Nach Hamburger Urteil: Uberspace nimmt Youtube-DL-Seite aus dem Web

Der Mainzer Provider Uberspace hat den Zugriff auf die Webseite youtube-dl.org gesperrt. Er folgt damit einem Urteil des Landgerichts Hamburg von Ende März.

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(Bild: Shutterstock.com/photosince)

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Im Rahmen eines Urheberrechtsstreits ist die Webseite youtube-dl.org seit wenigen Tagen offline. "Aufgrund eines Urteils des Landgerichts Hamburg ist der Zugriff auf diese Website gesperrt", informiert der Mainzer Provider Uberspace potenzielle Besucher der Homepage. Die 10. Zivilkammer des Gerichts verpflichtete die für das Hosting verantwortliche Person bereits Ende März, das Angebot einzustellen. Die deutschen Ableger der drei großen internationalen Labels Universal Music, Warner Music Group und Sony Entertainment hatten Uberspace Anfang 2022 wegen des Hostings verklagt.

Einige Monate lang sah es so aus, als ob die Plattenkonzerne die umstrittene Entscheidung nicht vollständig durchsetzen würden. Das Hosting-Unternehmen legte wenige Tage nach der Urteilsverkündung Berufung ein. Damit konnte youtube-dl.org zunächst online bleiben, solange die Musikunternehmen die geforderte Kaution in Höhe von 20.000 Euro nicht hinterlegten. Am 27. Juli habe er nun aber von Klägerseite einen Nachweis erhalten, dass das Geld inzwischen bei einer Bank hinterlegt worden sei, erklärte Uberspace-Inhaber Jonas Pasche dem Magazin TorrentFreak: "Ich habe also keine andere Wahl mehr, als dem Urteil zu folgen." Andernfalls drohe ihm ein Ordnungsgeld in Höhe von 250.000 Euro oder Haft.

Die Webseite dient eigentlich nur als eine Art Visitenkarte für die seit Jahren umkämpfte Programmbibliothek Youtube-DL: sie bietet einen Link für deren Download und Weiterentwicklung über die Quellcode-Hosting-Plattform GitHub. Mit Youtube-DL können Nutzer Videos oder nur deren Audiospur als MP3 von YouTube und anderen Video-Sharing-Plattformen herunterladen. So lassen sich etwa Videos offline anschauen, Songs aus Videos rippen und Sendungen in Audio-Podcasts zum Mitnehmen umwandeln. Aktivisten und Journalisten nutzen oft Software oder Webseiten, die auf YouTube-DL aufbauen, um nachrichtlich relevante Videos zu archivieren und so möglichen Löschaufforderungen von Regierungen, Strafverfolgungsbehörden und Rechteinhabern zuvorzukommen.

Die drei Labels werfen Pasche vor, Nutzern den Zugang zu Youtube-DL zu ermöglichen. Der Beklagte leiste so einen wesentlichen Beitrag dazu, dass Anwender sich mithilfe der Software Inhalte herunterladen könnten, die nicht für einen Download bestimmt seien. Ferner nehme Uberspace Zahlungen für das Open-Source-Projekt entgegen. Die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) reichte im März 2022 Klageerwiderung ein und unterstützt auch die Berufung. Sie spricht von einem weiteren Versuch der Musikindustrie, unter dem Vorwand des Urheberrechts rechtmäßige Netz-Aktivitäten wie Downloadwerkzeuge in die Illegalität zu treiben. Mit dem Download-Tool würden keine wirksamen Kopierschutzmaßnahmen umgangen.

Uberspace ist Pasche zufolge bereit, den Rechtsstreit bis zur höchsten Instanz durchzufechten. "Wir sind zuversichtlich, dass ein höheres Gericht das Urteil des Landgerichts Hamburg aufheben wird, sodass wir die Seite umgehend wieder freigeben können", betonte er gegenüber TorrentFreak. Die Macher von Youtube-DL könnten mit der Domain prinzipiell auch zu einem anderen Host-Provider umziehen. Die Software ist ferner weiter auf GitHub verfügbar, wo sich auch eine eigene Webseite dafür findet. Der Verband der US-Musikindustrie (RIAA) hatte die Bibliothek im Herbst 2020 auf Basis des Digital Millennium Copyright Act (DMCA) zunächst dort sperren lassen. Nach Protesten stellte die zu Microsoft gehörende Plattform das Verzeichnis aber wieder her, da kein Verstoß gegen den DMCA erkennbar sei.

(bme)