es zeigt sich mittlerweile, dass Unternehmen ab einer gewissen Größe alle eher wieder die Cloud verlassen, weil ein Betrieb der Systeme on Premises dann häufig günstiger ist. Rehosting oder Replatforming macht meiner Erfahrung nach eher bei kleineren Anwendungen oder bei „Restbeständen“ auf dem Mainframe Sinn.

Häufig geht es auch um zusätzliche Funktionalität, bessere „User Experiences“ oder auch neue Schnittstellen. Inwieweit müssen die Anwendungsprogramme modifiziert werden, um innovative Features neuer Prozessorgenerationen auszunutzen, wie sie beispielsweise IBM in den Bereichen Verschlüsselung/Datenschutz oder Analytics/KI entwickelt?

Natürlich müssen die Anwendungsprogramme auch architektonisch und technologisch modernisiert werden, um die heutigen Features maximal nutzen zu können. Als Beispiel sei hier die Verbesserung der Serviceschnittstellen genannt. Ein ganz klarer Punkt, der betrachtet und angegangen werden muss.

Welche Rolle spielt heute der Open-Source-Gedanke bei der Modernisierung von Mainframe-Anwendungen?

Aus meiner Sicht eine sehr wichtige, denn er holt den Mainframe raus aus der proprietären Ecke und macht ihn zugänglich auch für bisher noch nicht Mainframe-affine Gruppen.

Was bereitet die großen Probleme bei der Modernisierung von Mainframe-Anwendungen – und wie lösen Sie sie?

Tatsächlich würde ich sagen: Es sind eher Skill- und Change-Probleme und nicht rein technische Showstopper – für die finden sich immer Lösungen. Vielmehr sind die richtigen Know-how-Träger in solchen Projekten der Schlüssel zum Erfolg. Ebenso wichtig ist die Kompetenz, technisch und fachlich Verantwortliche in die Lage zu versetzen, auf Augenhöhe und echtem Verständnis miteinander zusammenzuarbeiten.

Frau Schmidt, vielen Dank für das Interview! Zuletzt haben wir mit Wolfram Greis über die Karriere-Chancen im Mainframe-Kontext und mit Professor Philipp Brune über die Hochschulperspektive auf das Thema gesprochen. Der erste Teil unserer Interview-Reihe widmete sich IBMs interner Sicht auf das Mainframe-Business.

(jvo)