Nach der 5G-Auktion: Jetzt kommt ein vierter Netzbetreiber

Seite 3: Dommermuth macht ernst

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Alle Augen auf Ralph Dommermuth: Der Mann meint es ernst.

(Bild: dpa, Boris Roessler/Archiv)

Mit "bundesweit investierend" dürfte Haas einen nicht gemeint haben: 1&1 Drillisch. Der Newcomer freut sich zwar über das ersteigerte Spektrum, hält sich ansonsten aber noch bedeckt. Nur so viel ist klar: United Internet meint es ernst. "Natürlich gehen wir nicht mit einem Messer zu einer Schießerei", hatte Vorstandschef Ralph Dommermuth vor der Auktion zu Zweifeln an seinem Durchhaltevermögen gesagt. Jetzt will er ein Netz bauen: "Als vierter Netzbetreiber werden wir einen Beitrag leisten, Deutschland zum Leitmarkt für 5G zu machen."

Als Newcomer hat 1&1 vergleichsweise milde Auflagen bekommen. Bis 2022 muss das Unternehmen ein Viertel der deutschen Haushalte mit eigenem Netz versorgen. Deshalb dürfte United Internet zunächst in Ballungsgebieten ausbauen. Noch kann das Unternehmen 20 MHz im 2-GHz-Band nutzen, die Telefónica im Rahmen der Übernahme von E-Plus abgeben musste. Die Nutzungsrechte laufen bis 2025, danach hat 1&1 nun eigene Lizenzen ersteigert. "Drillisch ist knapp ausgestattet mit Frequenzen – für den Start reicht das, aber man muss schauen, wie sich das weiter entwickelt", sagt Torsten Gerpott von der Universität
Duisburg-Essen.

Für einen bundesweiten Auftritt wäre Dommermuth anfangs auf die Konkurrenz angewiesen. Das wird noch spannend, weil die Bundesnetzagentur eine nationale Roamingpflicht nicht angeordnet hat. Aber sie hat die Netzbetreiber verpflichtet, mit einem Newcomer darüber zumindest zu verhandeln, und behält sich eine Schiedsrichterrolle vor. Doch das hängt alles noch in der Schwebe, weil die Netzbetreiber gegen die Auktionsbedingungen geklagt haben – hier haben erstmal die Gerichte das Wort.

In Branchenkreisen wird deshalb auch gemunkelt, dass Dommermuth noch einen Plan B haben könnte, um sein Netz bundesweit auszubauen: United Internet könnte Telefónica Deutschland übernehmen. Wenn die Spanier ein gutes Angebot für ihre Deutschlandtochter bekommen, ist das nicht auszuschließen. Nicht sofort, aber in Zukunft: "Mittelfristig ist das durchaus möglich", meint Branchenkenner Gerpott.

Zunächst sieht es aber so aus, dass Deutschland einen vierten Netzbetreiber bekommen wird. Das sehen die meisten als Vorteil und den Verbraucher deshalb als großen Gewinner. Doch bis 5G flächendeckend beim Handynutzer ankommt, werden noch viele Monde ins Land gehen – zumal der mit den 5G-Lizenzen verknüpfte Flächenausbau mit LTE zu bewerkstelligen ist. Groß ist die Auswahl an 5G-Handys ohnehin noch nicht, aber das dürfte sich spätestens 2020 ändern.

Doch ohne Zweifel wird 1&1 den Markt durcheinanderwirbeln und die etablierten Drei aus ihrer Komfortzone holen. "Es ist sehr erfreulich, dass es einen weiteren Mobilfunkanbieter geben wird, denn mehr Wettbewerb führt zu niedrigeren Preisen und einer besseren Infrastruktur für die Verbraucher", hofft der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Sitta. Die Hoffnungen ruhen jetzt auf Ralph Dommermuth – und der ist ja nicht der Mann, der nur mit einem Messer bewaffnet zur Schießerei kommt.

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(vbr)