Nützes Gedöns (IV.) - Nie wieder Facebook

Seite 3: Infozombies auf dem Weg nach ganz rechts

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Das könnte ein nachmaliges Eingeständnis des "Social Networks" dessen sein, dass sich unter seinen Milliarden Accountbesitzern nicht wenige befinden, die aus welchen Gründen auch immer nicht selbstständig denken. Sie nehmen anscheinend alles für bare Münze, was auf Facebook gepostet wird, so wie anno dazumal nicht wenige Menschen meinten, AOL sei "das Internet". Facebook ein riesiger Pool Infozombies, die sich dank modernster Technik in die äußerste rechte Ecke schieben lassen?

Der Kinder- und Jugendpsychiater Michael Winterhoff beobachtet an Kindern, aber auch an Erwachsenen eine digitale Überforderung. Da das Gehirn nur eine bestimmte Menge an Nachrichten aufnehmen und verarbeiten könne, gerieten die Menschen durch die Überflutung "in den Zustand der diffusen Angst, der Getriebenheit, der Reizüberflutung". Thesen, die übrigens besondern im Fernsehen und Internet Verbreitung finden. Wie auch immer, die Menschen neigen im Internet offenbar dazu, Informationshäppchen aufzunehmen anstatt die ganze Mahlzeit beziehungsweise Menschen mit einer geringen Aufmerksamkeitsspanne bekommen mit den Social Networks das für sie ideale Medium geboten.

"Unsere Mission ist es, den Menschen die Möglichkeit zu geben, Gemeinschaften zu bilden, und die Welt näher zusammenzubringen." So wie es Facebook selbst in seinen Nutzungsbedingungen schreibt, hatte ich das Netzwerk auch verstanden und benutzt. Ich fand frühere Mitschüler und Freunde, schloss mich Interessengruppen an, konnte Kontakt halten mit lieben Menschen, die ausgewandert sind; vor allem angesichts der Menge an Menschen, die sich auf Facebook versammelt haben, boten sich allerlei Optionen.

Darauf basiert Facebooks Geschäftsmodell, aber eben auch darauf, dass Menschenfeinde ihr Gift verspritzen und weitere Gedankenlose rekrutieren. Dort wie auf anderen "sozialen Netzwerken" werden unentwegt Löcher in die dünne Schicht der Zivilisation geschnitten, von Nazis, von Päderasten, von Frauenfeinden und vielen anderen, die es sonst wesentlich schwerer hätten, ihr Unwesen zu treiben.

Um auf den Vergleich mit der Kneipe zurückzukommen: Manch Wirt freut sich ja auch eher über den Bierdurst seiner Gäste als dass er ihrem Stammtischgefasel lauscht. Der Redewendung "Dummheit frisst, Intelligenz säuft" würde ich da nicht vertrauen. Und auch nicht immer Freunden, die auch gerne mal ein dickeres Buch lesen, denn oft genug musste ich welche von ihnen darüber aufklären, dass der Kettenbrief, den sie gerade auf Facebook weiterverbreiteten, reiner Unfug war.

Am besten wäre es, Zuckerbergs Laden für immer dichtzumachen, aber das geht nicht so einfach. Ich habe Facebook verlassen und hoffe, dass es andere möglichst schnell auch tun werden, denn jeder, der bei Facebook angemeldet ist, hält den Dienst mit seinen Daten am Leben, ob er nun postet oder nicht. Das sollte so weit gehen, bis der braune Mob sich selbst überlassen bleibt. Dann werden wir vielleicht auch von den Überwachungsphantasien der Sozialdemokraten verschont. (anw)