NRW verschiebt Abitur: Probleme beim Download "außerordentlich ärgerlich"

Die zentral vergebenen Abituraufgaben ließen sich nicht downloaden. NRW-Prüflinge müssen jetzt statt am Mittwoch am Freitag ran.

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Eine Gruppe Jugendlicher vor einer Schule

Symbolbild

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

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Nordrhein-Westfalen verschiebt die für Mittwoch angesetzten schriftlichen Abiturprüfungen um zwei Tage auf Freitag. Grund sei eine "massive technische Störung" beim Download der schriftlichen Aufgaben für das Zentralabitur. Das teilt das Ministerium für Schule und Bildung des bevölkerungsreichsten Landes der Bundesrepublik Deutschland mit.

Betroffen ist der Download für die Reifeprüfungsfächer Biologie, Chemie, Ernährungslehre, Informatik, Physik sowie Technik (Grundkurs und Leistungskurs), die für Mittwoch angesetzt waren. Der Freitag sollte eigentlich prüfungsfrei sein. "Die Störung und kurzfristige Verschiebung der Abiturklausuren ist außerordentlich ärgerlich. Die Abiturientinnen und Abiturienten haben sich intensiv auf ihre Prüfungen vorbereitet. Umso ärgerlicher ist es, dass eine Störung beim Download dazu geführt hat, dass die Schulen die Aufgaben nicht rechtzeitig erhalten haben", sagte Schul- und Bildungsministerin Dorothee Feller (CDU).

Für muslimische Abiturienten bedeutet die Verschiebung auf Freitag, dass sie wohl nicht frisch ausgeschlafen antreten können. Der neue Prüfungstermin ist nämlich einer der höchsten Feiertage des Jahres für Muslime: Es ist Eid al-Fitr, das Fest des Fastenbrechens, auch Zuckerfest genannt. Es markiert das Ende des Fastenmonats Ramadan. Der wichtigste Teil des Feiertages ist das Morgengebet circa eine Stunde nach Sonnenaufgang, gemeinsam mit anderen Gläubigen, auf einem offenen Platz oder in einer Moschee. Davor ist eine rituelle Ganzkörperwaschung Pflicht.

Der Download-Fehler habe sich nicht rechtzeitig beheben lassen, erklärt Feller. Warum keine alternativen Methoden zur Verteilung der verschlüsselten Aufgabendateien gewählt wurden, geht aus der Mitteilung des Ministeriums nicht hervor. Es verspricht, "eine genaue Fehleranalyse" samt "notwendiger Konsequenzen, damit die Prüfungen an den Folgetagen störungsfrei durchgeführt werden können."

Bei einem Zentralabitur werden gleiche Prüfungsstellungen von einer zentralen Einrichtung an die Schulen verteilt. In Deutschland ist das für schriftliche Abiturarbeiten in allen Ländern außer Rheinland-Pfalz üblich, in Bayern sogar schon seit 1854. In Österreich wurde die Matura in den Jahren 2015 und 2016 zentralisiert. Die Maßnahme ist dort umstritten, nicht zuletzt aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Schultypen und -schwerpunkte.

Auch in Nordrhein-Westfalen wird das Zentralabitur kritisiert. Vor knapp zwei Jahren forderte Schülervertreterin Xueling Zhou im Gespräch mit heise online dezentrale Prüfungsaufgaben unter einem einheitlichen Standard: "Was wir wirklich brauchen, ist eine Anpassung der Prüfungen – nämlich zu dezentralen Prüfungen statt dem Zentralabitur. Die Lehrkräfte an unserer Schule wissen, was wir unter den Pandemie-Bedingungen gemacht haben. Bei dezentralen Prüfungen stellen die Lehrkräfte der Schule die Aufgaben, lassen sie vom Schulministerium prüfen, arbeiten Korrekturen ein, und dann ist das sehr wohl ein gleichwertiges Abitur."

(ds)