Oracles großer Coup

Die Übernahme des Konkurrenten Peoplesoft verringert Oracles Abstand zum Branchenprimus SAP.

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Von
  • Torge Löding

Nach dem 18 Monate währenden, zähen Ringen um die Kontrolle des US-Softwarehauses Peoplesoft steht Oracle-Chef Larry Ellison als strahlender Sieger da. Der Peoplesoft-Verwaltungsrat hatte der feindlichen Übernahme-Offerte zugestimmt.

"Diese Übernahme bringt Oracle mehr Größe und Schwungkraft", wirbt Ellison jetzt für sein erfolgreiches Manöver, das den Abstand zum deutschen Branchenprimus SAP verringert. "Das Highlight im vergangenen Jahr war das Wachstum unserer Anwendersparte um 57 Prozent. Die Übernahme wird dieses Geschäftsfeld steigern", erklärte Ellison weiter. Bislang ist unklar, in welcher Form die Peoplesoft-Produkte fortgeführt werden: Ursprünglich hatte Oracle angekündigt, den Widersacher im Falle einer Übernahme filetieren und eigentlich nur die Kundendatei übernehmen zu wollen.

Peoplesoft, einer der weltweit größten Hersteller von Unternehmenssoftware, hatte den Übernahmereigen im Jahr 2003 begonnen, indem er den kleineren Konkurrenten J.D. Edwards geschluckt hatte und dadurch zum Branchenvize aufgestiegen war. Oracle interpretierte dies als einen hingeworfenen Fehdehandschuh und gab im Sommer 2003 sein erstes Übernahmeangebot ab. Peoplesofts Abwehrfront bröckelte im Oktober das erste Mal, als das Unternehmen sich vom CEO Craig Conway trennte. Conway galt als einer der entschiedensten Gegner der Übernahme und stolperte genau über Aussagen in diesem Zusammenhang.

Die Auseinandersetzung wurde mit aller Härte geführt -- mit persönlichen Anfeindungen und Abwehrmaßnahmen wie der berühmt-berüchtigten Giftpille mit der Peoplesoft dem Konkurrenten die Übernahme vermiesen wollte. Auch mit Kartellklagen war der Streit ausgetragen worden. Nun erwartet Ellison nach erfolgreichem Abschluss des Deals, dass der Kauf im vierten Quartal des laufenden Geschäftsjahres einen Cent Gewinnsteigerung bringen wird und im kommenden Geschäftsjahr insgesamt acht Cent je Aktie. Im darauf folgenden Jahr werde es noch etwas mehr sein. (tol)