Nach viel Widerstand: Telegram blockiert Kanäle der Hamas nun doch international

Nachdem sich der Messenger dem lange verweigert hat, wurde der Druck nun offenbar zu groß: Kanäle der Hamas werden jetzt unter iOS und Android blockiert.

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Telegram-App

(Bild: Sergei Elagin/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Nachdem sich der Chef lange geweigert hat, wurden im Messenger Telegram nun doch Kanäle der Hamas und solche mit Verbindungen zu der palästinensischen Terrororganisation gesperrt. Offenbar ist das auf Druck von Apple und Google geschehen, berichtet CNN. Die US-Konzerne bieten die mit Abstand wichtigsten App-Stores an und könnten den beliebten Dienst wegen Regelverstößen aussperren.

CNN erklärt, dass ein Kanal der sogenannten Kassam-Brigaden sowohl unter iOS als auch unter Android nicht mehr abrufbar ist. Betrieben wurde der vom militärischen Arm der Hamas. Ein anderer Hamas-Kanal sei zumindest unter iOS nicht mehr einsehbar. Auch andere Kanäle, in denen die Hamas unterstützt wurde, seien blockiert worden. In Deutschland waren die Kanäle schon seit Tagen gesperrt.

Für die palästinensische Terrororganisation, die mit vor fast drei Wochen mit einer beispiellosen Attacke auf Israel die jüngste Eskalation ausgelöst hat, ist Telegram eines der wichtigsten Propagandawerkzeuge. Wie Spiegel Online anlässlich der Sperrung in Deutschland vorige Woche erläutert hat, werden darin teilweise im Minutentakt aufwendig produzierte Videos und Beiträge publiziert, in denen die Gewalt gefeiert wird. Aus Telegram finden die Inhalte dann oft ihren Weg in andere soziale Netzwerke, wo sie ein nochmal deutlich größere Publikum erreichen. Nach dem Angriff auf Israel war die Zahl der Accounts in den Kanälen steil nach oben gegangen, teilweise auf mehrere Hunderttausend und mehr.

Dass die Kanäle nun unter Android und iOS weltweit nicht mehr einsehbar sind, sei ein massiver Schlag gegen diese Terrorpropaganda, schreibt CNN. Der Telegram-Gründer Pawel Durow hat sich dem lange verweigert und behauptet, dass in den Kanälen wichtige Warnungen vor Raketenangriffen verbreitet würden und es sich um eine "einzigartige Quelle von Informationen aus erster Hand für Forscher, Journalisten und Faktenchecker" handelt. Eine Entfernung würde eine ohnehin schwierige Situation verschlimmern. Trotzdem waren die Kanäle auf Aufforderung des Bundeskriminalamts schon vor einer Woche in Deutschland blockiert worden. Zu dem Schritt hat sich Durow bislang nicht geäußert.

Israel bereitet aktuell einen Einmarsch in den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen vor und hat deshalb bereits mit IT-Unternehmen Kontakt aufgenommen. In der Folge haben mehrere Online-Kartendienste Informationen zur Verkehrslage in dem Land entfernt. Das erinnert an Vorgänge im Krieg in der Ukraine. Als russische Truppen ihre vollständige Invasion begannen, war das zuerst online beobachtet worden: Auf Google Maps waren mitten in der Nacht Staus an der ukrainischen Grenzen aufgetaucht. Die zugrundeliegenden Daten stammten wohl nicht von den Mobilgeräten russischer Soldaten, sondern von Menschen, die dort von dem Truppenaufmarsch gestoppt wurden. Später konnte über Google Maps auch die Massenflucht aus der Ukraine nachverfolgt werden, bevor die Anzeige deaktiviert wurde.

(mho)